Das Übergangswohnheim für Flüchtlinge an der Obervielander Straße in Bremen Huchting bietet keinen Luxus - die meisten Bewohner müssen sich ihren Raum wohl mit einem Mitbewohner teilen. Die Flüchtlingsunterkunft aus Containern nimmt diese Woche die ersten Bewohner auf. Foto: lod Auch wenn sie ihr Zimmer mit einem Mitbewohner teilen müssen, bietet das neue Übergangswohnheim in Huchting immer noch mehr Privatspäre, als die Notaufnahme-Lager. Foto: lod
Huchting

Flüchtlingswohnheim eröffnet nach Brandanschlag

Von
Ab sofort ziehen die ersten Flüchtlinge in die Container an der Obervielander Straße. Der Brandanschlag hat die Eröffnung nach hinten geworfen. Luxus bieten die Wohnungen nicht, aber mehr Privatsphäre als die Notaufnahme

Die Container von außen.

Die Container von außen.

Das neue Übergangswohnheim in Huchting – in zwei Reihen und doppelstöckig stehen die 80 Container auf dem ehemaligen ASV-Gelände an der Obervielander Straße. In ihrer weißgrauen Eintönigkeit wirken sie von außen etwas hässlich.

Auch innen ist die Ausstattung einfach: Es gibt einen Spind und schlichte Metallbetten, ein kleines Bad, eine Küche und einen PVC-Boden. Aber schon mit dem ersten Klecks Farbe durch ein paar grüne Kissen wirkt der Container wohnlicher.

115 Flüchtlinge ziehen in die Container

Diese Woche wurden die Schlüssel für das neue Übergangswohnheim der AWO übergeben. Ende der Woche ziehen die ersten Flüchtlinge in das kleine Containerdorf. 115 Menschen sollen dort unterkommen.

Eigentlich hätten 135 Männer, Frauen und Kinder hier Platz haben sollen, und eigentlich hätten sie schon im November einziehen sollen. Doch durch den Brandanschlag im September wurden 16 Container unwiederbringlich ­zerstört, andere mussten restauriert werden.

Sicherheitsmaßnahmen wie in anderen Flüchtlingsheimen

Trotz dieser Vorgeschichte: Für das neue Übergangswohnheim gilt der gleiche Schutzstatus, wie für jede andere Flüchtlingsunterkunft. „So etwas wie der Brandanschlag hätte überall passieren können“, sagte Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann schon im Januar im Interview

Und Sozialsenatorin Anja Stahmann betonte bei der Schlüsselübergabe am Montag: „Huchting ist der Stadtteil mit dem größten sozialen Zusammenhalt“ – sie nahm damit Bezug auf eine aktuelle Bertelsmann-Studie und verwies zudem auf die Mahnwache, die Anwohner nach dem Brandanschlag gegen den Terror durchgeführt haben.

Die Wohnungen bieten ein wenig eigenen Raum

Die neuen Bewohner werden nun entweder aus Not- oder auch aus Erstaufnahmeeinrichtungen in die Apartments ziehen – auch wenn die Flüchtlingszahlen zurückgegangen sind, sind laut Sozialsenatorin Anja Stahmann im Januar und Februar noch 279 neue Flüchtlinge nach Bremen gekommen. 

In den Containern werden die Geflüchteten nun ein wenig mehr Privatsphäre erfahren, als in den Aufnahmelagern – und zumindest etwas Raum zur eigenen Gestaltung. „Es gibt natürlich Brandschutzbestimmungen – aber innerhalb dieser Grenzen dürfen die Bewohner später auch ein eigenes Schränkchen aufstellen und Bilder aufhängen“, so Maral Elmi Sarabi, die das Übergangswohnheim leiten wird.

„WG“ mit Zwei-Bett-Zimmern

Familien werden gemeinsam in einem Container leben. Alleinstehende Flüchtlinge dagegen teilen sich die Zwei- bis Fünfbett-Wohnungen in einer Art WG. Der Hauptunterschied zur Studenten-WG: Die meisten Räume sind keine Einzelzimmer, sondern mit mehreren Betten belegt.

Ein Apartment für zwei Personen ist samt Küche und Bad gerade einmal 26 Quadratmeter groß. Ein Drei-Mann-Container hat eine Fläche von 42 Quadratmeter.

Wohnblocks werden sozial durchmischt

Wichtig ist daher, dass die Mitbewohner zueinander passen. „Wir achten darauf, dass sie etwa das gleiche Alter und einen ähnlichen Hintergrund haben – wie in anderen WGs eben auch“, so Elmi Sarabi.

Bei den einzelnen Wohnblocks aus mehreren Containern hingegen soll keine solche Zuordnung nach Nation, Alter oder Familienstatus stattfinden. „Das hat sich nicht bewährt“, sagt die Leiterin. „Es ist besser, wenn die Blocks durchmischt sind – sonst entsteht leicht ein ,Wir‘ gegen ,Die‘.“ 

Vertreter des Beirats und des Sozialressorts im Container-Kindergarten.

Vertreter des Beirats und des Sozialressorts im Container-Kindergarten.

Ein Kindergarten für die Kleinen

Familien dürfen mit Priorität aus den Notlagern in das Übergangswohnheim umziehen – an der Obervielander Straße werden also auch Kinder leben. Ein großer Container ohne Zwischenwände dient als Kindergarten. Honorarkräfte sollen dort gemeinsam mit Ehrenamtlichen und den Flüchtlingen selbst die Kinder betreuen.

Das Containerdorf ist auf fünf Jahre ausgelegt. Nebenan wird derweil schon an einem weiteren Übergangswohnheim gebaut. Die Wohnungen dort werden in Holzrahmen-Bauweise errichtet und sollen länger Bestand haben. Nach zehn Jahren Nutzung als Übergangs-Wohnheim für Flüchtlinge stehen die Häuser dann als regulärer Wohnraum für alle zur Verfügung. 

Der Kindergarten, der dann an diesem weniger improvisierten Übergangs-Wohnheim eröffnet, soll nicht nur für Flüchtlinge, sondern für alle Huchtinger Plätze bereit stellen – und so die Integration erleichtern. 

 

 

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner