X_02_Handwerkermangel_3sp. Foto: Barth Stillstand am Bau – bei guter Auftragslage müssen sich Bauherren mit Handwerkern gut stellen. Foto: Barth
Baustellen

Handwerkermangel: Wenn der Bau nicht weitergeht

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Die Bremer Handwerkskammer wirft Immobilien Bremen zu viel Bürokratie vor – und schlechte Zahlungsmoral. Bauen für die öffentliche Hand sei zu kompliziert. Nicht die ganze Branche lässt das so stehen.

In der Überseestadt und an Kita-Containern, in Schulen und in Außenbezirken: Es wird gebaut in Bremen, Handwerker sind auf Monate ausgebucht. Doch was des einen Freud, ist des anderen Leid – und sorgt für Verspätungen beim Bau.

Aktuell ist das laut Peter Schulz, Sprecher von Immobilien Bremen (IB), etwa beim Neubau des Bürger- und Sozialzentrums in Huchting passiert. Das Wetter sorgte für eine erste Verspätung – und als es weitergehen sollte, gab es keine freien Handwerker.

Beziehungsstatus: nicht möglich

Dass IB über das Phänomen klagt, könnte aber laut Jan-Gerd Kröger noch andere Gründe haben: „Es beschwert sich einer der unbeliebtesten Auftraggeber bei Handwerkern“, so der Präses der Bremer Handwerkskammer.

Das liege zum Einen in der Natur von öffentlichen Aufträgen: Um Klüngelei zu vermeiden, müssen diese stets ausgeschrieben werden – eine Treuebeziehung zwischen IB und den Bremer Handwerkern kann es so nicht geben.

„Es ist einen Hauch komplizierter in Bremen“

„Aber mittlerweile bewerben sich dort ohnehin kaum noch Bremer um Aufträge“, behauptet Kröger. IB sei ein besonders komplizierter öffentlicher Auftraggeber – auch im Vergleich mit dem niedersächsischen Umland.

„Es ist einen Hauch komplizierter in Bremen“, bestätigt Oliver Platz, Präsident der Bremer Architektenkammer. Er möchte IB dennoch nicht an den Pranger stellen: „Die Politik macht viele Vorgaben, die erfüllt werden müssen“, sagt er. „Das ist vielleicht aufwendiger und nerviger, dafür hinterher aber auch sicherer.“

Großer bürokratischer Aufwand

Der Bremer Architekt Jörg B. (Name der Redaktion bekannt) will das so nicht akzeptieren: „Es müsste bei begrenzten Mitteln doch darum gehen, für möglichst wenig Geld möglichst viel zu bauen“, findet er.

Er hat schon mit IB zusammengearbeitet – selten zuvor habe er einen so großen bürokratischen Aufwand erlebt. „Diese Arbeit kennen die Planer und preisen sie ins Angebot ein – IB muss deshalb für alles mehr zahlen“, sagt er. „In erster Linie also deren Problem – und das der Öffentlichkeit.“

Das Problem mit den Zahlungen

Ein Problem für Handwerker stellt dagegen ein weiterer Vorwurf da, den Handwerkskammer-Präses Kröger erhebt: „IB hat von allen öffentlichen Auftraggebern die schlechteste Zahlungsmoral. In meinem Bauunternehmen sind schon für zwei IB-Rechnungen Zinsen aufgelaufen.“

Verspätete Zahlungen können vorkommen, gibt Schulz zu: „Jede Rechnung muss geprüft werden“, erklärt der IB-Sprecher. Die Sachbearbeiter aber hätten auch viele andere Baustellen. Schließlich, so Schulz, habe der Kita-Ausbau in den vergangenen Jahren viel Arbeit gefordert. „Da kann es passieren, dass eine Rechnung länger liegt, als Handwerker sich das vorstellen.“

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