Es ist laut und voll im Konzertsaal der Kammerphilharmonie in der Gesamtschule Ost. Alle Schüler wirken aufgeregt, es ist der letzten Projekttag zur Vorbereitung auf die Stadtteil-Oper. Als Alexander Radulesco, der die Oper in diesem Jahr inszeniert, in die Mitte des Saales tritt, werden die Schüler langsam still.
Nacheinander präsentieren sich die einzelnen Arbeitsgruppen gegenseitig, was sie bisher erreicht haben: Der Chor singt mehrere Lieder, die jungen Darsteller führen die erste Szene der Oper auf, Kostümbildner zeigen ihre Entwürfe und das Blas- und Geigenorchester spielt mehrere Stücke.
Schüler stellen sich den unterschiedlichsten Aufgaben
„Es kommen sehr vielfältige Aufgaben auf die Schüler zu“, sagt Radulesco über die nahende Aufführung. Insgesamt ist es schon die siebte Stadtteil-Oper, die die Gesamtschule Ost mithilfe des Zukunftslabors der Kammerphilharmonie Bremen inszeniert.
Rund 550 Schüler aller Altersstufen beteiligen sich an dem Projekt. Sie entwerfen und nähen Kostüme, basteln Requisiten für das Bühnenbild und stehen natürlich als Schauspieler auf der Bühne oder spielen als Musiker im Orchester.
Amerika: Mittelpunkt der Handlung
Dieses Jahr steht, wie bereits in diversen früheren Stücken, ein bestimmtes Land im Mittelpunkt der Handlung. Unter dem Titel „Menuchims Reise“ beschäftigt sich die Oper mit Amerika und seiner Historie als Einwanderungsland.
In der Geschichte merkt eine Familie bald nach der Geburt ihres jüngsten Sohnes, dass dieser schwer krank ist. Als sie nach Amerika auswandert, muss er zurückbleiben, erst Jahre später begibt sich seine größere Schwester auf die Suche nach ihm.
„Es gibt immer eine Perspektive“
„Wir wollen den Schülern vermitteln: Es gibt immer eine Perspektive“, sagt Lea Fink, die das Zukunftslabor der Bremer Kammerphilharmonie pädagogisch und künstlerisch leitet.
Und während die einen in der Gesamtschule Ost gerade an ihrer Zukunftsperspektive arbeiten und über den Abiturprüfungen schwitzen, sitzen die anderen im Nachbarraum in einem kreativen Chaos aus Stoffen und Entwürfen und kümmern sich um die Kostüme.
Nähmaschinen summen, über die Tische sind Stoffe ausgebreitet und in einer Ecke des Raumes stapeln sich selbstgebastelte Hüte.
Maßgeschneiderte Kostüme
Damit die Kostüme – für jeden Darsteller extra angefertigt und maßgeschneidert – rechtzeitig zur Premiere am 18. Mai fertig werden, gibt es während der Osterferien extra eine „Nähwerkstatt“ in der Schule.
Freiwillige Helfer aus dem Stadtteil, Frauen aus dem Mütterzentrum und Bewohner des benachbarten Flüchtlingsheims unterstützen die Stadtteil-Oper unter anderem bei dieser Aufgabe. „Wir sind immer dankbar, dass wir so viele Helfer haben“, sagt Lyn-Mary Busse, Assistenz der Kostümbildnerin.
Projekt wirkt nachhaltig
Für die Schüler stehen in den nächsten Wochen noch viele Proben auf dem Programm. „Sie sind mit Herzblut bei der Sache“, berichtet Radulesco stolz. Und Annette Rüggeberg, die ehemalige Direktorin der Gesamtschule Ost, ist von einer nachhaltigen Wirkung des Projektes überzeugt: „Die Schüler wachsen über sich hinaus und diese Erfahrung bleibt ihnen erhalten.“