NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann spricht von „3.000 verbrieften Kröten“, die im vergangenen Frühjahr von freiwilligen Helfern über die Senator-Apelt-Straße getragen worden sind. Es könnten noch mehr gewesen sein.
Denn in jeder Laichperiode gibt es diese zwei bis drei lauwarmen, feuchten Nächte, in denen so viele Kröten auf dem Weg von den Woltmershauser Kleingärten zu ihrem Laichgewässer im Zaun hängenbleiben, dass die Helfer gar nicht mehr zum exakten Zählen kommen.
Krötenschutz mit Zaun und Eimer
„Im Moment steckt noch Frost im Boden“, sagt Hofmann. Das kann aber jeden Tag vorbei sein und dann soll der einen Kilometer lange Zaun stehen. Deshalb haben die Mitarbeiter der Geschäftstelle und Helfer gestern die Schutzvorrichtung aufgebaut.
Alle paar Meter haben sie einen Eimer im Boden vergraben. „Da muss man sorgfältig arbeiten“, betont Hofmann. Sonst gehen die Kröten einfach am Eimer vorbei. „Wir stellen hier eine Falle mit besten Absichten“, sagt der Naturschützer.
Damit die Tiere nicht auf der Senator-Apelt-Straße vom Kraftverkehr platt gefahren werden, müssen sie in den Eimern ausharren, bis ein menschlicher Reiseführer sie über die Straße trägt.
Krötentaxi hilft beim Überleben
Vom Straßenverkehr würden sich die Tiere auf ihrer Mission nämlich nicht aufhalten lassen. Sie kennen nur ein Ziel: Das Laichgewässer, in dem sie selbst einmal geschlüpft sind. Und das liegt für viele Tiere nun einemal in den Tümpeln und ochtumdurchzogenen Wiesen auf der anderen Seite der Straße.
„Man hätte damals gleich eine Amphibienleiteinrichtung oder eine Alternative anlegen müssen“, sagt Hofmann über die vergleichsweise junge Senator-Apelt-Straße.
Ohne das menschliche Krötentaxi würde manches Tier die Überquerung nicht überleben. Geht man davon aus, dass die Hälfte der transportierten 3.000 Tiere Weibchen sind, schätzt Hofmann, dass diese rund drei Millionen Eier legen.
Kompliment an die Kleingärtner
Von 200.000 entwickelten Kröten erreichten allerdings „wenn überhaupt“ nur 2.000 die Geschlechtsreife. Deshalb sei es so wichtig, den Tieren beim Erreichen ihrer Laichgewässer zu helfen.
Dass es überhaupt so viele Kröten gibt, ist laut Hofmann ein „Kompliment an die Kleingärtner“. „Sie gärtnern offensichtlich giftfrei“, sagt der Naturschützer. Deshalb finden die Kröten auch genügend schmackhafte Nacktschnecken im Areal.
Weitere Helfer gesucht
Langfristig würde der Naturschutzbund gern auf der Straßenseite der Kleingärten einen Teich anlegen, in dem die Tiere ihren Nachwuchs bekommen können. Dann müsste nur noch in den ersten Jahren ein Zaun aufgestellt werden. Dieser hätte dann nicht mehr den Zweck, die Tiere in Eimern aufzufangen, sondern sie auf der richtigen Straßenseite zu behalten und zum „Notlaichen“ zu zwingen.
Bis es aber so weit ist, brauchen die NABU-Helfer noch Unterstützung von freiwilligen Helfern, die in den nächsten Wochen Krötentaxi spielen. „Idealerweise können sie das zum Beispiel mit ihrer Hunderunde verbinden“, sagt Hofmann. Wer mitmachen will, kann sich telefonisch unter der Nummer 45 82 83 64 melden.