In der Bar fühlt sich eine Frau beobachtet – der Fremde am Nachbartisch starrt sie schon die ganze Zeit so komisch an. Eine andere Besucherin bewegt sich über die Tanzfläche, als ein Mann sie bedrängt und ihr nicht mehr von der Seite weichen will.
Überfordert mit der Situation flüchtet sich die Frau auf die Toilette. Solche Vorfälle können sich täglich und in jeder Bar oder Diskothek ereignen. Einen sicheren und einfachen Ausweg soll dann – quasi als geheimer Hilferuf – die Frage „Wo ist Luisa?“ bieten.
Betroffene muss die Situation nicht erklären
„Wenn ein Date aus dem Ruder läuft, sich die Frau bedrängt oder einfach nicht mehr wohlfühlt kann sie sich mit dieser Frage an den Barkeeper wenden. Dann bekommt sie Hilfe, ohne dass sie die Situation erklären muss“, erklärt Sonja Schenk vom Frauennotruf Bremen.
Der Barkeeper könne als Reaktion auf die Frage „Wo ist Luisa“ beispielsweise ein Taxi rufen, die Frau zu ihrem Fahrrad begleiten oder die Polizei verständigen – je nach Wunsch der Betroffenen. Dafür würden die Mitarbeiter der am Projekt beteiligten Clubs und Bars geschult, außerdem gebe es spezielle Leitfäden, was im Ernstfall zu beachten ist, so Schenk.
Bremer Polizei am Projekt beteiligt
Neben dem Frauennotruf hat auch die Bremer Polizei an diesem mitgearbeitet und Vorschläge gemacht. „Wir bewerten die Initiative positiv“, so Polizeisprecher Horst Göbel.
Die Idee für das „Projekt Luisa“ stammt aus Großbritannien. Dort hat es sich unter dem Titel „Where is Angela“ seit einigen Jahren etabliert. In Deutschland wurde es durch den Frauennotruf Münster bekannt, der im Dezember 2016 mit „Wo ist Luisa“ startete – der Name „Angela“ erinnert wohl doch zu sehr an Angela Merkel.
Positive Rückmeldungen
Mittlerweile beteiligen sich 25 Städte aus ganz Deutschland. Die ersten Rückmeldungen sind positiv. „In Münster kennt fast jede zweite Frau das Projekt“, so Daniele Stöveker, eine der Initiatorinnen.
In Bremen läuft das Vorhaben gerade erst an. „Wir haben am Samstag über 100 Gastronomiebetriebe, Clubs und Bars angeschrieben“, sagt Schenk. Dazu gehören Einrichtungen rund um den Bahnhof, das Viertel oder die Neustadt – „überall dort, wo Menschen unterwegs sind“, so die Mitarbeiterin des Bremer Frauennotrufs.
Mitarbeiter bekommen Schulungen
Die teilnehmenden Einrichtungen bekommen dann Infomaterial, auf Wunsch Mitarbeiterschulungen und Plakate, die in den Damentoiletten aufgehangen werden.
Eine Rückmeldung auf das Anschreiben des Frauennotrufs kam unter anderem bereits von Catalina Lotte-Fooken, der Betreiberein der „Kantine 5“. „Das ist ein absolut sinnvolles Projekt. Vielleicht bin ich als Frau da etwas sensibilisierter“, sagt sie.
Hoffnung auf viele Teilnehmer
Auch im Hotel zum Werdersee stößt „Wo ist Luisa“ auf Zustimmung. „Wir haben hier zwar kein Problem mit Übergriffen, aber zur Aufklärung der Frauen ist das eine super Sache“, so Christian Dörbeck vom Hotel am Werdersee.
Der Bremer Frauennotruf hofft, dass noch viele Teilnehmer dazukommen. „Wir stehen in den Startlöchern. Es wäre super, wenn möglichst viele Einrichtungen mitmachen“, so Schenk.