Rund 6.500 Besucher zählt die Museumsanlage an der Bördestraße pro Jahr. Nach Angaben der Kulturstiftung Landkreis Osterholz als Trägerin der Einrichtung stagnieren diese Zahlen. Dafür registriert werden übrigens nicht nur die Ausstellungsbesucher, sondern auch all jene, die das Gelände bei Kunsthandwerkermärkten, mit Schulklassen oder an Tagen der offenen Tür frequentieren. Nun droht die Schließung.
Die Kulturstiftung verwaltet auch die Große Kunstschau in Worpswede. Dort hat man sich zuletzt baulich stark für eine Erweiterung der Ausstellungsflächen engagiert, es flossen rund 3,3 Millionen Euro öffentlicher Gelder.
Jährliches Defizit in Höhe von 120.000 Euro
Mit rund 400.000 Euro wird die Kulturstiftung für laufende Kosten jährlich aus Mitteln des Landkreises unterstützt. Diese Subventionierung sieht man bei der Stiftung als nicht mehr auskömmlich an. Pro Jahr kommt es zu einem Defizit in Höhe von rund 120.000 Euro. 2016 wurde die Kulturstiftung gerichtlich dazu verdonnert, ihrer fristlos entlassenen Geschäftsführerin Gehalt nachzuzahlen und zusätzlich noch eine Abfindung zukommen zu lassen, die Aufgaben der Geschassten wurden unterdessen an Kuratoren übertragen, auf Honorarbasis.
Nach der Sanierung in Worpswede wird für die Museumsanlage in der Kreisstadt von einem Investitionsstau in Höhe von drei bis vier Millionen Euro gesprochen. An der Bördestraße sind auf einem parkähnlichen Gelände ein Heimatmuseum, ein Schifffahrtsmuseum, ein Mitmachmuseum und eine bedeutsame Vogelausstellung vereint. Eine Machbarkeitsstudie soll Wege für eine Neukonzeption und die Einwerbung zusätzlicher Mittel aufzeigen. Der Auftrag dafür scheiterte bisher daran, dass die Kulturstiftung keine Einigung über eine entsprechende Auftragsvergabe mit der Familie Baumeister herstellen konnte, die ein Mitspracherecht für den Bereich Vogelsammlung auf der Museumsanlage hat. Das Norddeutsche Vogelmuseum war 1973 von Dr. Walther Baumeister begründet worden, seine Erben schützen das Vermächtnis. Die Sammlung zeigt auf einer Fläche von über 800 Quadratmetern etwa 450 Vögel in mehr als 220 Arten, teilweise in großen Dioramen , die äußerst kunstvoll die Illusion einer ursprünglichen Landschaft erzeugen.
Kündigung kommt parallel zu einer Konzeptskizze
Am Mittwoch dieser Woche flatterte der Familie Baumeister die Kündigung ihres Vertrages mit der Kulturstiftung ins Haus: Eine Fortsetzung sei aufgrund der finanziellen Situation und fehlender Mitwirkung der Familie an der Weiterentwicklung des Museums nicht möglich. Karl-Heinz Marg als Vorsitzender des Kuratoriums der Kulturstiftung, sein Stellvertreter Björn Herrmann und der neue Geschäftsführer der Stiftung, Philipp Stanehl, beklagen „eine finanzielle Notlage“ und sprechen von „drohender Zahlungsunfähigkeit“ (Schreiben liegt unserer Redaktion vor).
Für Freitag hat die Kulturstiftung zu einer Pressekonferenz eingeladen. Dort soll es eine wichtige Mitteilung zur Museumsanlage geben. Neben der Vertragskündigung fürs Vogelmuseum wird wohl auch verkündet, dass die Museumsanlage insgesamt zum 1. März geschlossen wird. Das beträfe auch eine Sonderschau, noch bis Ostern läuft eigentlich im Findorffhaus der Anlage die Ausstellung „Die große Welt der kleinen Zinnfiguren“, die übrigens passend zum aktuellen Problem mit „Der Dukatenscheißer“ überschrieben ist.
Museumsanlage wird von viel Herzblut getragen
Im Sommer vergangenen Jahres zeigte die örtliche CDU übrigens ihrem Landtagssprecher für Wissenschaft und Kultur ganz stolz die Museumsanlage. Jörg Hillmer schwärmte davon, wie dort mit Herzblut gearbeitet werde.
Dass die Familie Baumeister nicht als Buhmann für ein mögliches Aus von Vogelmuseum und Museumsanlage herhalten will, belegt übrigens eine Konzeptskizze, die gerade vorgelegt wurde. Parallel mit dem Eingang des Kündigungsschreibens legte Dr. Christoph Hinkelmann im Auftrag des Vereins „Freunde und Förderer der Museumsanlage“ Vorschläge für eine Neukonzeption vor. Dass beide Seiten, Kulturstiftung und Familie Baumeister, wieder an einen Tisch kommen können, belegen dieser Vorschlag und auch eine Formulierung im Kündigungsschreiben: „Die Neuverhandlung einer vertraglichen Einigung … wird seitens der Kulturstiftung ausdrücklich gewünscht“.