Seit Jahren dümpelt die Museumsanlage vor sich hin, zu wenige Besucher, eine sanierungsbedürftige Bausubstanz und keine Mittel für Investitionen. Ein Masterplan wurde bereits verworfen, eine neue Machbarkeitsstudie kann nicht in Auftrag gegegen werden, weil sich die Auftraggeber nicht auf eine gemeinsame Ausschreibung verständigen können.
Während die vom Landkreis als Zuwendungsgeber 50.000 Euro für eine neue Studie ausgegeben werden sollen, 15.000 hätte die Kreiskasse zu zahlen, den Rest will man sich mit Geldern aus Brüssel finanzieren lassen, hat der Verein der Förderer und Freunde der Museumsanlage eine Projektskizze vorgelegt, die keine Steuergelder beansprucht. Billig ist das Papier dennoch nicht, zum einen enthält es wertvolle Hinweise für eine Weiterentwicklung, zum weiteren werden auch dafür Forderungen formuliert, die erhebliche Kosten nachsich ziehen würden.
Das Museum muss attraktiver werden
Der aus Osterholz-Scharmbeck stammende Dr. Christoph Hinkelmann kennt die Museumsanlage seit fast 50 Jahren. Hauptberuflich arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg. Ohne eine höhere Besucherfrequenz hält er das Museum auch nicht für überlebensfähig. Dafür müsse man aber in erster Linie die Öffnungszeiten verlängern. Bisher kann das Museum nur an den Wochenenden aufgesucht werden.
„An den Wochenenden hat ein Besucher kaum die Möglichkeit, mehr über ein Objekt oder einen Themenbereich zu erfahren als es die spärlichen Informationen der Objektbeschriftungen vermitteln. Außer einer Kassenkraft steht ihm kein Personal für Fragen zur Verfügung, Führungen sind nur nach vorheriger Absprache möglich. Der Besucher bleibt sich selbst überlassen und kann, soweit er in den jeweiligen Themenbereichen nicht firm ist, die Bedeutung der Präsentationen kaum einschätzen. Hier werden im wahrsten Sinne des Wortes Perlen vor der Öffentlichkeit verborgen. Besondere Veranstaltungen finden an den Wochenenden, wenn die Menschen Zeit haben, nicht statt“, so Hinkelmann.
Es wird mehr Personal benötigt
Das von der Kulturstiftung für die Museumsanlage abgestellte Personal beschränke sich auf eine museumspädagogische Kraft und einzelne Personen, die im Eingangsbereich für Kasse und Shop tätig sind. Damit könnten weder eigene Sonderausstellungen, Veranstaltungsreihen, anspruchsvolle Einzelveranstaltungen noch fundierte Informationen zu den Themenbereichen der Museumsanlage angeboten werden. Die unbefriedigende, in keiner Weise ausreichende Personalsituation stellt für Hinkelmann den wesentlichsten Grund für die mangelhafte Nutzung der
Museumsanlage dar.
Auch das Vogelmuseum habe seit Jahrzehnten keine nennenswerte Veränderung mehr erfahren, auch hier wirkt die Präsentation leicht „angestaubt“. Die Dioramen und der größte
Teil der Biotopvitrinen wären hervorragende Ausstellungsbereiche, die grundsätzlich nicht in Frage gestellt werden dürften; es sei möglich, andere Inhalte in den Raum des Dioramas
„Wesermündung“ zu verlegen, das als einziger Bestandteil des Vogelmuseums dort verbleiben müsse, weil es nicht fortbewegt werden kann. Bei einigen Biotopvitrinen und bei den in regulären Vitrinen präsentierten, übrigen Präparaten besteht die Möglichkeit, sie raumeffizienter einzusetzen.
Das Museum braucht mehr Mitmachstationen
Hinkelmann fordert eine Überarbeitung der Präsentation, dabei würden mehr Mitmachstationen einzurichten sein, beispielsweise Ratestationen für Kinder. Kindgerechte Geschichten von Vögeln in ihrem Lebensraum, als Höreindrücke in Audio-Stationen abrufbar, machen neugierig und faszinieren. Basale Wissensvermittlung über kindgerechte Medienstationen, Touchscreen-Monitore, Apps oder QR-Codes, über die ältere Kinder Informationen auf ihre Smartphones laden und über die sie zu einer intensiveren Betrachtung der ausgestellten Vögel und einer Interaktion in der Ausstellung ermuntert werden, rundet das Informationsangebot für Kinder ab. Mittelfristig sollte über den Einsatz von Tablets als „interaktive Audioguides“ nachgedacht werden.
Best Ager, Senioren, die über viel Zeit verfügen, können allein oder als Großeltern mit ihren Enkeln zu Museumsbesuchern werden. Für sie müssen anspruchsvollere Informationsangebote bereitstehen. Für erwachsene Zielgruppen gilt ganz allgemein, dass sie, mit interessanter Information angesprochen, „Aha-Erlebnisse“ haben, durch die ihnen das besuchte Museum nachhaltig in Erinnerung bleibt.
Auch für Erwachsene muss ein Programm her
Erwachsene, die sich für viele Themen interessieren und gern Museen in ihrer Region aufsuchen, so Hinkelmann. Wenn sie eine ständige Ausstellung kennen gelernt haben und ihnen keine Neuerungen oder Abwechslungen geboten werden, kommen sie allerdings seltener oder bleiben ganz weg. Finden jedoch Wechselausstellungen und andere Aktivitäten statt, spricht sich das schnell herum und schafft Besucherbindung. Als Beispiele seien genannt: regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen zu Themen rund um Vögel und Natur, ein attraktives Vortragsprogramm im Winterhalbjahr und Filmabende zum gleichen Themenspektrum, Flugvorführungen lebender Vögel, WebCams am Nest einer großen Vogelart, z.B. Weißstorch, im Sommerhalbjahr, Kooperationen mit der Biologischen Station Osterholz (BioS), mit Nabu, BUND, der Jägerschaft und anderen. Das heutige Vogelmuseum sollte sich als Ausgangspunkt und Organisator von Stimmenwanderungen, Naturbeobachtungsgänge, je nach Jahreszeit mit wechselnden Schwerpunkten, Ausflügen zu den rastenden Kranichen und anderen Zugvögeln im Herbst anbieten.
Ein Museumscafé könnte die Verweilsdauer der Besucher verlängern, zwischen dem Anbau, in dem der größte Teil des Norddeutschen Vogelmuseums untergebracht ist, und dem Niedersächsischen Bauernhaus befindet sich eine Freifläche, die von Backhaus und Scheune begrenzt wird und gewissermaßen einen zentralen Raum der Museumsanlage bildet. Sie
könnte im Sommerhalbjahr, insbesondere bei gutem Wetter, als attraktives Ausflugslokal genutzt werden, wenn dort ein professionelles Speise- und Getränkeangebot bereitgehalten werden würde. Um diesen Standortvorteil gegenüber der aktuellen Situation noch attraktiver zu machen, empfiehlt sich die Errichtung eines kleinen Gebäudes für Küche, Lagerhaltung und Sanitärräume, während eine größere Teilfläche zwischen Anbau und Findorff-Haus am Boden versiegelt und unter Glas gebracht werden würde. Dort könnte eine ganzjährig nutzbare Bewirtung, ein Café mit kleinem Angebot warmer Speisen, entstehen, die selbstverständlich einem Pächter zur Verfügung gestellt wird. In einem Stadtteil mit wenigen Cafés und Restaurants würde der Pächter zukünftig auf eigenes unternehmerisches Risiko, aber mit einem besonderen Angebot wirtschaften und der Kulturstiftung auch unabhängig von den Öffnungszeiten der Museumsanlage eine regelmäßige Einnahmequelle verschaffen.
Museumscafé und ein größerer Shopbereich
Der Museumsshop müsste vergrößert und die verkehrliche Anbindung verbessert werden. Dafür müsse aber auch mehr Personal, für die Leitung, die Technik, das Marketing und die Forschung eingestellt werden. Vorgeschlagen wird auch eine Einbindung des Museums in die Fremdenverkehrsarbeit in Osterholz und die Ansiedlung der Touristiker auf der Museumsanlage.
Die Bürgerfraktion der Kreisstadt lädt für kommenden Freitag, 17. Februar, ab 19 Uhr zu einem Stammtisch in die Gaststätte „Amtslinde“ in der Rübhofstraße ein. Dort werden Vertreter der Familie Baumeister ihr Konzept vorstellen.