Der Medienauflauf war beträchtlich. Der Erkenntnisgewinn eher mäßig. Rund 40 Journalisten sorgten zwei Tage vor Werder Bremens Auswärstspiel bei Eintracht Frankfurt (Freitag 20.30 Uhr, Commerzbank-Arena) für einen gut gefüllten Presseraum in den Katakomben des Weserstadions.
Wichtigste Erkenntnis, zumindest für alle, die Interimstrainer Florian Kohfeldt noch nicht näher kannten: Der Neues ist ein netter und eloquenter Typ, darf aber voraussichtlich nur übergangsweise den Cheftrainerposten beim Tabellenvorletzten der ersten Bundesliga bekleiden.
Trainersuche diffizile Angelegenheit
Zwar ließ Werders Geschäftsführer Sport Frank Baumann keine Gelegenheit aus, den bisherigen U23-Coach über den Grünen Klee zu loben, prognsotiziert ihm eine große Zukunft im Profibereich und spricht von einem großen Trainertalent, das der Klub weiterentwickeln wolle.
Doch ganz oben auf Baumanns Wunschliste stehen ganz offensichtlich andere Namen. Und wirklich eingeschossen auf einen Kandidaten hat sich Baumann scheinbar auch noch nicht.
„Wir sondieren den Markt, sowohl was verfügbare, als auch unter Vertrag stehende Trainer angeht“, wiederholte Baumann, was sich nicht nach nennenswerten Fortschritt bei der Trainersuche anhört. Es sei eine sehr diffizile Entscheidung und „wir sind in keiner Top-Situation“, sagt der 42-Jährige, betont aber: „Wir haben keinen Druck, da wir die Mannschaft in guten Händen wissen.“
Entsprechend vorsichtig und unverbindlich fällt auch Baumanns Prognose aus, wann denn wohl eine Entscheidung über den neuen Cheftrainer der Grün-Weißen fallen werde: „In den nächsten Tagen oder Wochen.“ Zuletzt ins Gespräch gebrachte Namen wie Lucien Favre, Thomas Tuchel, Bruno Labbadia oder Andreas Herzog kommentierte Baumann am Mittwoch nicht.
Von der Qualität des Kaders überzeugt
Was hingegen feststeht: Kohfeldt wird die Mannschaft in Frankfurt betreuen. Am Dienstag und Mittwoch hat der ehemalige Co-Trainer von Viktor Skripnik mit der nach zehn Spieltagen immer noch sieglosen Truppe im Weserstadion unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert.
Wichtig für die Spieler, um sich voll zu fokussieren, wie der Interimsmann betont. Allerdings sei es genauso wichtig, am Donnerstag (15 Uhr) wieder öffentlich zu trainieren, damit die Spieler den Bezug zur „wahren Welt“ behielten.
Von der Bundesligatauglichkeit des Kaders ist Kohfeld absolut überzeugt. Eine sehr konzentrierte und aufmerksame Mannschaft habe er in den ersten beiden Einheiten erlebt. „Das hat mir ein gutes Gefühl vermittelt“, sagt Kohfeldt, dessen Gedanken seit Baumanns Anruf am Sonntag vor allem darum drehen, wie Werder in Frankfurt gewinnen kann.
Sicher nicht mit der zuletzt unter Vorgänger Alexander Nouri an den Tag gelegten Bereitschaft und Mentalität, die zuletzt beim 0:3-Heimdebakel gegen Augsburg eine absoluten Tiefpunkt erreichte.
„In dieser Woche muss die Mannschaft eine Reaktion zeigen“, fordert der Coach und „es geht nur um Freitag. Alles was danach kommt ist erst mal egal.“
Lieber hinter der gegnerischen als 20 Meter vor dem eigenen Tor
Hauptproblem der Bremer ist bislang das Toreschießen. Nur drei Tore haben sie bislang zustande gebracht, treffen statistisch gesehen also nur alle fünf Stunden mal ins Schwarze. Aber auch da glaubt Kohfeldt ein Rezpt zu haben, an welchen Stellschrauben man drehen könne.
Jedenfalls will er das Bremer Spiel insgesamt deutlich weiter nach vorne verlegen als zuletzt. „Hinter der gegnerischen Kette spielt es sich leichter als 20 Meter vor dem eigenen Tor“, sagt er und ist voller Vorfreude auf die Aufgabe gegen die Frankfurter, die als Tabellenzehnter mit vier Siegen, drei Remis und drei Niederlagen um Klassen besser als Werder (fünf Remis, fünf Niederlagen) aus den Startlöchern gekommen sind.
3.500 Fans werden Werder nach Frankfurt begleiten. Das Stadion ist ausverkauft, eine Anreise ohne Ticket in die Mainmetropole lohnt sich also nicht.