Foto: Beinke Leon Puls (links) und Finn Münster prüfen täglich per Hand das Wasser auf seinen pH-Wert und Chlorgehalt, auch wenn sie heutzutage ein Computer unterstützt. Foto: Beinke
Fachkräftemangel

Fachkräftemangel: Blick über den Beckenrand hinaus

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Rund 2.500 Fachkräfte fehlen bundesweit, um Kindern das Schwimmen beizubringen – so der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister. Leon Puls und Finn Münster entscheiden sich bewusst für diesen Beruf.

Wenn andere sich in ihrem Bett noch einmal umdrehen, haben Leon Puls und Finn Münster schon drei Saunen für Schwimmgäste des Verwells aufbereitet sowie den pH-Wert und den Chlorgehalt des Wassers gemessen.

Später kommen Schwimmkurse, Gartenarbeiten und – in luftiger Höhe – die Reinigung des Zehnmeterbretts dazu. Seit knapp einem Monat ist das der neue Arbeitsalltag der Jugendlichen.

„Das Klischee, dass man nur am Beckenrand steht und aufpasst, stimmt so nicht. Das ist meist der kleinere Teil“, sagt Puls.

40 Prozent der Viertklässler können schlecht bis gar nicht schwimmen 

Beide haben sich ganz bewusst für die Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe entschieden – umgangssprachlich auch als „Bademeister“ bekannt. „Ich bin mit meinen Freunden früher schon immer hier im Schwimmbad gewesen“, erzählt Puls über seine Motivation.

So wie die beiden Azubis entscheiden sich laut Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS) immer weniger junge Menschen. Peter Harzheim, Präsident des BDS, schätzt, dass bundesweit 2.500 Stellen unbesetzt sind, was seiner Meinung nach gravierende Folgen hat.

„Rund 40 Prozent der Schüler in der 4. Klasse können gar nicht oder schlecht schwimmen“, sagt er. Den Fachkräftemangel begründet Harzheim damit, dass der Beruf bei jungen Menschen unterschätzt wird.

„Ich bin froh, dass ich meinen Job habe.“

„Jemand, der sich für diese Ausbildung entscheidet, muss gerne mit Menschen zu tun haben wollen und darf nichts gegen Chemie, Physik und Biologie haben. Als ‚Chemiker‘ muss er zum Beispiel das Wasser aufbereiten können und als ‚Arzt‘ kleine Wunden versorgen“, so Harzheim.

Dass so wenige neue Azubis ausgebildet werden, führt Herzheim auch auf die Kosten zurück, die Betriebe für die dreijährige Ausbildung aufbringen müssen. „Private Betreiber, die mit Gewinnen arbeiten, greifen eher auf Billig-Kräfte zurück. Das darf nicht sein“, findet er.

Leon Puls und Finn Münster stehen noch am Anfang ihrer Lehrjahre, doch schon nach knapp einem Monat ziehen sie für sich eine positive Bilanz. „Alle wollen studieren, Architekt werden und kriegen am Ende keinen Job. Ich bin froh, dass ich einen Job habe“, so Puls, und sein Arbeitskollege nickt ihm zu.

Nur Am Beckenrand stehen wäre langweilig

„Meine Freunde finden es gut, dass ich eine Ausbildung mache, bei der man Spaß haben kann“, sagt Münster, auch wenn ihm die neuen Aufgaben noch nicht so leicht von der Hand gehen. Aber nur am Beckenrand stehen und anderen beim Schwimmen zuschauen, wäre ihm zu langweilig.

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