Heutzutage wünschen sich Kinder ein neues Smartphone, und der Freund möchte eine neue leistungsfähige Spielekonsole haben. Auch Flachbildschirme und Computer stehen hoch im Kurs. In der City macht sich in den letzten Tagen vor dem Weihnachtsfest Hektik breit. Überall werden Süßigkeiten, Bücher, DVDs, Spirituosen und eine Vielzahl anderer Dinge für den Gabentisch angeboten. Verkäuferinnen stehen an Packtischen und schlagen Geschenke in weihnachtliches Papier ein. Manchmal wird es den Menschen schon fast zu viel mit dem Konsumrausch und den vielen Weihnachtsfeiern in immer neuen Runden mit viel fettem Essen und Alkohol.
Aufruf des Oberbürgermeisters
Ganz anders die kargen Weihnachtsfeste nach dem Zweiten Weltkrieg, wo die Menschen auch mit weniger materiellen Dingen zufrieden sein mussten und Weihnachten noch mehr seinem Ursprung verhaftet war, an die Geburt Christi zu erinnern und ein Fest der Liebe und Nächstenliebe zu sein.
Der Delmenhorster Oberbürgermeister Johann Schmidt richtete am 15. Dezember 1945 einen Appell an die Hausfrauen. Er forderte sie auf, am Heiligabend an die 250 alleinstehenden Flüchtlinge und entlassenen Wehrmachtsangehörigen zu denken, die diesen Abend einsam verbringen müssten. Sie sollten diesen Freude bereiten und sie zu sich einladen. Außerdem erinnerte er an die rund 750 Kinder unter den Flüchtlingen und bat, Spielzeug und Baumschmuck für sie zu spenden.
250 alleinstehende Flüchtlinge
Am 22. Dezember 1945 erschien in den „Verlautbarungen der Militärregierung Delmenhorst“ folgende Anzeige: „Suche Lederhandschuhe, stabilen Kamm, Lockenkamm und etwas Weihnachtsbaumschmuck, biete Mantel für zehnjähriges Mädchen. Suche Kompott-Service für vier bis sechs Personen, Teekessel oder Zweiliterschüssel, biete Mantel für acht- bis zehnjähriges Mädchen. Angebote an Wehner, Luisenstraße 7, für Müller, Osternburg, Bremer Heerstraße 28.“
Herzen und Hände öffnen
Ein Jahr später, am 7. Dezember 1946 riefen Politiker, Gewerkschaften, Industrie, Handwerk und die Kirchen zur Weihnachtsspende auf. Sie erinnerten an die Kriegsversehrten und notleidenden Vertriebenen. Diese litten besonders stark unter den Kriegsfolgen. Es wurde angemerkt, dass es ihren an Nahrung fehle und das einige von ihnen keine Arbeit mehr hätten, andere ihre Heimat, Hab und Gut verloren hätten. „Lasst sie wissen“, so der Aufruf, „dass sie nicht allein und abseits stehen, beweist es durch Eure Weihnachtsspende. Öffnet Eure Herzen und Hände weit und gebt reichlich, damit wir vielen eine Weihnachtsfreude bereiten können.“
Erst zum Ende der 1950er Jahre sorgte der wirtschaftliche Aufschwung für ein Ende der größten Not der Menschen. Nun traten Konsum und materielle Belange nach und nach immer mehr in den Vordergrund. Allerdings, auch noch heute gibt es Kinder in Delmenhorst, deren Eltern nicht das Geld haben, um ihnen Geschenke zu machen. Und da ist der „KinderWunschBaum“ eine wunderbare Aktion, mit der bedürftige Familien zu Weihnachten unterstützt werden.