Eine Kinderturnriege posiert in der Ganderkeseer Turnhalle für den Fotografen. Das Bild entstand um 1930. Bildvorlage: Orts- und Heimatverein Ganderkesee Eine Kinderturnriege posiert in der Ganderkeseer Turnhalle für den Fotografen. Das Bild entstand um 1930. (Bildvorlage: Orts- und Heimatverein Ganderkesee
TSV Ganderkesee

Vorläufer des TSV wurde vor 125 Jahren gegründet

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Der Turnerbund Ganderkesee war Keimzelle des heutigen TSV Ganderkesee mit seinem Domizil am Immerweg. In seiner 125-jährigen Geschichte hat er sich zu einem der größten Sportvereine im Landkreis Oldenburg entwickelt.

Rund 2.300 Mitgliedern bietet er in 14 Sparten fast alle Möglichkeiten sportlicher Betätigung. Das Spektrum reicht von Ballsportarten, Tischtennis und Badminton, über Turnen und Geräte-Fitness bis hin zu Judo und Gesundheitssport, um nur die wichtigsten Angebote zu nennen. Geführt wird der Großverein, der seit 2004 mit seiner Sportanlage am Immerweg beheimatet ist, von Andreas Dietrich. In diesem Monat kann der Verein auf sein 125-jähriges Bestehen zurückblicken, Grund genug, hier einmal die wichtigsten Stationen seiner Entwicklung nachzuzeichnen.

Größter Sportverein in der Gemeinde

Am 10. Dezember 1892 trafen sich 18 Personen in der Gastwirtschaft Grundmann und hoben den „Turnerbund Ganderkesee“ aus der Taufe. Zum ersten Vorsitzenden wählte die Versammlung den Uhrmacher Wilhelm Engelbart, zu seinem Stellvertreter wurde der Landwirt Diedrich Tönjes bestimmt. Erster Vorturner wurde der Lehrer Theodor Harms, was den Kontakt zur örtlichen Volksschule sicherstellte.

Der „Gasthof zur Eiche“ war lange Jahre Übungsort und Treffpunkt des Turnerbundes. Bildvorlage: Orts- und Heimatverein Ganderkesee

Der „Gasthof zur Eiche“ war lange Jahre Übungsort und Treffpunkt des Turnerbundes. Bildvorlage: Orts- und Heimatverein Ganderkesee

Bei einem Schadensfeuer im Gasthof „Zur Eiche“, dem damaligen Turnlokal, verlor der Verein im Jahr 1904 sein gesamtes Inventar. Nach einem Intermezzo in der Gaststätte „Zur Linde“ kehrte der Turnerbund nach dem Wiederaufbau der „Eiche“ aber wieder dorthin zurück.

2.300 Mitglieder zählt der TSV Ganderkesee heute

Mit der „Freien Turnerschaft Ganderkesee“ trat im Jahr 1905 ein Konkurrent auf den Plan, der sich dem Arbeitersportbund Leipzig anschloss. Überaus aufgeschlossen und modern trat kurz darauf 1909 der Turnerbund mit der Gründung einer Damenabteilung in Erscheinung, die sich eines stetig wachsenden Zuspruchs junger Frauen und Mädchen erfreuen konnte.

Durch den Ersten Weltkrieg wurde der Turnbetrieb weitgehend lahmgelegt, lebte aber in den 1920-er Jahren wieder zu neuer Blüte auf. Einen Höhepunkt für den Turnerbund stellte im Jahr 1925 die Ausrichtung des Verbandsturnfestes der Deutschen Turnerschaft dar.

Beide Vereine, Turnerbund und Freie Turnerschaft, engagierten sich mit großem Einsatz für die Schaffung neuer Sportstätten. 1922/23 hatte der Turnerbund den Bau einer Turnhalle realisieren wollen und dafür schon ein nicht unerhebliches Vermögen zusammengebracht, das aber durch die Inflation weitestgehend vernichtet wurde. Man resignierte aber nicht.

Schwierige Anfänge

Durch zahlreiche Aktionen und die Einwerbung von Spendengeldern konnte frisches Kapital gewonnen werden, mit dem 1927 der Bau der ersten Turnhalle in Ganderkesee gelang. Auch die Kirchengemeinde trug zur Erschließung neuer Areale für den Sport bei. Sie stellte am Habbrügger Weg ein 40 Hektar großes Grundstück zur Verfügung, auf dem ein Spielplatz entstand. Die Aktivitäten der Freien Turnerschaft richteten sich auf ein unwirtliches, hügeliges und sandiges Gelände an der Birkenallee, das mit großer Mühe und durch eine Unmenge von Stunden freiwilligen Arbeitseinsatzes der Mitglieder zu einem Sportplatz hergerichtet wurde, aus dem nach vielen Aus- und Umbauten das heutige Stadion entstand.

Das Stadion in Ganderkesee. Rechts oben im Bild der Schießstand. Bildvorlage: Orts- und Heimatverein Ganderkesee

Das Stadion in Ganderkesee. Rechts oben im Bild der Schießstand. Bildvorlage: Orts- und Heimatverein Ganderkesee

Beide Vereine erlebten einen Mitgliederzuwachs mit vielen Wettkämpfen und einem regen Turnbetrieb, eine Entwicklung, der die nationalsozialistische Machtergreifung ein jähes Ende setzte. Die Freie Turnerschaft wurde von Amts wegen aufgelöst und ihre Vermögenswerte und ihr Inventar beschlagnahmt. Der Turnerbund kam zunächst etwas besser weg. Er wurde in den Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert und galt damit als ein der Partei angeschlossener Verband. Wirkliche sportliche Aktivitäten konnten sich nun nicht mehr entfalten. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ging ein völliger Stillstand einher. In der Turnhalle wurden ausländische Arbeitskräfte einquartiert, und als der Krieg beendet war, waren fast alle Sportstätten so gut wie zerstört und nicht brauchbar.

Neugründung in 1945

Man setzte nun alle Energie daran, den Turn- und Sportbetrieb wieder zu aktivieren. Am zweiten Weihnachtstag 1945 erfolgte unter dem Namen „Turn- und Sportverein e.V.“ die Gründung eines neuen Vereins. Alle Anwesenden der Versammlung waren sich darüber einig, dass in Ganderkesee nicht wieder zwei Vereine nebeneinander bestehen sollten.

In den Statuten wurde verbindlich festgeschrieben: „Der Turn- und Sportverein e.V. tritt die Nachfolge der Freien Turnerschaft und des Turnerbundes Ganderkesee an.“ Durch diesen Passus ergab es sich, dass nach dem Wiedergutmachungsgesetz die Turnhalle und der Sportplatz dem neuen Verein als Rechtsnachfolger zurückzugeben waren. Der Verein war jedoch schon bald nicht mehr in der Lage, den Unterhalt beider Anlagen zu bestreiten.

Umzug an den Immerweg

Die Turnhalle wurde deshalb, saniert und mit neuen Geräten ausgestattet, von der Gemeinde Ganderkesee übernommen, die dem Verein vertraglich ein freies Nutzungsrecht einräumte. Die 50-er und 60-er Jahre waren von weiteren Bestrebungen zur Verbesserung und Neuschaffung von Sportanlagen geprägt. Auf einem Grundstück an der Dürer Straße entstanden in Regie der Gemeindeverwaltung eine Grundschule und weitere Sportstätten, nach deren Erweiterung dem Verein zwei Spielflächen für Fußball und zwei Faustballfelder zur Verfügung standen.

Das Stadion in Ganderkesee. Rechts oben im Bild der Schießstand. Bildvorlage: Orts- und Heimatverein Ganderkesee

Das aktuelle Domizil des TSV Ganderkesee am Immerweg. Bildvorlage: TSV Ganderkesee

Mit Unterstützung der Gemeinde und durch einen Sonderbeitrag der Vereinsmitglieder konnte auf dem Gelände 1981 das Vereinsheim errichtet werden, das aber nach und nach durch steigende Mitgliederzahlen und eine Ausweitung der sportlichen Angebote zu klein wurde und schließlich zum Bau des neuen Domizils am Immerweg führte.

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