Schnell und präzise bewegt sich der große Röntgenarm über den Operationstisch. Mithilfe eines Kontrastmittels erstellen die Ärzte ein genaues Abbild der Blutgefäße des Patienten – in Echtzeit erscheint das hochaufgelöste Ergebnis auf einem großen Bildschirm. Mit konzentriertem Blick darauf ergreift der Chirurg das Skalpell und macht sich an die Arbeit.
Der neue Hybrid-OP im Rotes-Kreuz-Krankenhaus ist nach modernsten Standards ausgerüstet, mehr als 40 Eingriffe haben dort seit seiner Fertigstellung im August stattgefunden. Der Umbau hat insgesamt rund drei Millionen Euro gekostet.
Viele Vorteile für Ärzte und Patienten
Für die Patienten und Ärzte ergeben sich viele Vorteile: Die Eingriffe können unter anderem schneller und schonender durchgeführt werden. Das funktioniert dank des hochmodernen Röntgenarmes, der das Herzstück des Raumes ist. Er erstellt dreidimensionale, hochaufgelöste Bilder und Animationen der inneren Gefäße und Organe.
Der Heilungsprozess gelingt dann schneller, weil wir die Eingriffe damit möglichst klein halten und in kürzerer Zeit durchführen können. Heutzutage schaut man im OP mehr auf den Bildschirm als auf den Patienten“, sagt Dr. Frank Marquardt, Chefarzt und Leiter des Gefäßzentrums.
Auf jede Situation vorbereitet
Die neue Technik ermöglicht es außerdem, verschiedene Untersuchungsmethoden und Diagnoseverfahren in einem Raum anzuwenden. Egal, ob der Eingriff minimalinvasiv mit einem kleinen Schnitt erfolgt oder etwa der komplette Brustkorb des Patienten geöffnet werden muss: Der Raum ist für alles ausgestattet. „Es besteht nicht mehr die Notwendigkeit, den Patienten zu verlegen.
Gerade bei komplizierten Verletzungen ist das ein Vorteil“, sagt Marquardt. Das ist auch für Unfallopfer von besonderer Bedeutung – denn Diagnose und Behandlung sind nun in einem Raum möglich. „Bei einer Notoperation muss man Therapie und Diagnostik so eng wie es geht verknüpfen, weil nur wenig Zeit zur Verfügung steht“, sagt Dr. Carsten Brummerloh, Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin.
Weniger Belastung für Patienten
Den Therapieerfolg können die Ärzte durch die Bilder des Röntgenarms bereits während der Operation prüfen – es entfallen zusätzliche Kontrolluntersuchungen, die eine weitere Belastung für die frischoperierten Patienten darstellen. Weitere Vorteile sind der besondere Hygienestandard und die geringe Strahlenbelastung.
„Davon profitieren besonders ältere Menschen mit vielen Nebenerkrankungen“, so der Gefäßexperte.
Weltweit nur vier OP-Säle mit diesem Standard
Das im Hybrid-OP verwendete System steht bisher weltweit in nur vier Operationssälen. „Wir haben technologisch die Nase vorn“, sagt Dr. Walter Klingelhöfer, Kaufmännischer Geschäftsführer des Rotes-Kreuz-Krankenhauses. Schon vor einigen Jahren habe man über die Anschaffung eines Hybrid-OPs nachgedacht.
Die neue Technologie sei in dieser Form jedoch erst im Juli auf den Markt gekommen, berichtet Dorothee Weihe, Sprecherin des Krankenhauses. „Es gibt immer mehr minimalinvasive Eingriffe. Das war eine Investition in zukunftsweisende OP-Verfahren“, so Weihe.