Weser Report: Herr Heyer, wie wollen Sie bei dem Schmuddelwetter Unternehmer nach Bremen locken?
Andreas Heyer: Bremen ist bei jedem Wetter attraktiv.
Womit überzeugen Sie Unternehmen, nach Bremen zu kommen und hier zu bleiben?
Die Stadt bietet große Fähigkeiten, es gibt ein gutes Netzwerk und eine individuelle Betreuung durch uns. Bremen wird ja häufig unterschätzt. Viele kennen es nur als Hafenstadt und sind überrascht, dass es hier das weltgrößte Mercedes-Pkw-Werk gibt. Weitere Schwerpunkte sind außerdem die maritime Wirtschaft und die Luft- und Raumfahrt. Außerdem gibt es kurze Verbindungen zur Universität und zu den Hochschulen.
Wie finden Sie Unternehmen, für die Bremen infrage käme?
Wir haben Zielländer definiert: USA, China und die Türkei. In Vietnam richten wir gerade ein weiteres Büro ein. Allein aus China kommen jedes Jahr rund zehn Unternehmen, die sich hier ansiedeln. Im Moment begleiten wir auch viele Ansiedlungen aus der Türkei…
…und aus Großbritannien wegen des Ausstiegs aus der EU?
Auch in Großbritannien sind wir unterwegs, aber viele Unternehmen entscheiden sich erst, wenn klar ist, wie der Brexit sie konkret betrifft. Im Ausland akquirieren wir generell in der Breite; in Deutschland sind wir auch branchenspezifisch unterwegs, da schauen die Unternehmen, welche Zulieferer in Bremen sitzen, welche Flächen vorrätig sind…
…dann müssen Sie passen?
Nein, wir haben in den letzten Jahren überproportional viele Gewerbeflächen verkauft. Wir könnten noch mehr verkaufen, wenn wir mehr Flächen hätten. Aber es ist bei allen in Bremen die Erkenntnis da, dass wir weitere Gewerbeflächen entwickeln müssen, und der Senat hat entsprechende Maßnahmen auf den Weg gebracht. Die Erschließung schafft man allerdings nicht in drei, sechs oder acht Monaten, das ist ein längerfristiger Prozess. Gut ist, dass wir den Unternehmen eine Perspektive aufzeigen können. Der Ausbau des Gewerbeparks Hansalinie beispielsweise läuft auf Hochtouren. Und die Planungsmittel für die nächste Ausbaustufe sind freigegeben.
Trotzdem investierten Unternehmen in den vergangenen Monaten lieber in Achim als in Bremen.
Es sind einige Unternehmen nach Achim gegangen, weil wir zu der Zeit keine Flächen in der gewünschten Größe im Angebot hatten. Aber im Gegenzug konnten wir auch viele Firmen für eine Ansiedlung in Bremen gewinnen. Aber wenn ein Unternehmen eine große Fläche braucht und darauf eine Halle stellen will, dann müssen wir ehrlich sagen: Das können wir nicht an jeder Stelle zu jeder Zeit realisieren. Wir achten ja auch darauf, dass auf den Grundstücken möglichst viele Arbeitsplätze entstehen. Nur eine große Fläche bebauen und eine Halle darauf stellen – dafür sind die Gewerbeflächen in Bremen zu wertvoll.
Warum kooperieren Sie bei der Anwerbung zumindest im Ausland nicht gemeinsam mit den Nachbargemeinden?
Wir haben es mit zwei unterschiedlichen Bundesländern zu tun. Die Nachbargemeinden gehören ja zu Niedersachsen. Da gibt es unterschiedliche Strukturen und unterschiedliche Aufgaben. Aber es sind Projekte denkbar, dass sich Bremen und die Umlandkommunen abstimmen, Flächen gemeinsam zu entwickeln und zu vermarkten. Ich glaube, das wird sich in naher Zukunft abzeichnen.
Wie wollen Sie Bremen für Start-ups attraktiver machen? Die schauen ja bisher vor allem nach Berlin.
Berlin ist nun einmal das nationale Zentrum für Start-ups. Darüber hinaus gibt es noch Städte wie London, Kopenhagen und Tel Aviv. Aber wir sollten nicht versuchen, denen nachzueifern. Das wäre ein Fehler, denn Bremen hat eine andere Größe und andere Strukturen. Allerdings können wir von den erfolgreichen Standorten lernen. So bietet Bremen mit dem Beschluss, ein Start-Haus unter dem Dach der Förderbank BAB einzurichten, Start-ups und Gründern ab Januar 2018 alle Dienstleistungen zentral aus einer Hand.
Von Januar bis September hat die Wirtschaftsförderung Bremen durch ihre Arbeit rund 4.800 Arbeitsplätze in der Hansestadt gesichert und geschaffen, im gesamten Vorjahr waren es mehr als 6.000 Arbeitsplätze.
Noch ist das Jahr 2017 ja nicht zu Ende. Wir haben Projekte in der Pipeline, die noch nicht abgeschlossen sind. Ich bin zuversichtlich, dass wir 2017 ebenfalls sehr gute Ergebnisse erzielen.
Von den rund 4.800 gesicherten und geschaffenen Arbeitsplätzen sind nur rund 1.000 neu. Das heißt: 3.800 Jobs waren gefährdet?
Gesichert heißt, dass die Unternehmen expandieren konnten, eine Perspektive erhalten haben und so Arbeitsplätze sichern konnten. Im Normalfall bringt eine Neuansiedlung 20 bis 100 Arbeitsplätze. Wir sind ja nicht der klassische Standort, wo auf der grünen Wiese ein Betrieb entsteht mit 500 oder 600 neuen Stellen. Die Neuansiedlungen mit 20 bis 100 Stellen haben sich hier sehr gut entwickelt.