x1_KO Tropfen1_3sp. Foto: Schlie Mit ein paar Tropfen gefügig machen: Sowohl Frauen als auch Männer können Opfer werden. Symbolfoto: Schlie
Drogen

„K.o.-Tropfen“ – Die unsichtbare Gefahr

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Geschmacklos, geruchlos und im schlimmsten Fall tödlich: „K.o.-Tropfen“ sind eine Droge, die Menschen zu leichten Opfer machen soll. Die wenigsten Fällen werden aufgeklärt. Die Dunkelziffer in Bremen ist hoch.

In Embryonalstellung habe er gekauert, in einer dunklen Ecke in den Neustadtswallanlagen – hätte sich übergeben bis er bewusstlos wurde. Wenn Lisa Schröter davon erzählt, was ihrem Freund in jener Nacht zugestoßen ist, gruselt nicht nur sie es: Wäre er in dem Moment allein gewesen, sie wolle sich nicht ausmalen, was hätte passieren können.

Glücklicherweise war ein Kumpel bei ihm, der auch den Krankenwagen rief. Schröters Freund kam in die Notaufnahme: Verdacht auf übermäßigen Alkoholkonsum. „Das kann eigentlich nicht sein, ich habe ihn auch schon betrunken erlebt“, erzählt Schröter – um dann nach einer kurzen Pause hinzuzufügen: „aber das war etwas anderes.“

„Als hätte man ihn einfach ausgeknipst“

Komplett hilflos sei er gewesen, steuerbar, „wie ein kleines Kind“ – ohne jegliche Erinnerungen an das Geschehene. Das Letzte woran er sich erinnern könne, sei das Bier im Club gewesen. Es war das dritte an diesem Abend.

Plötzlich, so berichtete sein Begleiter, ging gar nichts mehr – „als hätte man ihn einfach ausgeknipst“. Man habe ihn noch rausgetragen, dann brach er zusammen. Zunächst hätten beide nicht gewusst, was geschehen war.

Schwer nachweisbar und gefährlich

An den diagnostizierten Alkoholrausch wollten sie nicht glauben. Schröter und ihr Freund vermuten eine andere Ursache: „Jemand muss ihm was ins Getränk getan haben.“
Martin Langenbeck, Chefarzt der Notaufnahme des Roten-Kreuz-Krankenhaus, findet das durchaus plausibel, doch: „Das zu beweisen ist schwer“, so Langenbeck.

Sogenannte „K.o.-Tropfen“ seien als Substanz schwierig nachzuweisen: „Die Symptome sind dem Alkoholrausch sehr ähnlich: Euphorisierung, Willenlosigkeit, Bewusstlosigkeit“, erklärt der Arzt. Doch was die Tropfen um so vieles gefährlicher als Alkohol macht, ist ihre schwierige Dosierbarkeit.

Heimtückisch und schattenhaft

„Nur wenige Milliliter zu viel können Atemlähmungen auslösen, die binnen Minuten zum Tod führen“, so Langenbeck. Der Betroffene merke von der Einnahme nichts – die Tropfen sind geruchs- und geschmacklos und mit einer Pipette schnell ins Getränk gekippt. Mehr als auf dieses aufzupassen könne man nicht.

So heimtückisch die Droge ist, so schattenhaft ist sie auch: Die meisten Fälle, die im Krankenhaus behandelt werden, enden mit der Diagnose Alkoholmissbrauch – auch weil Urin- und Blutproben nur nach Strafanzeige genommen werden.

Die Polizei kennt das Problem

„Doch dann ist es oft schon zu spät“, sagt Langebeck. Die Droge ließe sich nur für wenige Stunden nachweisen. „Da geht viel durchs Netz“, bilanziert der Mediziner. Aufgezeichnete Fälle gebe es nicht.

Das Problem mit der Nachweisbarkeit ist auch bei der Polizei bekannt, wie Sprecherin Franka Haedke sagt: „Eigentlich muss schon während der Einlieferung Anzeige gestellt werden, um mögliche Beweise zu sichern.“

2017: Elf Fälle, keine Aufklärung

Das passiere aber nur in wenigen Fällen, insbesondere wenn es im Anschluss nicht zu weiteren Straftaten kam, wie Vergewaltigungen oder Diebstähle. So würden viele Betroffene aus Scham und Angst den Weg zur Polizei scheuen.

Nur elf Verdachtsfälle wurden in diesem Jahr gemeldet – in keinem einzigen konnten K.o.-Tropfen nachgewiesen werden. „Es ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen“, schätzt Haedke.
Die gefährliche Substanz stellt auch die Justiz vor Rätsel: „Fälle von ‚K.o.-Tropfen‘ sind mir nicht bekannt“, sagt Sebastian Schulenberg, Sprecher des Justizressorts.

Der Grund: Nur die Folgetaten stünden vor Gericht. Die Tropfen blieben im Hintergrund – unsichtbar und ungreifbar.

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