„Fenja sitzt schon wieder in der Fichte!“ – Naturpädagogin Heike Kroll versucht, auch die anderen Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren für den umgestürzten Baum zu begeistern. „Wer braucht noch Zapfen?“, ruft Kroll und einige der kleinen Teilnehmer folgen ihr. Fenja zumindest, hat bereits einen. „Zuhause hab ich auch schon welche“, erklärt sie schüchtern.
Dann geht es weiter zu den „Waldgeistern“ – ganz traditionell, wie momentan jeden Freitagnachmittag für die zurzeit neun Kinder, die mit beiden Eltern, nur einem Elternteil oder ihren Großeltern an der Waldtour auf der Großen Höhe teilnehmen. Das Gebiet, dass Heike Kroll für die Erkundungen nutzt, hat sie gepachtet. „Es ist mein Jagdrevier“, erklärt sie.
Immer andere thematische Schwerpunkte
Für die Waldausflüge setzt sich die Kursleiterin jedes Mal andere thematische Schwerpunkte, je nach Jahreszeit. „Heute bauen wir ein Nest“, sagt sie. Beispiele dafür finden die Kinder sogleich bei den „Waldgeistern“, einem aus Holz geschnitzten Teddy und einem Eichhörnchen. „Ich bereite die Strecke immer vor und habe die Reste von zwei verlassenen Vogelnestern an den Waldgeistern deponiert“, flüstert Kroll.
Die Anwesenden erfahren, dass es sich vermutlich um die Nester einer Meise und eines Goldhähnchens handelt. Außerdem wissen nun alle, wie man Harz ganz leicht von den Fingern kriegt – auch das Klebrige von Fenjas Tannenzapfensammlung zuhause – und wie das Gewölle, die ausgewürgten Nahrungsreste einer Eule aussieht: „Die kleinen Mäuseknochen kann man bestimmt als Zahnstocher nutzen“, sind sich einige der Eltern einig. Dann gehts zum Holz-Tippi. Picknick machen. Doch auf dem Weg dahin muss noch schnell ein Baum umarmt werden, weil das Schlafmoos der Zypresse so schön weich ist.
Picknick am Rastplatz
Während einige Kinder am Rastplatz noch damit beschäftigt sind, kleine Würstchen und Kekse zu verspeisen und ihre Mütter die Gunst der Stunde für eine Tupper-Tauschbörse nutzen, haben einige der Teilnehmer bereits Fredderik und Teddy gefunden. Die beiden Stofftiere haben in einer kleinen Baumhöhle übernachtet. „Zum Glück wurden sie nicht von Hunden entdeckt“, erklärt die Naturpädagogin und lacht. Die Kinder überlegen derweil, ob Fredderik noch weiter schlafen soll oder nicht. Tom hat einen guten Platz gefunden. Dann wird die Plüsch-Maus wieder auf den weichen Waldboden gebettet.
„Jetzt bauen wir ein Nest“, gibt Heike Kroll den Ton an. Zögerlich fangen die Erwachsenen an, mitzumachen, die Kinder folgen ihnen. Zuerst die Äste, dann etwas Moos und zum Schluss die weißen Federn aus Heike Krolls Jutebeutel. Dann ist das Nest fertig. „Wer möchte sich hineinsetzen?“, fragt die Pädagogin. Niemand traut sich. Die Eltern möchten wissen woher die Federn stammen und ob die Jägerin die Enten bereits aufgegessen hat.
Die Federn wirbeln durch die Luft
Dann geben sich Fenja und Amelie einen Ruck und setzen sich ins gemachte Nest. Am Ende haben auch Konrad mit seinem Papa und Jonas mit seiner Mutter einmal im Nest gesessen. Nach einer Windböe fliegen die Federn durch die Luft, die Kinder wirbeln und pusten sie weiter – wie Seifenblasen.
Doch wie kommt man dazu, sich und seinen Sprössling für die Waldgruppe anzumelden? Fenjas Vater Florian Bogun weiß die Antwort: „Das Konzept überzeugt“, sagt er und verrät, dass er als Kind auch immer gerne im Wald gespielt habe.
Amelies Mutter Anja Wessels hat indes von einer Freundin von dem Angebot gehört. „Amelie ist sehr gerne draußen und hat viel Spaß im Wald“, erklärt sie.
„Ich freue mich, wenn die Kinder mit offenen Augen durch den Wald laufen und ihn mit allen Sinnen erfahren“, erläutert Heike Kroll. Man könne Vögel hören, Spuren lesen, die unterschiedlichen Jahreszeiten riechen und im Spielen versinken.
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