Das Flaschen-Etikett hat Martin Mittnacht selbst gemalt. Passend zu seinem Wohnort – im Häsefeld – ziert ein Hase die Flaschen. Glubschäugig und mit überdimensional langen Löffeln setzt dieser zu einem Schluck aus der Pulle an. Doch nicht nur das Etikett, sondern alles rund ums Bier kommt bei der Häsefelder Brauerei aus einer Hand.
Brauanlage mit Waschkesseln
Mittnacht ist der Einzige, der im Landkreis ein solches Brauereigewerbe betreibt. Das bestätigt auch die Lebensmittelbehörde. Ein kleines Gewerbe: Zwei alte Waschkessel aus den 1950ern, ein 100-Liter-Edelstahltopf und ein großes Fass sind das Kernstück – seine Brauanlage. Sie steht in einem selbstgebauten Schuppen hinter seinem Haus in Daverden. Dort braut er seine Craft-Biere.
16 Sorten hat der Bierfan in seinem Repertoire. „Die Malze sind für den Bierstil und die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen verantwortlich“, so Mittnacht. Hopfen bringe die Bitterung, später hinzugefügter Hopfen das Aroma. Knapp zwei Monate nach dem Start eines Brauvorgangs ist das Bier fertig gereift. 100 Liter kommen dabei heraus. Alle zwei bis drei Wochen, je nachdem ob er zeitnah auf einer Veranstaltung sein Bier anpreisen will, wird ein neuer Braugang gestartet.
Neues Projekt: Die Bierfass-Waschanlage
Für den Ausschank hat er eine Zapfanlage, eine zweite schraubt er sich gerade zusammen. Zudem tüftelt Mittnacht derzeit an einer Bierfass-Waschanlage. „Man kann Dinge auch kaufen, aber wo ist da der Witz?“, fragt er. So ziemlich alles in der Brauerei ist Marke Eigenbau: Auch die Abfüllanlage und eine Flaschenspülmaschine sind selbst konzipiert.
Viele Teile dafür hat der Daverdener auf seiner Drehmaschine gefertigt. „Ich schmeiße nichts weg, manches kann man ja nach 20 Jahren wieder brauchen“, sagt er lachend. Seine Brauanlage ist sein Hobby. Er erweitert sie ständig.
„Craft-Bier schmeckt kräftiger“
Als er vor fünf Jahren mit dem Brauen angefangen hat, waren die Pläne kleiner: „Das ist ein kleines bisschen aus dem Ruder gelaufen“, gesteht Mittnacht. Gewerbliche Stände auf Märkten oder dem Craft-Beer-Event in Bremen (Fisch und Feines) betreibt er gelegentlich seit 2013. Zeitweise hatte auch ein Gastwirt sein Bier abgenommen.
Und was unterscheidet Craft-Biere von herkömmlichem Gerstensaft? „Craft-Biere schmecken deutlich kräftiger und der Geschmack bleibt auch länger im Mund“, sagt der Brauer. Am besten schmeckt ihm sein „Indian Pale Ale“, ein sehr hopfenlastiges Produkt. Ansonsten stellt er unter anderem Stout, Maibock oder Julebrygg, ein dänisches Bier mit weihnachtlichen Gewürzen, her. Für sein neuestes Projekt, ein Honigweizen, hat er ein Rezept eines dänischen Brauers getestet.
Wer probieren möchte…
Wer sein Bier probieren möchte, sollte sich vorher bei Mittnacht nach dem Bestand erkundigen. Denn: „Eigentlich braue ich das Bier ja hauptsächlich für Einen“, sagt er, und zeigt grinsend mit dem Daumen auf sich selbst. Na dann, Prost!
Mehr Infos auf der Homepage des Brauers.