„Wir sind da ganz ergebnisoffen“, sagt Stefan Haake auf Nachfrage. Der CDU-Ratsherr macht sich in einem Antrag an den Stadtrat für die Öffnung der Fußgängerzone für Autos stark, setzt mit seiner Idee aber auch schon wieder zurück.
Donnerstag ist Ratssitzung. Unter Punkt 25 der Tagesordnung versteckt sich ein Antrag der CDU/FDP-Stadtratsfraktion, der für lebhafte Diskussionen sorgen könnte. Aber die will Stefan Haake sowieso. Der Geschäftsmann setzt sich dafür ein, dass Möglichkeiten zur Öffnung der Scharmbecker Fußgängerzone für den Pkw-Verkehr geprüft werden. Natürlich solle es ein Tempolimit geben, als ausgewiesene Spielstraße wäre in der Kirchenstraße Schrittgeschwindigkeit erlaubt. Weil Autos den Läden mehr Kunden zuführen sollen, stellt sich Haake ausgewiesene Halteplätze für Kurzzeitparker vor.
CDU/FDP will Bürger befragen
Um für seinen Vorschlag zu werben, möchte er die Befahrbarkeit der Kirchenstraße in einer Projektwoche ausprobieren lassen. „Anwohner, Kaufleute und Kunden sollen dann ihr Votum abgeben“, schlägt der Christdemokrat vor. Möglich sei auch eine Online-Befragung.
Schlechtes Wetter, eine alternde Bevölkerung „und viele andere Faktoren“ ließen immer mehr Kaufwillige zu Einkaufszentren abwandern, wo es kostenfreie Parkplätze und kurze Wege gebe. Haacke sieht in der Bergstraße in Worpwede ein gutes Beispiel für eine verkehrsberuhigte Zone, in der Autos, Radfahrer und Fußgänger gleichberechtigt die Straße nutzen. Auch aus dem oldenburgischen Rastede kennt er Beispiele, wie reine Fußgängerzonen eine Alternative bekommen.
Kritik aus den eigenen Reihen und vom Bürgermeister
Haake spürt bereits Kritik auch in den eigenen Reihen. Sein Fraktionschef, Michael Rolf-Pissarczyk erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass es vor einer Beratung des Antrages noch eine innerfraktionelle Abstimmung geben werde. Bürgermeister Torsten Rohde schüttelt, angesprochen auf den CDU/FDP-Antrag mit dem Kopf. Für den Verwaltungschef mit Stimme im Rat gibt es kurzfristig gar keine Möglichkeit, Autos durch die Fußgängerzone zu lenken. Und auch in der langfristigen Entwicklungsplanung stehe so etwas überhaupt nicht zur Diskussion.
Gerade dies möchte Haake aber erreichen: „Dass man das Thema mit auf den Kalender schreibt, und nicht erst nach Abschluss der Beratungen über den Rahmenplan Innenstadt und einen Verkehrswegeplan feststellt, man habe diese Möglichkeit nicht geprüft.“
Kommentar
Was immer der Osterholz-Scharmbecker Innenstadt fehlen mag, Autos sind es nicht. Die Fußgängerzone ist über die Zufahrt Marktplatz schon heute werktags von 16 bis 10 Uhr und damit von außergewöhnlicher Dauer für den Lieferverkehr freigegeben. Würde auch noch die Kundschaft motorisiert vor die Geschäfte rollen, gäbe es über die bestehende Belästigung durch rasende Radfahrer hinaus, noch stinkende Abgase und störenden Verkehrslärm. Das beträfe vor allem die bislang so einladende Außengastronomie am Marktplatz und in der Kirchenstraße.
Dass sich mitten in der Einkaufsmeile ein Spielplatz befindet, haben die PS-Freunde wohl nicht bedacht, Autofahrer, die nach Parkbuchten suchen, wären ein Sicherheitsrisiko.
Mit dem Argument „Bergstraße“ liegen die Antragsteller ebenso falsch: Dort erfolgte die Spielstraßenregelung als Abwehr gegen den Autoverkehr, war nicht als Einladung gedacht. Der CDU-Vorschlag ist rückwärtsgewandt, die Innenstadt braucht keine Autos, sondern noch mehr Aufenthaltsqualität.