Unter den Anwohnern in der Ortschaft Giersberg hat das Projekt Windpark natürlich auch Gegner. Doch nun könnten Bürger aus dem Flecken selbst zu Mitbetreibern einer der geplanten Anlagen werden.
Der künftige Windpark Langwedel soll aus fünf rund 200 Meter hohen Anlagen des Abschnitts „Giersberg-Ost“ direkt an der A 27 und zwei noch gut sieben Meter höheren Rotoren des Abschnitts „Giersberg-West“ auf der anderen Seite der Giersbergstraße bestehen. Für alle sieben Anlagen wurden die Baugenehmigungen bereits erteilt, und die vorbereitenden Erschließungsarbeiten für „Giersberg-West“ sind im Gange.
Erste Bürgerwindanlage im Raum Bremen
Laut Langwedels Bauamtsleiter Frank Bethke sollen diese Woche auch Rodungsarbeiten im Zuge der Aufstellung der fünf „Ost-Rotoren“ anlaufen. Bauträger ist die Ecojoule construct GmbH aus Neustadt am Rübenberge, beauftragt von der Betreibergesellschaft Dean Energieanlagen aus Osnabrück. Letztere plant, jede der fünf Windenergieanlagen (WEA) von einer eigenen GmbH & Co. KG betreiben zu lassen.
Eines der fünf Giersberg-Ost-Räder („WEA 3“) soll dabei zu einer Bürgeranlage werden. Kaufen und betreiben will es die vor drei Jahren im Bremer Stadtteil Findorff gegründete Energiegenossenschaft Bürger Energie Bremen (Begeno). Damit soll die erste Bürgerwindanlage im Raum Bremen überhaupt entstehen. Mit dem Betriebsstart wird für September dieses Jahres gerechnet.
Eine Million Euro Eigenkapital benötigt
Das Bürger-Windrad vom Typ „Enercon E101“ hat eine Gesamtleistung von drei Megawatt und soll rund 7.500.000 kWh pro Jahr produzieren – laut Begeno genug, um mehr als 2.000 Haushalte mit „grünem Strom“ zu versorgen.
Das gesamte Bürgeranlagenprojekt kostet etwa 5,55 Millionen Euro, von denen 4,6 Millionen Euro über Darlehen der Bremer Landesbank und der Kreissparkasse Verden finanziert werden sollen. Rund eine Million Euro an Eigenkapital werden also benötigt. Um diese Summe aufbringen zu können, werden nun weitere Genossenschaftsmitglieder gesucht.
Mindesteinlage von 1.000 Euro
Laut Unterlagen der Begeno ist ein Einstieg für Privatpersonen ab einer Mindesteinlage von 1.000 Euro (entspricht zehn Genossenschaftsanteilen à 100 Euro) möglich. Das Energieprojekt ist zunächst auf eine Laufzeit von 20 Jahren angelegt. Für WEA 3 gehen die künftigen Betreiber davon aus, „mittlere Jahreseinnahmen von voraussichtlich 602.000 Euro“ zu erzielen. Zu beachten ist allerdings: Wer Genossenschaftsanteile hält, ist in Sachen Rendite vom Gesamtergebnis der Begeno abhängig und nicht nur vom WEA-3-Gewinn.
Der Bremer Energiegenossenschaft gehören aktuell bereits Solardachanlagen an der Grundschule Uphusen sowie auf einem gewerblich genutzten Gebäude in Bremen-Hemelingen, die sie jeweils an die Gebäudeeigentümer vermietet hat. Weitere Energieprojekte sollen hinzukommen.
Bürgerbeteiligung Voraussetzung für Energiewende
„Wir wollen den Menschen in der Region die Möglichkeit geben, sich an nachhaltigen Energieprojekten zu beteiligen, die sie selbst mitentwickelt haben“, sagt Begeno-Vorstand Sven Punke. Eine breite Bürgerbeteiligung sei eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Energiewende, fügt er hinzu.
Über ihre Bürgerwindanlage informiert die Begeno am Freitag, 17. Februar, um 17 Uhr im Noon/Foyer Kleines Haus, Goetheplatz 1 – 3, in Bremen sowie am Freitag, 3. März, 17 Uhr in Klenke‘s Gasthaus in Langwedel. Weitere Infos zur Begeno gibt es hier.