Rehkitz. Foto: Hinrich Geerken Rehkitze verharren regungslos, wenn sich Gefahr nährt. „Die Mutter hält sich in der Nähe, doch nicht bei den Jungen auf“, erklärt Jäger Aumund Kropp. Foto: Hinrich Geerken
Tierschutz

Osterholz: Landwirt schreddert Baby-Rehe

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Schätzungen zufolge sterben durch Mähfahrzeuge bundesweit jährlich mindestens 500.000 Wildtiere, darunter allein 100.000 Rehkitze – wie jüngst in der Osterholzer Feldmark.

„Zerstückelt“, „elendig verendet“, „Drama“: Es ist eine harte Wortwahl, wenn der Bremer Tierschutzverein über den Vorfall spricht, der sich kürzlich in der Osterholzer Feldmark ereignet hat.
Was war geschehen?

Aumund Kropp, Jagdpächter der betreffenden Wiese, schildert was passiert war: „Offenbar hat ein Landwirt mehrere Rehkitze mutwillig totgemäht.“ Die kleinen Rehe lagen im hohen Gras, das eigentlich Schutz bieten sollte.

„Sie sind hilflos und bleiben regungslos liegen“

Der Landwirt hätte mit den Mäharbeiten begonnen, „ohne Maßnahmen zu ergreifen, für den Schutz der Tiere zu sorgen“, so Kropp. Er könne es nicht nachvollziehen, gerade weil der Landwirt selbst Jäger sei.

Er hätte wissen müssen, dass sich dort mit hoher Wahrscheinlichkeit Kitze befinden, schließlich sei Brut- und Setzzeit. „Die Tiere haben in diesem jungen Alter keinen ausgebildeten Fluchtinstinkt. Sie sind hilflos und bleiben regungslos liegen, um von Räubern nicht entdeckt zu werden“, so Kropp.

x1-totesreh_2sp. Foto: Bremer Tierschutzverein

Von den Kitzen blieb nach dem Mähen nicht mehr viel übrig.
Foto: Bremer Tierschutzverein

Ungeschriebene Abmachung zwischen Landwirten und Jäger

So nahmen die Kitze auch kein Reißaus, als die Mähmaschine mit lautem Dröhnen ankam und sie überrollte. Kropp ärgert so ein Verhalten: „Die Wiese hatte noch nicht einmal einen landwirtschaftlichen Nutzen, sie war stillgelegt.“ Und weiter: „Man hätte wenigstens versuchen können, die Tiere zu warnen.“

„Ein Gesetz, das die Landwirte daran bindet, gibt es nicht“, weiß Marcus Henke, Vizepräsident der Landesjägerschaft Bremen. Eigentlich sei es mehr eine ungeschriebene Abmachung, dass Landwirte vor Mähmaßnahmen die zuständigen Jäger kontaktieren, damit diese mit Hunden das Feld absuchen können.

„Es ist kein Einzelfall“

Auch technische Schutzvorkehrungen, wie Infrarotlicht und Ultraschall sind denkbar, weiß Henke: „Das Feld von Innen nach Außen zu mähen würde der Ricke die Möglichkeit bieten, ihren Nachwuchs in Sicherheit zu bringen.“

Zwar gebe es keinen hundertprozentigen Schutz, doch müssten Landwirte alles tun, um die Tiere zu schützen. Dem würden einige Landwirte offenbar nicht nachkommen. „Es ist kein Einzelfall“, so Henke mit Blick auf die geschredderten Kitze in der Osterholzer Feldmark.

Schutz auch für Landwirte nicht einfach

Gleichzeitig nimmt er die Landwirte in Schutz. Kitze vor dem Mähen zu finden, sei „eine große Herausforderung für alle Beteiligten.“ Die Areale seien riesig und selbst Hunde nicht in der Lage, die Kitze direkt zu finden, da sie geruchlos sind – ein weiterer, in dieser Situation verhängnisvoller Schutzmechanismus der Natur.

„Auch die Landwirte sind nicht darauf bedacht, Rehteile in ihrem Heu zu finden“, sagt der Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer Bremen, Till Pagels. „Aber es passiert ab und zu.“ Landwirte würden aufgrund von Witterungsbedingungen in einigen Fällen schnell handeln müssen.

Wenig Spielraum für Landwirte, wenig Lebensraum für Kitze

Da bliebe keine Zeit, das Mähen vorher anzukündigen. „Und Schutzmaßnahmen wie ausgebildete Hunde kosten Zeit und Geld“, so Pagels weiter. Auf den Vorschlag des Tierschutzvereins, die Mähzeiten weiter nach hinten und damit von der Brut- und Setzzeit entfernt zu legen, entgegnet er: „Das würde den Landwirten die Existenzgrundlage nehmen.“

Das Gras würde, je länger es wächst, seinen energetischen Wert verlieren und für die Kühe dann unnutzbar werden. Das Grünland müsse gänzjährig bestehen bleiben, dies sei gesetzlich festgelegt. Bis zu fünf Mal jährlich muss eine Fläche gemäht werden, weiß Pagels und fügt hinzu: „Für die Landwirte gibt es da kaum Spielraum.“

Und damit wird auch der Lebensraum für die Rehkitze immer enger.

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