Der Säugling hat den Mund noch geöffnet, schreit aber mittlerweile nicht mehr. Es ist, als hätte er alle Luft „herausgepresst“. Die Atmung setzt aus, das Kind läuft langsam blau an. Eine Horrorvorstellung – was soll man in so einer Situation tun?
„Das sind die typischen Anzeichen für einen Schreikrampf“, erklärt Erwin Launus, Fachdozent der Johanniter für Sanitätsausbildung. Hier müssten Eltern nicht in wilde Panik verfallen oder sofort den Notruf wählen.
Simple aber effektive Behandlungsmethode
„Es reicht oft schon, dem Säugling in den Mund zu pusten. Das löst dann einen Atemreflex aus“, sagt Launus. Wenn er während seiner Fortbildungen für Erste Hilfe bei Kindern dieses Beispiel bringt, kennen oft nur wenige Teilnehmer diese Behandlungsmaßnahme.
Dabei ist sie äußerst simpel und kann Schlimmeres verhindern: Beispielsweise wenn erst der Notarzt gerufen wird und der Säugling bis dahin keine Hilfe bekommt.
„Viele Menschen haben ihre Selbstständigkeit in solchen Dingen verloren. Mit dem Kurs wollen wir erreichen, dass sie sich wieder sicherer fühlen“, sagt der Dozent, der sich auf Notfälle bei Kindern spezialisiert hat.
Angst und Schmerzempfinden durch Erfahrung sammeln
Die verschiedenen Altersgruppen seien bei Ersthelfermaßnahmen von großer Bedeutung, deshalb behandelt Launus sie auch verstärkt in seinen Kursen.
„Die Anatomie und Vitalfunktionen sind je nach Alter äußerst verschieden. Bei Säuglingen kann ich den Puls beispielsweise nicht an der Halsschlagader fühlen. Und eine Herzfrequenz, die für einen Säugling im Normalbereich liegt, kann für einen Jugendlichen lebensbedrohlich sein“, erklärt er.
Wichtig sei auch, dass sich Angst und das Schmerzempfinden des Menschen erst im Laufe der Zeit entwickeln. Kinder müssten Erfahrungen sammeln, und das passiere in den meisten Fällen erst, wenn sie diese auch praktisch machen.
Üben an Kinder-Dummys
„Ich kann einem Kind zehnmal sagen, die Herdplatte ist heiß. Wenn es noch kein Temperaturempfinden erlernt hat, weiß es damit nichts anzufangen“, so Launus. Das bedeute natürlich nicht, dass Kinder ohne Rücksicht auf Verletzungen alles ausprobieren müssten. Vorsicht sei gut, man dürfe nur nicht übertreiben.
Während der Fortbildungen, die hauptsächlich von jungen Eltern, Erziehern oder Sozialassistenten besucht werden, nutzt er verschiedene Dummys, um die Herz-Lungen-Massage zu üben. Von einem Baby über Kleinkind bis zum Erwachsenen ist alles dabei.
Viel zu beachten bei der Kinderbehandlung
Dadurch sollen die Kursteilnehmer lernen, wie sie ihre Kraft einschränken müssen. Bei einer Atemspende sei zu beachten, dass Säuglinge ein viel kleineres Lungenvolumen haben als Erwachsene. „Bei einer zu heftigen Beatmung kann sonst schon mal die Lunge kollabieren“, erklärt der Ersthelfer.
Es gibt also eine Menge bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen zu beachten. „Kinder sind halt keine kleinen Erwachsenen“, betont Launus.
Der nächste Kurs der Johanniter findet am Samstag, 22. Juli, zwischen 9 und 17 Uhr in der Dienststelle an der Julius-Bamberger-Straße 11 statt. Eine Anmeldung ist unter 536 96 30 oder johanniter.de/kurse möglich, dort gibt es auch weitere Informationen und Termine.