4.828 Kandidaten bewerben sich um die derzeit 631 Plätze. Während man mit der Zweitstimme die Partei wählt, die auf einer Landesliste festgelegt hat, wer in welcher Reihenfolge ins Parlament kommt, gilt die Erststimme dem Direktkandidaten. Wer in seinem Wahlkreis die meisten Erststimmen erhält, darf nach Berlin. Insgesamt gibt es 299 Wahlkreise, davon zwei in Bremen. Alle Parteien, die in den Bundestag einziehen dürften, haben Direktkandidaten aufgestellt.
Ihren Platz im Bundestag verdankt Sarah Ryglewski, 34, eigentlich Carsten Sieling. Als der 2015 Bürgermeister in Bremen wurde, schied er aus dem Bundestag aus, für ihn rückte die Diplom-Politologin nach. Dennoch ist sie keine Anfängerin. 2011 wurde sie erstmals in die Bremische Bürgerschaft gewählt.
Sie ist konservativ, aber diese bremische Tradition will sie brechen: Seit 2009 fordert sie, auch Frauen zur Schaffermahlzeit zuzulassen. 1987 kam die gebürtige Lübeckerin nach Bremen, ihr Mann hatte eine Pfarrstelle in der Kirche St. Martin erhalten. 2013 schaffte Elisabeth Motschmann, 64, den Sprung in den Bundestag.
Als Schülerin organisierte sie ihre erste Demo: einen Sternmarsch aller Bochumer Schulen 1983 gegen die Nachrüstung. Zu den Grünen kam sie 2002. Da lebte sie schon in Bremen. Zuvor hatte Kirsten Kappert-Gonther, 50, in Marburg und in Australien Humanmedizin studiert und sich zur Fachärtzin für Psychiatrie ausbilden lassen.
Die meisten Menschen kennen Lencke Steiner, 32, aus dem Fernsehen: In der „Vox“-Sendung „Die Höhle der Löwen“ urteilte sie über Startups. Sie ist selbst Unternehmerin, leitet mit ihrem Vater das Familienunternehmen W-Pack Kunststoffe. Der FDP trat sie erst im Mai 2015 bei – beim Einzug in die Bremische Bürgerschaft.
Er ist erklärter Marxist und begreift sich „mehr als Aktivist statt als Politiker“, Dennoch strebt Sebastian Rave, 35, jetzt in den Bundestag. Für die Linke, seit 2011 gehört er dem Landesvorstand der Partei an. Sein Geld verdient er als „prekärselbstständiger Mediengestalter“, wie er seinen Beruf beschreibt.
Ein SPD-Klassiker: Uwe Schmidt, 51, ist Arbeiter und Arbeiterkind. Seine Mutter war Putzfrau, sein Vater fuhr zur See, er selbst hat Kfz-Mechaniker gelernt. 2010 trat er in die SPD ein, seit 2015 sitzt er in der Bremischen Bürgerschaft. Außerdem leitet er den Betriebsrat im Gesamthafenbetriebsverein (GHB) Bremerhaven.
Schon mit 19 Jahren engagierte sich Bettina Hornhues, 42, in der Jungen Union, seit 2013 gehört sie dem Bundestag an. Nach dem Abitur ließ sie sich bei der Sparkasse Bremen zur Bankkaufrau ausbilden, seit 1997 arbeitet die dreifache Mutter im Rechnungswesen der Greensill Bank, der früheren Nordfinanz Bank.
„Die Freiheit des Menschen ist an die natürlichen Ressourcen gebunden“, sagt Maurice Müller, 34. Deshalb ging er 2010 zu den Grünen. Auch im Beruf verfolgt er ein grünes Ziel. Er arbeitet am Fraunhofer Institut für Windenergie und kann so die Energiewende vorantreiben. Zudem ist er in Bremerhaven Stadtrat für Gartenbau.
Im Mai 2015 kam Hauke Hilz, 40, in die Bürgerschaft, als einer von sechs Liberalen schafft er den Sprung ins Parlament. An der Hochschule Bremerhaven lehrt der Professor Lebensmittelchemie. Studiert hat er in Hamburg, zur praktischen Ausbildung heuerte er danach in den Niederlanden bei Unilever Research an.
Der Vorname verpflichtet im Grunde zur Politik, erinnert er doch an den südafrikanischen Freiheitskämpfer Nelson Mandela. Und in der Tat betreibt Nelson Janßen, 26, Politik in Theorie und Praxis. Er studiert in Bremen Politikwissenschaften und sitzt seit 2015 für die Bremerhavener Linke in der Bremischen Bürgerschaft.
Noch im Gründungsjahr der AfD, 2013, schloss sich Frank Magnitz der Partei an. Er hat eine bewegte Karriere hinter sich. Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann studierte er Pädagogik, arbeitete in der Behörde, gründete später eine Firma für Bauelemente, verkaufte sie und arbeitet jetzt als Berater im Immobilienbereich.