Es kommt mir vor, als wolle mir die Zeitmaschine alle in Delmenhorst als Meilensteine empfundenen Bauten ins Gedächtnis rufen. Jedenfalls führt meine heutige Zeitreise zurück ins Jahr 1961. Es ist der 26. September.
Ich finde mich am Vormittag unter vielen Schülern, Lehrern und Festgästen wieder. Der Programmzettel, der mir von einem jungen Mädchen gereicht wird, informiert mich über den Anlass: Einweihung der Aula des Gymnasiums an der Max-Planck-Straße. Den Auftakt bilden von Schülern dargebotene Musikstücke.
Einweihung der Maxe-Aula vor 56 Jahren
Dann ergreift Stadtbaurat Alexander Tamsen das Wort. „Hier ist ein Bau geschaffen worden“, sagt er, „der in Bescheidenheit hinter dem zurücktritt, was im Laufe der Zeit in ihm geboten werden soll. Die Musen sollen im ‚Kleinen Haus‘ ein- und ausgehen, bis sie in der Nachbarschaft auf der schönen Burginsel mit einem ‚Großen Haus‘ ein endgültiges Zuhause finden werden.“
Oberbürgermeister Wilhelm von der Heyde bittet als nächster Redner das Gymnasium um Gastfreundschaft für die Musen. Die sehr schöne und auch akustisch gute Aula sei ein Geschenk der Stadt. „Von der Jugend erwarte ich keine Dankbarkeit“, so das Stadtoberhaupt, „wohl aber, dass sie bereit ist, für die Allgemeinheit Opfer zu bringen, so wie diese für sie Opfer bringt.“ Oberstudiendirektor Dr. Rudolf Melloh und Oberschulrat Dr. Heinz Brand schließen sich mit Dankesbekundungen an, bevor ein weiteres Musikstück den Festakt beendet.
Das „Kleine Haus“ sollte erst der Anfang sein
Dr. Hans Stephan hatte schon 1958 postuliert, eine Stadt mit über 56.000 Einwohnern habe die Verpflichtung, einen kulturellen Mittelpunkt zu schaffen, zumal das bislang genutzte Fitgerhaus baufällig sei. Er forderte den Bau einer Stadthalle auf der Burginsel mit einem Saal für bis zu 800 Personen.
1960 riefen kulturinteressierte Kreise ein Kuratorium zur Förderung eines Kulturhausbaus ins Leben und lobten einen Architektenwettbewerb aus. Unmut lösten dann die bekannt gewordenen Planungen der Stadt für eine erweiterte Aula an der Planckstraße aus. Man wolle keine „Kulturaula“ als Provisorium, sprachen sich die Initiatoren des Burginsel-Projektes dagegen aus, die geplante Aula größer als für Schulzwecke erforderlich zu gestalten. Die Bereitstellung der Aula für die Kultur sei zwar zu begrüßen, dürfe aber nichts weiter als eine Notlösung sein. Durchsetzen konnten sie sich nicht.
„Großes Haus“ sollte auf der Burginsel entstehen
Die Bezeichnung „Kleines Haus“ hat bis heute Bestand, nicht etwa, weil man noch immer der Idee eine „Großen Hauses“ auf der Burginsel nachhängt, sondern weil sie sich im Sprachgebrauch der Delmenhorster durchgesetzt hat.