Gemütlich, aber eng ist es in dem alten Backhaus auf Gut Varrel. Foto: pv
Wer ein Sonntagsbrötchen aufbackt, muss an einem Knopf drehen, ein paar Minuten vorheizen und schließlich das Backwerk noch einmal zehn Minuten im Ofen lassen. Altes Backen dauert länger – und es ist mit mehr Unwägbarkeiten verbunden.
Schon am Freitag geht die Arbeit los
Einmal im Monat, an einem Samstag, trifft sich dort das Backhaus-Team und backt in den alten Steinofen Brot und Kuchen nach tradtioneller Art.
Der Konditormeister, der seit 2016 im Team ist, ist meist am Freitag schon vor Ort, um den Teig aufzusetzen.
Und auch Teamleiter Hermann Mahlstedt kommt das erste Mal schon am Freitagnachmittag – er muss den großen Ofen schon einmal mit Holz befeuern und vorheizen.
Ein Balanceakt zwischen den Temperaturen
Am Samstag geht es dann ab 5 Uhr morgens los. „Dann kommen die nächsten drei Karren Holz ins Feuer“, so Mahlstedt.
Ab neun Uhr ist die Hitze im Ofen auf 300 Grad angestiegen – und muss mit Wasser wieder abgekühlt werden. Ein Balanceakt zwischen den Temperaturen. Dass auch mal etwas anbrennt, lässt sich nicht komplett verhindern.
Backhaus stand ursprünglich anderswo
2002 wurde das Backhaus wieder aufgebaut.
Das Backhaus stand ursprünglich in Stiftenhöhe bei Harpstedt – 1832 wurde es dort erbaut.
Schon 1988 erwarb es der Förderverein Gut Varrel, ließ es fachgerecht zerlegen und die einzelnen Teile zum Gut bringen. Doch bis das erste Brot im alten Steinofen gebacken werden konnte, sollten noch 16 Jahre vergehen.
Das Problem: Ein Gutachten bestritt, dass es früher auf dem Gutshof ein Backhaus gegeben habe. Damit verstieß die Errichtung gegen den Denkmalsschutz.
Auf Gutshöfen wurde immer gebacken
Schließlich aber entschied Bürgermeister Cord Bockhop die Sache für den Förderverein – schließlich, so seine Begründung, sei auf Gutshöfen immer gebacken worden.
Ab 2002 wurde das Backhaus aus vielen alten und einigen neuen Balken an neuer Stelle aufgebaut – und 2004 heizte man den traditionellen Steinofen zum ersten Mal an.
Experimente mit verschiedenen Broten
Nicht jedes Mal gibt es das gleiche Brot. „Wir experimentieren jetzt mehr“, so Mahlstedt. Wie schon im Februar soll es auch beim Backtag am Samstag wieder Kartoffel-Möhren-Brot geben – neuerdings, so Mahlstedt, „mein persönliches Lieblingsbrot.“
Außerdem kommt ein Bauernstuten mit Rosinen in den Ofen – und 15 Bleche des bewährten Butterkuchens. „Damit sind wir dann aber am Limit, mehr schaffen wir in der Zeit nicht“, sagt Mahlstedt.
Das Team arbeitet ehrenamtlich
Vier Männer sind es derzeit, die ihren Samstag in aller Frühe im beengten und heißen Backhaus bei harter Arbeit zubringen. Zwei von ihnen arbeiten in der Woche und opfern hier also ihren freien Tag.
Ein ehrenamtliches Team aus Frauen verkauft die Kuchen und Brote anschließend – in den vergangenen beiden Monaten war der Andrang so groß, dass nach einer Dreiviertelstunde alles ausverkauft war.
Geld verdienen die Männer und Frauen mit ihrer Extra-Schicht am Samstag nicht: Die Einnahmen werden vor allem für die Unkosten gebraucht, der Rest wird aufgehoben, falls am Backhaus mal etwas getan werden muss.
Der Spaß steht im Vordergrund
„Die Freiwilligen hier haben halt Lust, mal was anderes zu machen“, meint Matthias Wrede vom Förderverein Gut Varrel. „Uns macht das einfach Spaß“, bestätigt Mahlstedt.
Gebacken wird auch am heutigen Samstag wieder – seit fünf Uhr. Der Verkauf startet um 14 Uhr – dann steht oft schon eine Schlange vor der Remise neben dem Backhaus.
Im Anschluss an den Verkauf findet heute auf Gut Varrel ab 15 Uhr auch noch der Kindersachenflohmarkt der Kirchengemeinde Varrel statt.
