Ein zweijähriger Junge saust im Bobbycar über den Flur, zwei Mädchen jagen einem Luftballon hinterher. Seit dem 1. August herrscht reges Treiben in den Containern, die auf dem zuvor als Bolzplatz genutzten Pausenhof der Grundschule an der Horner Heerstraße stehen.
Eigentlich hätte es diese Container nie geben sollen – aber die Baumaßnahmen für den seit zwei Jahren geplanten Kindergarten in der Riekestraße haben noch nicht einmal angefangen.
250 Kita- und Krippenplätze an neun Standorten
„Der Bedarf an an Plätzen ist weiterhin extrem hoch. Deswegen sind wir sehr froh über diese Zwischenlösung“, sagt Birgit Weber-Witt. Sie ist Geschäftsführerin des „Familienbündnis e.V.“, der über ganz Bremen verteilte Betreuungseinrichtungen mit dem Namen „Hanseatenkids“ organisiert.
Die Initaitive der Sparkasse und Bremer Heimstiftung startete 2010 mit dem Ziel, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Mittlerweile gebe es an neun Standorten mehr als 250 Kita- und Krippenplätze, so Vorstandsvorsitzender Jörg Rosenbrock.
70 Kinder ohne Platz – in einem Stadtteil
Doch das ist offenbar immer noch nicht ausreichend: „Die Behörde sagt, dass alle versorgt sind. Aber es gibt immer noch Anfragen von Eltern, die keinen Platz bekommen haben“, erzählt Inga Köstner, Ortsamtsleiterin von Horn-Lehe.
Allein im vergangenen Jahr habe es im Stadtteil mehr als 70 Kinder gegeben, die keinen Platz erhielten. Gleichzeitig nehme die Anzahl junger Familien in Horn-Lehe stetig zu, so Köstner. Die Eltern, deren Nachwuchs nun im „Container-Kindergarten“ betreut werden kann, sind daher überaus erleichtert.
Entlastung durch Übergangskita
„Wir haben uns damals an das Platzvergabeverfahren gehalten. Auf meine Nachfrage habe ich dann irgendwann erfahren, dass alle Einrichtungen voll sind“, berichtet Natalie Degregorio. „Ich bin zuhause Alleinverdienerin. Ohne diesen Platz wäre es schwierig geworden“, sagt sie mit Blick auf ihre zweijährige Tochter Juno.
In der Übergangskita kommen insgesamt 50 Kinder unter, davon 30 in der Krippe. „Wir betreiben jetzt quasi eine Einrichtung an zwei Standorten“, erklärt Ann-Christin Goldschmidt, Leitung des Horner Kindergartens „Laubfrösche“.
„Das wird eine echte Herausforderung“
Zwei alte Gruppen in den Gebäuden der Bremer Heimstiftung bleiben bestehen, in den Containern sind alle Kinder neu. „Das wird eine echte Herausforderung mit so vielen Neuzugängen“, sagt Goldschmidt.
Geplant ist, dass der Neubau in der Riekestraße 2018 fertiggestellt wird. Doch dazu müssen die Bauarbeiten erst einmal anfangen. So lange müssen sich alle Beteiligten mit Kompromissen begnügen: Eine Container-Kita für die „Laubfrösche“ und ein gesperrter Bolzplatz für die Grundschule an der Horner Heerstraße, auf dessen Gelände die Übergangsbauten stehen.