Das architektonisch preisgekrönte Unibad mit Bremens einzigem Wettkampfschwimmbecken soll abgerissen werden, zudem das Horner Freibad verkleinert werden, und das obschon die Kosten für einen Erhalt beider Bäder geringer wären als für die Umsetzung der neuen Pläne – so sieht die Initiative „Pro Unibad“ das Bäderkonzept des Senats. Dessen Finanzierung hat die Sportdeputation diese Woche beschlossen.
Der Streit schwelt, seit der Senat 2014 den Abriss des Unibades ankündigte. Die Kosten für eine Sanierung, so das damalige Argument des Senats, überstiegen die Kosten eines Hallenbadneubaus auf dem Gelände des Horner Freibades.
„Die Verantwortlichen haben sich einfach verrannt“
Nach neueren Berechnungen sieht das allerdings anders aus: Danach müssten für den Neubau etwa 25,3 Millionen Euro ausgegeben werden, eine Sanierung der beiden Bäder soll dagegen zwischen 13 und 17,5 Millionen Euro kosten.
Dass die Behörde trotzdem an ihrem Konzept festhält, halten die Aktivisten von „Pro Unibad“ für einen „schädlichen Irrweg“ – und für unverständlich. „Wir glauben die Verantwortlichen haben sich einfach verrannt“, so Stefan Quass von „Pro Unibad“ bei einer Pressekonferenz der Initiative am Donnerstag. „Sie mögen sich und der Öffentlichkeit nicht eingestehen, dass sie sich geirrt haben.“
Bremer Sportressort hält an Plänen fest
Im Bremer Sportressort dagegen glaubt man weiterhin an den eigenen Plan. Das neue Kombibad in Horn biete vor allem für den Freibadbetrieb Vorteile: Da das Hallenbad ganzjährig geöffnet habe, könne man nun auch das Freibad flexibler betreiben und die Außenbecken an warmen Tagen spontaner für Schwimmer zur Verfügung stellen.
Die Bäderinitiative kann dem nicht viel abgewinnen. „Das Horner Bad der Zukunft hat nichts mehr zu tun mit dem Familienbad, das es heute ist“, so Quass. Schließlich müsse die Fläche des Freibades für den Bau der Schwimmhalle stark verkleinert werden.
Kostenargumentation und Zweifel
In Zukunft müssten Kinder, Jugendliche und Senioren, Nichtschwimmer und Sportschwimmer sich ein Becken teilen. Neben dem flexiblen Freibadeinsatz argumentiert der Senat weiterhin mit dem Kostenargument: Der Neubau sei schlicht energetisch effizienter.
„Über die gesamte Betriebsdauer von mehreren Jahrzehnten machen die Investitionskosten nur 25 Prozent der Gesamtkosten eines Bades aus“, so Sportsenatorin Anja Stahmann. „Es lohnt sich also, Energieeffizienz von vornherein mitzudenken.“
Die Bürgerinitiative bezweifelt diese Zahlen: „Es gibt noch keine Betriebskostenrechnung für ein neues Kombibad“, so Aktivistin Beke Wehrt. „Das hat man bisher noch nicht ausrechnen können – oder wollen“.
In einem Jahr kommt der Bagger
Gefordert wird deshalb, unterstützt von den drei Oppositionsparteien CDU, FDP und Linke, eine neue Gesamt-Kostenkalkulation für Sanierung und Neubau. „Nur wenn die vorläge, könnten Beiräte und Bürgerschaft eine echte Entscheidung treffen“, so Quass.
Noch ein Jahr dauert es, bevor der Bagger kommt. Nach der Freibadsaison 2018 sollen die Abrissarbeiten am Horner Bad beginnen – dann werden Tatsachen geschaffen. „Bis dahin machen wir weiter“, meint Quass.
Wenig Platz für öffentliches Schwimmen
Konkret setzt die Initiative die Hoffnung noch auf die Haushaltsdebatte, in der das nötige Geld bewilligt werden muss. Zudem sollen auch die Schwimmvereine noch ein Wörtchen mitreden können – da in der geplanten Kombihalle zwar Wettkampfbahnen, aber nur wenig Platz für Publikum wäre, rege sich bereits Unmut bei einigen Vereinen.
Und schließlich, so Wehrt, „hoffen wir auf die Öffentlichkeit.“ Ab nächster Woche soll es auf der Webseite der Initiative die Möglichkeit geben, den Protest online zu unterstützen.