Weser Report: Herr Hermanns, Sie haben ja schon bei vielen Musicals wie „Grease“ oder „Kein Pardon“ Regie geführt. Warum jetzt eine Show über Boybands?
Thomas Hermanns: Die Lieder haben mich schon damals gekriegt und die Optik der jungen Männer natürlich auch (lacht). Und dann hat mich dieses „Phänomen Boybands“ fasziniert. Ich bin sehr an Pop-Sachen interessiert, die Erfolg haben. Und auch daran, warum das so ist.
In Ihrer Show wollen Sie diesem Erfolgsgeheimnis auf den Grund gehen. Was erwartet die Zuschauer?
Eine wilde Mischung aus Konzert, Theater und Popshow. Wenn wir nur ein Boyband-Konzert spielen würden, wäre das für mich nicht interessant. Aber wir zeigen ja auch Szenen hinter den Kulissen und erzählen einige Skandale.
Unter anderem erklären Sie dabei das „Rezept“, wie sich die perfekte Boyband zusammensetzt…
Die meisten bestehen aus fünf Typen, und die werden immer gleich besetzt. Das war auch unser Fazit: Die 90er Jahre sind schon lange her, aber als One Direction kamen und dasselbe Prinzip – ein Schwiegersohn, ein Bösewicht, ein Brudertyp, ein Sweetheart und jemand, den man schnell wieder vergisst – erneut funktionierte, haben wir gedacht: Mein Gott, es ändert sich ja nichts, diese Gruppen wird es auch in 50 Jahren noch geben.
Haben Sie einen Lieblingscharakter?
Also der Fünfte liegt mir am Herzen, das wird man auch in der Show merken. Aber ich mag auch den Brudertyp, weil der nicht so im Mittelpunkt steht wie der Badboy.
War es leicht, die passenden Darsteller zu finden?
Nein. Ich habe ja schon viele Castings gemacht, aber so etwas schweres war noch nie dabei. Die Leute sind gekommen und haben gedacht, mit einer Boyband aufzutreten, das wäre super simpel. Wir haben die Kandidaten dann einfach mal in eine N´Sync-Choreografie hineingeschubst – da haben alle mit den Ohren geschlackert, so anstrengend war das. Und dann auch noch gleichzeitig zu singen… Wir haben in ganz Deutschland niemanden gefunden, der gleichzeitig das tanzen und singen kann, was eine Boyband machen muss. Wichtig ist, dass man unter dieser ganzen Optik früher weder die Qualität der Songs gesehen hat noch die Qualität der Choreografie.
Aber jetzt haben Sie eine gute Gruppe gefunden. Könnte die nicht nach der Show selbst auf Tour gehen?
Natürlich gucken wir bis zum Ende der Spielzeit auch, ob wir aus den Jungs eine echte Band machen können. Wenn man sie auf der Bühne sieht denkt man: Die könnte man jetzt so losschicken. Vielleicht enthüllen wir am Ende der Tour den ersten eigenen Song zur Zugabe, das wäre schon ganz schick.
Apropos Musik: Muss man eigentlich Boyband-Fan sein, um sich das Musical anzusehen?
Nein. Wir wollen vor allem die Hetero-Männer auf unsere Seite ziehen. Wir haben bis jetzt 80 Prozent Frauen im Publikum, zehn Prozent schwule Männer und zehn Prozent Heteros, die mitgeschleppt wurden. Aber ich weiß, dass mehr Männer diese Musik lieben. Karaoke-Bar, drei Jungs, ein paar Bier und sofort wird „Everybody“ gesungen. Wir wollen, dass die Zuschauer rausgehen und sagen „I´m proud to be Boyband-Fan“.
Wären Sie eigentlich gerne selbst Teil einer solchen Gruppe gewesen?
Ach nee… ich glaube, ich wollte dann doch eher Frida sein von Abba und den Frauen-Part in einer Band übernehmen (lacht). Als Boy war ich auch gar nicht geeignet. Ich war immer zu sehr der „Klassensprecher“ und hätte das mit meinem Kassengestell auch nicht gerissen. Aber wie gesagt: Großer Respekt und immer gerne geguckt.
Viele Szenen werden mit einem „Augenzwinkern“ dargestellt. Wie schwierig war es, den Grad zwischen Ironie und Ernst zu treffen?
Total schwer. Deswegen habe ich auch die Form einer Revue gewählt. Die Balance zwischen Pop und Trash zu halten ist Aufgabe des Moderators, der meine Haltung vermittelt. Denn das kannst du nur in den Songs und der Handlung nicht rüberbringen. Mein Credo ist: Ich liebe dieses Zeug, aber man darf auch drüber lachen.
Das Musical „Boybands forever“ ist am Mittwoch, 21. Februar 2018, in der Glocke zu sehen. Tickets gibt es unter eventim.de