Die Pausenklingel ertönt, Schüler stürmen aus den Klassenräumen und die Treppe hinunter. Auf den letzten Stufen kommt ein Mädchen ins Stolpern, fällt unglücklich – und bricht sich das Bein. Draußen beim Toben auf dem Schulhof schlägt sich ein Junge einen Zahn aus, ein anderer stürzt und humpelt mit blutiger Schürfwunde am Bein ins Sekretariat.
Dann kommt ihr Einsatz: Ausgestattet mit Verbandmaterial, Geduld und Einfühlungsvermögen kümmern sich Mitglieder des Schulsanitätsdienstes in solchen Fällen um die Verletzten und beraten mit den Lehrern, ob professionelle Hilfe nötig ist.
Rollenspiele für den Ernstfall
„In Bremen gibt es zurzeit 14 Schulen, mit denen wir aktiv zusammenarbeiten“, sagt Ibrahim Bagarkasi. Er ist Referent beim Jugendrotkreuz und kümmert sich um den Schulsanitätsdienst. „Unsere Zielgruppe sind Schüler der siebten und achten Klasse“, erklärt er.
Die Ausbildung bestehe aus einem regulären Erste-Hilfe-Kurs, an den sich eine spezielle Fortbildung für Schulsanitäter anschließt. „Dann vertiefen wir das erlernte Wissen und wenden es in Rollenspielen an“, so Bagarkasi.
Freiwillige Teilnahme
Interessierte Schulen können sich beim Roten Kreuz melden, es müssen allerdings einige Rahmenbedingungen gewährleistet sein.
„Die Teilnahme der Jugendlichen soll in einem freiwilligen Rahmen stattfinden und nicht im Unterrichtskontext stehen. Außerdem müssen die Sanitäter auch außerhalb der Pausen zu Einsätzen gerufen werden können und es sollte einen Sanitätsraum mit genügend Material geben“, sagt der Referent des Jugendrotkreuzes.
14 neue Sanitätsrucksäcke
Für eine Verbesserung dieser Ausstattung sorgen jetzt neue Sanitätsrucksäcke: Am Dienstag haben Vertreter des Roten Kreuzes zusammen mit Werder-Manager Frank Baumann sowie Ex-National- und Werderspieler Max Lorenz 14 Rucksäcke an Schulsanitätsdienste aus ganz Bremen übergeben.
Diese sind mit Zahnrettungs-Set, Verband-material, Beatmungsmaske und vielen weiteren Hilfsmitteln gefüllt und wurden von der Volkswagen AG gestiftet. „Vor 70 Jahren, zu meiner Schulzeit, bestand die Grundausrüstung für Verletzungen auf dem Schulhof noch aus Pflastern“, scherzte Lorenz.
Ein besonderer Fall
Doch wie sieht eigentlich der Alltag für die Schulsanitäter aus? „Wir haben immer eine Woche Bereitschaftsdienst und sind über ein Handy erreichbar, wenn etwas passiert“, erklärt Antonia Quick.
Die 13-Jährige hat in der siebten Klasse ihre Ausbildung absolviert, genau wie ihre Mitschülerin Emily Jakubowski. Beide erinnern sich noch an einen besonderen Fall: „Der Lehrer hat uns aus der Klasse geholt, weil sich ein Mädchen bei einem Sturz das Bein gebrochen hatte“, so Antonia.
Verantwortung übernehmen
„Sie lag auf einer Bank. Wir haben sie dann in den Sanitätsraum gebracht und uns um sie gekümmert bis der Krankenwagen kam“, ergänzt Emily. Beide hat der Schulsanitätsdienst darin bestärkt, nach der Schule einen medizinischen Beruf zu ergreifen.
Jugendrotkreuz-Referent Bagarkasi sieht viele weitere Vorteile des Programms: „Die Jugendlichen können Verantwortung übernehmen und ihre Kompetenzen in die Gesellschaft einbringen. Außerdem lernen sie, wie sie in Gefahrensituationen helfen können und entlasten damit auch den Rettungsdienst, wenn die oftmals überforderten Sekretariate nicht wegen jeder Kleinigkeit den Notruf wählen müssen.“