„Zweiwallige mittelalterliche Landwehr“, verkündet ein Schild der Kreisverwaltung aus den 1960er-Jahren. Die „Zwei“ von „Zweiwallig“ wurde durchgestrichen und manuell durch eine „Drei“ korrigiert. Daneben glänzt neu eine moderne kleine Info-Tafel. Das rostige alte Schild lässt jedoch erahnen, wie lange sich niemand für die Hülsener Landwehr, die am besten erhaltene im Kreisgebiet, ernsthaft interessiert hat.
Landwehr zwischen 13. und 15. Jahrhundert errichtet
„Es ist gut, dass die jungen Leute aus Hülsen erfahren, was für ein altes Denkmal wir hier haben“, sagt Kreisarchäologin Dr. Jutta Precht. Sie freut sich über das Engagement der Hülsener Dorfjugend, die die Landwehr in einem Arbeitseinsatz nun von dichtem Gestrüpp und Dornenbüschen befreit hat. Vorab hatte der Landkreis bereits einen kleinen Pfad angelegt und seinerseits viele Büsche beseitigt, bis vor kurzem war das Bauwerk nur über einen Acker zu erreichen.
Die Landwehr selbst besteht aus drei Wällen à drei bis fünf Meter Breite mit Gräben dazwischen. Sie wurde zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert errichtet und diente als „ein Annäherungshindernis“, so Precht. Viehdiebe und Räuberbanden habe es zu dieser Zeit gegeben. Jedenfalls sei das Ziel der Landwehren gewesen, Stellen schwer- oder unpassierbar zu machen.
Kein Kartenmaterial aus damaliger Zeit
Weswegen genau die Hülsener Landwehr errichtet wurde, sei unklar, sagt die Ärchäologin. „Es ist ein rätselhaftes Denkmal. Wir wissen nicht wer es wann genau gebaut hat. Und auch nicht warum“. Möglicherweise sei rechts und links des knapp 150 Meter langen Gebildes „ein dichter Urwald“ gewesen, durch den niemand durchkam, mutmaßt Precht. Alte Karten aus dieser Zeit gebe es keine. Eine andere Theorie sei, so Precht, dass das Fleckchen Land umstritten war und zwei Dörfer es haben wollten.
Hohlwegspuren deuten für die Archäologin darauf hin, dass die Wehr an manchen Stellen passierbar war. Dort seien womöglich Wegezölle kassiert worden. Dank dem Einsatz der Hülsener Dorfjugend sind die Wälle nun seit vergangenem Wochenende zugänglich und erkennbar.
„Eigentlich müsste man hier jährlich was machen“
Die Dorfjugend ist ein loser Zusammenschluss 34 junger Hülsener, die mal an gemeinnützigen Projekten teilnehmen („72-Stunden-Aktion“), sich mit einem Wagen am Erntefest beteiligen und hauptsächlich Freunde sind. Die Jugend hat der eine oder andere schon hinter sich, die Altersspanne reicht von 16 bis 39 Jahre. „Manche haben den Absprung nicht geschafft“, witzelt der Leiter der Gruppe, Tobias Boensch.
„Eigentlich müsste man hier jährlich was machen“, sagt Precht beim Anblick der Landwehr. Boensch und seine „Jugendlichen“ können sich das durchaus vorstellen. „Es kann gut sein, dass wir ein andermal weitermachen“, sagt auch Yvonne Helberg, eine von gut einem Dutzend anpackender Helfer. Doch seit dem 1. März sind derartige Arbeiten in der Natur aus Tierschutzgründen erstmal wieder für einige Monate verboten.