Delme Report: Herr Abramowski, in Ihrer Position haben Sie stets mit Verkehrsangelegenheiten zu tun – sind Sie selbst Radfahrer in Delmenhorst?
Hendrik Abramowski: Ich bin zu circa 95 Prozent mit dem Fahrrad unterwegs. Sowohl dienstlich als auch privat. Was aber nicht heißt, dass ich nicht auch gerne mal mit dem Auto fahre. Gerade wenn Termine außerhalb sind, lässt es die Zeit nicht immer zu, mit dem Fahrrad zu fahren. Aber sonst mache ich auch dienstlich viele Wege per Rad.
Ist Ihnen auf Ihren Strecken mit dem Fahrraad schon mal etwas aufgefallen, was fehlt oder gar stört?
Ja. Es gibt so einige Dinge, die nicht gut sind, aber auch andere die wiederum sehr gut sind. Als Problem sehe ich die in Teilen doch recht veraltete Verkehsinfrastruktur, die eben wegen der Verkehrsplanung der 60er und 70er Jahre doch stark auf den Kfz-Verkehr ausgerichtet ist, als Rad und Fußverkehr eher eine Nebenrolle gespielt haben. Das ist jedoch nicht nur speziell ein Delmenhorster Problem, sondern ist in vielen anderen Städten ebenso der Fall. Dennoch ist hier ein gutes und recht engmaschiges Radwege-Netz vorhanden. Das finde ich doch ertaunlich und beachtlich, allerdings kann man besonders am Stadtwall sehr gut sehen, dass die Verkehrsanlage auf den Kfz-Verkehr ausgerichtet ist. Dies soll in Zukunft jedoch verbessert werden.
In den Umfragen des ADFC hat Delmenhorst mit der Note 3,8 abgeschnitten. Halten Sie das Ergebnis für angemessen?
Ich finde das Ergebnis zutreffend. Ehrlich gesagt muss ich gestehen, dass ich mit einer schlechteren Note gerechnet habe. Man muss jedoch dazu sagen, dass diese Untersuchung an die Bevölkerung gerichtet wurde und damals 90 Personen aus Delmenhorst dabei teilgenommen haben. Für ein repräsentatives Ergebnis benötigt man allerdings eine Stichprobe von 1.000 Teilnehmenden. Ich finde die Aktion des ADFC aber gut, da man so einen Anhaltswert bekommt und mal sieht, wo man steht.
Gibt es aktuell Pläne, den Radvehr in Delmenhorst zu verbessern oder gar zu erweitern?
Auf jeden Fall. Delmenhorst hat Ende 2014 einen Verkehrsentwicklungsplan beschlossen, indem die Verbesserung des Radverkehrs in der Stadt ein deutlicher Schwerpunkt ist. Das ist in Prinzip der Leitfaden, an dem sich die Verwaltung jetzt orientiert. Unter anderem ist in diesem Plan ein Routenkonzept mit entsprechender Abdeckung des Stadtgebietes enthalten. Da sind wir auch dran. Zwei Routen sind dabei schon geplant und beschlossen worden. Einmal eine Route nach Deichhorst und eine Route schnurgerade Richtung Bremen. Innerhalb dieser Routen wird es auch Fahrradstraßen geben. Hier haben wir vom Stadtrat schon die Zustimmung bekommen, dass wir die Strecken umsetzen können. Ich finde es gut, dass auch die Politik das Thema Radverkehr als positiv erkannt hat und die Verwaltung bei den Plänen unterstützt. Die Fördermöglichkeiten in Deutschland sind im Moment so gut wie noch nie. Davon möchten natürlich auch wir profitieren. Persönlich würde ich mir sehr wünschen, dass die alte Bahnstrecke nach Lemwerder, irgendwann mal als Radroute, vielleicht sogar als Radschnellweg umgesetzt wird.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die Schwachstellen auf Delmenhorster Radwegen?
Schwachstellen sind auf jeden Fall Brüche und Unterbrechungen in den Radwegen, die wir im Stadtgebiet haben. Die Gerhard-Hauptmann Straße oder die Ludwig-Kaufmann Straße sind hier beispielsweise zu nennen.
Haben Sie eine Lieblingsstrecke, die Sie allen Fahrradfahrern als Geheimtipp ans Herz legen möchten?
Ja, da habe ich sogar mehrere. Die Stadt sowie auch die Region haben wunderschöne Gebiete, die mit dem Fahrrad zu erkunden sind. Mein Favorit ist die Strecke immer der Delme entlang Richtung Norden über Hasbergen, danach weiter Richtung Ochtumsperrwerk und dann gerne noch weiter Richtung Lemwerder immer der Weser entlang. Wunderschön.
Zur Person: Hendrik Abramowski (52)ist gebürtiger Bremerhavener, lebt seit 24 Jahren in Delmenhorst und ist seit Ende 2014 für die Stadt tätig. Vorab war der ausgebildete Diplom-Ingeneur für Raumplanung lange beim Senator für Umwelt, Bau und Verkehr in der strategischen Verkehrsplanung beschäftigt.