Rund 40 Millionen Euro kostet Bremen der Umbau des Zentralbades in das Musical Theater insgesamt – noch immer ist nicht alles abbezahlt. Jetzt, wo das Konzept wechselnder Tourneetheater und Einzelveranstaltungen aufgeht und zumindest schwarze Nullen geschrieben werden, ist die Existenz des Hauses (wieder einmal) bedroht, denn Eigentümer Rolf Specht möchte es umbauen oder gar abreißen lassen.
Warum eigentlich? Denn die bislang für Veranstaltungen zuständige „Mehr! Entertainment“-Agentur hat das Geschäft erfolgreich geführt. Seit Jahren steigen die Auslastungszahlen zusammen mit den Besucherzahlen. 2016 verkaufte die Veranstaltungsagentur das Gebäude an Specht, bleibt aber als Mieter nur bis zum 31. Dezember 2017 – die Gründe für das angekündigte Ende der Zusammenarbeit sind unklar.
Das Musical Theater ist in Bremen alternativlos
Specht selber ist kein Veranstalter, braucht also jemanden, der dieses Geschäft weiterführt. Insiderinformationen zufolge gibt es in dem Kaufvertrag zwischen Specht und „Mehr! Entertainment“ eine Klausel, die es bis Ende 2019 problematisch macht, das Haus als Theater mit einem neuen Mieter weiterzuführen. Da ein leerstehendes Gebäude keinen Profit bringt, gibt es nun die Überlegungen, dieses in ein Mulitplexkino umzuwandeln oder es abzureißen und Wohnungen zu bauen.
Das Kuriose daran: In der Branche wird gemunkelt, dass einige Veranstalter großes Interesse an der Weiterführung des Musical Theaters haben. Denn das Haus verfügt nicht nur über eine gute Infrastruktur, für den Bereich der großen Musicalproduktion ist es in Bremen alternativlos. Zum Vergleich: Die Glocke hat bei fast gleicher Anzahl an Plätzen (1.400) zu wenig Raum für aufwändige Bühnentechnik. Das Goethetheater ist mit 868 Plätzen zu klein und außerdem größtenteils mit Eigenproduktionen belegt. ÖVB-Arena und Halle 7 sind Mehrzweckhallen, die nicht nur zu groß sind, sondern auch die Atmosphäre eines Theaters vermissen lassen. Die Folge wird sein, dass große Shows nicht mehr nach Bremen kommen.
Bremen zahlt noch bis 2019 die Umbaukosten ab
Jetzt, so die Forderung vieler Veranstalter, muss sich die Politik einschalten. Die Stadt ist zwar schon seit Jahren raus aus dem Vertrag, muss aber bis 2019 auch weiterhin den damals aufgenommenen Kredit für die Umbaukosten von 1999 abzahlen – für ein Objekt, das dann schlimmstenfalls gar nicht mehr existiert. Ein gewissens Interesse am Erhalt des Gebäudes sollte also vorhanden sein, so die allgemeine Stimmung. Zumal es für den Standort Bremen inzwischen zu einem Aushängeschild geworden ist.
Zumindest eines ist klar: Wenn der Spielort erhalten bleiben soll, muss schnell eine Entscheidung her. Denn die großen Tourneeveranstalter buchen jetzt ihre Termine für 2018/2019.
Facebook-Umfrage zur weiteren Nutzung des Theaters
In unserer Facebook-Umfrage ist die Mehrzahl der User für den Erhalt des Theaters. Welche Ideen es sonst noch gibt: Die Betroffenheit unter den Followern des WESER REPORT war groß, als bekannt wurde, dass das Musical Theater dicht gemacht wird.„Eine Katastrophe“, schreibt Jörg Rechten, „einer der wenigen Lichtblicke in Bremen.“ „Schade“, meint Carmen Ullmann, „Bremen verliert, wenn das Musical Theater geht.“
Die Mehrheit der User sprach sich für einen Verbleib des Theaters oder einer ähnlichen Spielstätte aus. „Raum und Möglichkeiten für Musicals, Konzerte, Lesungen und andere kulturelle Angebote. Es wäre traurig, wenn das Musical Theater abgerissen oder umgewidmet und dann kurze Zeit später irgendwo am Hafen für zig Millionen ein neues Kulturzentrum gebaut würde“, sagt Elke Schotmann. Wie es besser laufen könnte, weiß Mathias Hannenberg: „Der Richtweg ist nicht besonders schön und einladend, das Musical Theater bräuchte mehr Werbung, auch außerhalb der Stadt Bremen, der Richtweg müsste besser erreichbar und beleuchtet sein.“ Sandra Kailbach findet, dass der Fortbestand „wichtig für die Kultur und den Tourismus“ in der Stadt sei.
Disco und Schwimmbad als Alternativen
Es gab aber auch einige interessante Gegenvorschläge. „Ein Schwimmbad“, so Stefanie Möller, sicherlich in Anspielung auf das alte Zentralbad. Franziska Watermann plädiert für einen „Indoorspielplatz für Kinder“, Ulrike Doherty für eine „Schule mit musisch-künstlerischem Schwerpunkt“. Michael Melle würde dort gerne wieder eine Diskothek sehen: „Für die Ü30-Generation.“ Und Monika Tittje schlägt eine Rollschuhbahn vor: „Wie früher das City Roller. Sowas vermisse ich hier in Bremen.“ Die derzeit diskutierte Option, der Bau von Wohnungen, stößt größtenteils auf Ablehnung. „Die wären nur für eine Minderheit bezahlbar“, sagt Christian Markwart.