Es ist eine Frage, die insbesondere im Bremer Süden viele Menschen umtreibt: Lohnt sich die Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 um 3,7 Kilometer nach Huchting hinein? Aus volkswirtschaftlicher Sicht wurde sie in einer standardisierten Bewertung nun erneut mit einem „Ja“ beantwortet.
Linie 1 bekommt den positiven Wert 1,38
Laut einem neuen Gutachten der Firma Intraplan wird die Maßnahme mit dem Wert 1,38 eingestuft. Ein Wert über „1“ ist dabei als die Schwelle festgelegt, ab der der volkswirtschaftliche Nutzen die Kosten überwiegt. Erst dann kann der Bund Maßnahmen des öffentlichen Personennahverkehrs fördern. Bis zu 60 Prozent der Kosten werden dann von der Bundesebene übernommen.
Das neue Gutachten wurde angefertigt, weil Kritiker die bisherige Untersuchung von 2008 als veraltet ansahen. Bei dieser war ein Wert von 1,09 herausgekommen – also vergleichsweise knapp über der Zielmarke. Gegner der Straßenbahn hofften, dass bei einer erneuten Bewertung der Nutzen unter die erforderliche „1“ fallen würde.
Bewertung durch Fahrgastprognose und Schienenpreis
„Für Verkehrssenator Dr. Joachim Lohse bestätigt sich mit den neuen Zahlen, was seine Behörde im Planungsprozess stets prognostiziert hatte: „Die Verlängerung der Linie 1 zur Erschließung von Mittelshuchting ist verkehrspolitisch und wirtschaftlich sinnvoll. Der gute Nutzen Kosten-Faktor von 1,38 untermauert dies überzeugend.“ Man werde nun zügig mit der Realisierung fortfahren.
Der Grund für die nun verbesserte Bewertung liegt laut Jens Tittmann, Sprecher des Bausenators, nach ersten Erkenntnissen des Ressorts unter anderem an höheren Fahrgastprognosen sowie einem günstigeren Preis für Schienen – bis 2011 habe es in Deutschland Kartellabsprachen zu Stahlschienenpreisen gegeben.
Gegner vermuten Gefälligkeitsgutachten
In die Bewertung fließen neben den Kosten und Fahrgastzahlen auch Effekte auf die Umwelt. Da die Gutachter davon ausgehen, dass mit der verlängerten Straßenbahn Menschen ihr Auto häufiger stehen lassen, fließt etwa der verringerte CO2-Ausstoß als positive Wirkung ein.
Gegner der Verlängerung, etwa von der „Huchting Initiative“ kritisieren, dass das Gutachten von der gleichen Planungsfirma durchgeführt wurde, die schon bei der ersten Untersuchung eine positive Wertung vergab. Sie zweifeln unter anderem an den prognostizierten Fahrgastzahlen – und vermuten ein Gefälligkeitsgutachten.
Laut Tittmann ist das Unsinn: „Der Bund prüft das Gutachten genau, das unabhängige Institut handelt im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums. Das sind also harte Prognosen.“