„Wir schmoren schon zu lange in unserem eigenen Saft und brauchen Ideen von außen“, meinte Katrin Preuß von der Unternehmergemeinschaft Achim, zugleich Hauseigentümerin in der Obernstraße.
Und auch Bürgermeister Reiner Ditzfeld nickte zustimmend. Preuß ist Mitglied des Fachpreisgerichts des neu gestarteten Architekten-Wettbewerbs in Achim und stellte sich am Montagabend im Rathaus den Fragen interessierter Bürger.
Drei Architektenbüros – Gme Architekten Bda, Rkw Architektur sowie Lohmann Architekten Bda – werden bis zum 10. Januar Konzepte einreichen, die das Stadtgebiet nicht nur um die Obernstraße, sondern auch die Herbergstraße wiederbeleben sollen.
Neue Wohnungen in der Herbergstraße
Das Besondere daran: Die Architekten beziehen Vorschläge der Bürger mit ein. „Ich hoffe, dass wir so viele gute Vorschläge bekommen, sodass wir uns am Ende des Wettbewerbs gar nicht entscheiden können, wer gewinnt“, scherzte Preuß im vollen Ratssaal.
Die Stadt Achim hat sich für diesen Sonderweg entschieden, um verschiedene Ideen von Anfang an einzubeziehen. „Außerdem soll die Stadtbevölkerung mitgenommen werden“, unterstrich Preuß.
Die Achimer erfuhren so zum Beispiel, dass die Architekten sich Gedanken zu Erdgeschosswohnungen in der Herbergstraße machen sollen. „Innenstädtisches Wohnen ist wieder gefragt“, erklärt Monika Nadrowska von der Stadtentwicklung in Achim.
„Meine Nachbarn werden immer weniger“
Als Großinvestor brachte sich auch Gerhard Bremermann mit ein. Ihm gehört das alte Nientkewitz-Gebäude, das er auf lange Sicht abreißen will, um neu zu bauen. Auch hierfür können Vorschläge eingebracht werden.
„Unser Herz schlägt zwar für Bremen, aber Achim würden wir gerne etwas davon abgeben“, sagte Bremermann. Antje Meyer war zur Veranstaltung gekommen, um sich in die Stadtentwicklung einzubringen.
„Ich bin sanierungsgeschädigt“, meinte die 65-Jährige. „Ich finde es bringt nichts, noch mehr Geschäfte in die Innenstadt zu bauen. Es braucht ja auch Leute, die dort einkaufen. Meine Nachbarn werden immer weniger“, bedauerte sie.
„Wir brauchen eine Stadt zum Leben, nicht zum Schlafen“
Torben Oltmann findet, dass sein Wohnort eine Schlafstadt ist. „Die Achimer arbeiten außerhalb und kommen nur abends nach Achim, um zu schlafen. Wir brauchen eine Stadt zum Leben, nicht zum Schlafen“, sagt der 29-Jährige.
Vergleichbare Wettbewerbe wie jetzt in Achim gab es in Niedersachen dieses Jahr 27 Mal. Welches Konzept in der Weserstadt gewinnt, entscheidet die Jury am 22. Januar.