Das Trinkwasser in der Stadt Bremen hat eine ausgesprochen hohe Qualität“, versichert Angela Dittmer, Pressesprecherin der swb AG. Der Nitratgehalt sei seit vielen Jahren unauffällig und liege mit maximal zwei bis drei Milligramm pro Liter weit unter dem gesetzlichen Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter.
Das liegt unter anderem daran, dass das Bremer Wasser zu 100 Prozent aus Grundwasser besteht, das aus Tiefen von 60 bis 80 Metern gefördert wird, teilweise sogar noch tiefer bis zu 270 Meter. „In diesen Tiefen ist das Grundwasser durch natürliche Abbauprozesse bislang nitratfrei bis nitratarm“, erklärt Dittmer.
„Wir wissen nicht, wie lange das noch gut geht.“
Doch niemand kann garantieren, dass es auch so bleibt. Denn im oberflächennahen Grundwasser vieler Trinkwassereinzugsgebiete messen die Versorger alarmierende Nitratwerte.
So verfügt der Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband beispielsweise im Landkreis Oldenburg über 65 oberflächennahe Messstellen mit einer Tiefe von bis zu 20 Metern. „In rund der Hälfte der Messstellen wird der gesetzliche Grenzwert von 50 Miiligramm Nitrat pro Liter überschritten“, sagt OOWV-Pressesprecher Gunnar Meister.
In den Wasserwerken ist davon noch nichts zu merken. „Die Nitratwerte im Trinkwasser der Wasserwerke Großenkneten (5,6 Milligramm pro Liter), in Wildeshausen (1,1) und Harpstedt (0,93) bewegen sich weit unterhalb des gesetzlichen Grenzwertes“, so Meister. Er sagt aber auch: „Wir wissen nicht, wie lange das noch gut geht.“
Nitratüberschuss durch Gülle- und Gärreste
Der OOWV liefert auch einen Teil des Bremer Trinkwassers. Nur 15 Prozent fördern die swb in Blumenthal selbst. Weitere Lieferanten sind der Trinkwasserverband Verden und die Harzwasserwerke.
Als Hauptursache für das Nitrat im oberflächennahen Grundwasser gelten Nährstoffüberschüsse durch Gülle und Gärreste aus der Landwirtschaft. Die Pflanzen können nicht so viel Dünger aufnehmen und verarbeiten, wie in den vergangenen Jahrzehnten ausgebracht worden ist.
Landwirte müssen nach Grundwasserschutzregeln wirtschaften
„Es besteht die Gefahr, dass die Nitratüberschüsse mit der Zeit in das tiefere Grundwasser wandern und unsere Förderbrunnen betreffen. Dies kann je nach Lage und Standort wenige Jahre oder mehrere Jahrzehnte dauern“, erläutert Meister.
Und dann würde es eben doch teuer werden. Denn um das Nitrat aus dem Wasser zu entfernen, sind aufwändige Entsalzungsverfahren erforderlich. „Alles ist besser als technische Lösungen“, meint Meister. Der OOWV setzt deshalb auf Vereinbarungen mit den Landwirten, die sich verpflichten nach besonderen Regeln des Grundwasserschutzes zu wirtschaften.
Wie teuer es wirklich werden würde, wenn das Bremer Wasser vom Nitrat befreit werden müsste, kann niemand genau vorhersagen. Ob eine Steigerung um 45 Prozent realistisch sei, könne man weder bejahen noch verneinen, heißt es bei swb. „Sicher ist, dass erhöhter Aufwand auch höhere Kosten verursacht, die die Kunden sicher spüren würden“, so swb-Sprecherin Angela Dittmer.