Weser Report: Herr Zech, als Projektentwickler, Bauunternehmer und Investor sind Sie in vielen deutschen Städten engagiert. Welche Stadt ist für Immobilieninvestoren am attraktivsten?
Kurt Zech: Am attraktivsten ist im Moment sicherlich Berlin, aber auch München und Hamburg sind sehr interessant. In der Hamburger Innenstadt beispielsweise haben wir 18 große Immobilien. Die halten wir größtenteils über Spezialfonds, in denen Versorgungswerke Geld angelegt haben. Insgesamt entwickeln und verwalten wir aktuell Immobilien im Wert von sieben Milliarden Euro.
Wo sehen Sie Bremen in dem Ranking?
Bremen ist eine Mittelstadt. Ich sehe sie unter den deutschen Städten zwischen Rang 10 und 20.
In Bremen planen Sie einen Umbau der Innenstadt. Das Parkhaus Mitte möchten Sie der Stadt abkaufen, abreißen und die Fläche freimachen für Einzelhandelsgeschäfte. Was sagt die Stadt dazu?
Da müssen Sie die Politik fragen. Die Entscheidung liegt nicht bei mir. Aber wir müssen natürlich abschätzen, wie wir ein Projekt beurteilen sollen, wenn schon seit dessen Vorstellung bei der Stadt ein halbes Jahr vergangen ist, ohne dass sie bisher reagiert hat. Zumal danach ja noch Tausende andere Entscheidungen anstünden. Außerdem müssen wir unsere Kapazitäten planen und die Märkte entsprechend einschätzen. Andere Städte fragen uns, ob wir uns dort engagieren wollen.
In Düsseldorf haben sie den Kö-Bogen gebaut, entworfen vom Stararchitekten Daniel Libeskind steht der Gebäudekomplex für eine zukunftsweisende Stadtentwicklung. Wie schwierig war dort die Realisierung?
Die Stadt Düsseldorf hat eine Gesellschaft gehabt, die sich explizit um dieses Projekt gekümmert hat. Von der ersten Idee bis zum Grundstückskauf brauchten wir nur vier Monate, obwohl es gefühlt mindestens doppelt so groß ist wie das, was wir in Bremen vorhaben. Auch das Projekt Alter Wall in unmittelbarer Nachbarschaft des Hamburger Rathauses läuft relativ schnell und problemlos.
Für die Bremer Innenstadt gab es schon viele Pläne. Warum ist eine Realisierung jetzt wahrscheinlicher?
Die Notwendigkeit, dass etwas passieren muss, ist unzweifelhaft da. Und das richtige Zeitfenster steht jetzt offen. Wir sind Eigentümer der Karstadt-Immobilie, und haben mit dem Betreiber des Warenhauses eine Einigung erreicht. Auch mit den Eigentümern der Kaufhof-Immobilie haben wir gesprochen. Deshalb glauben wir, dass man jetzt an solch einer City-Lösung arbeiten kann.
Wie lange läuft der Mietvertrag für das Karstadt-Gebäude?
Langfristig, mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Sie wünschen sich mehr kleinflächige Läden in der City. Welche haben Sie im Blick?
So weit sind wir noch nicht.
Wie wahrscheinlich ist es, dass in Bremen eine Einkaufsmeile wie die Königsallee in Düsseldorf oder der Neue Wall in Hamburg entsteht mit vielen unterschiedlichen Luxusmarken?
Natürlich werden wir das versuchen, aber aufgrund der Marktsituation in Bremen wird es schon schwer sein, beispielsweise einen Apple-Store nach Bremen zu holen.
Sie sind ja in vielen Branchen tätig, seit 25 Jahren auch im Hotelgeschäft. Was planen Sie dort?
In Münster bauen wir ein Atlantic-Hotel im Vier-Sterne-plus-Bereich mit 220 Zimmern und großem Konferenz- und Ballsaal. In Heidelberg errichten wir neben dem neuen Kongresszentrum ein Hotel mit mehr als 300 Zimmern. Außerdem bauen wir eine Hotellinie im Zwei-Sterne-Bereich auf. Das erste Haus wird in Kiel stehen. Und wir stecken in der Vorplanung für ein Hotel auf Helgoland mit rund 120 Zimmern. Daran ist auch der örtliche Reeder beteiligt. Wenn es gut läuft, steht das Haus 2019/2020. Und in Bremen erweitern wir gerade das Grand Hotel.
Welche Hotels haben Zukunft: Billigherbergen oder Luxushäuser?
Beide, Verlierer wird die Mittelklasse sein, wo es noch viele familiengeführte Häuser gibt. Für die wird es besonders schwierig.
Sie sind auch Großbauer: Im vergangenen Jahr haben Sie über die Zech-Familienstiftung die Deutsche Agrarholding aus der insolventen KTG-Gruppe herausgekauft. Was haben Sie hier vor?
Wenn es Opportunitäten gibt, werden wir uns die ansehen. Neben den 20.000 Hektar Ackerfläche der Agrarholding haben wir auch eigene Ackerflächen in den neuen Bundesländern, rund um Berlin zum Beispiel Felder mit Erdbeeren zum Selberpflücken. Wir sind sicherlich der zweitgrößte Ackerbetrieb in Deutschland.
Aufsehen erregte vor allem die Übernahme der Hamburger Rickmers-Reederei, da die Branche seit Jahren in der Krise steckt.
Die Schifffahrt war auch viele Jahre lang sehr erfolgreich und Deutschland der größte Standort für Schifffahrt. Aber die Branche ist mittelständig geprägt, die Konsolidierung des Marktes steht noch aus. Aber sie kommt. Die Reeder, die heute noch ein, zwei Schiffe haben, wird es in fünf Jahren nicht mehr geben. Einige große werden überleben, und wir werden alles tun, um dazu zu gehören.
Auch die Finanzierung hat sich geändert. Das Modell, das Fondsgesellschaften Geld von privaten Anlegern, beispielsweise von den berühmten Zahnärzten, einsammeln und damit Schiffe finanzieren, ist doch tot.
Das Einsammeln von Kapital hat sich internationalisiert, das machen jetzt Chinesen, Amerikaner und andere. Die Deutschen sind im Moment raus. In Deutschland muss sich die Kapitalbeschaffung professionalisieren und internationalisieren.
Wann legen Sie sich neue Schiffe zu?
Wir schauen immer wieder nach Opportunitäten. 2013 haben wir die Schifffahrtstochter Zeaborn gegründet zusammen mit einem früheren Berater der Unternehmensberatung Roland Berger und dem ehemaligen Geschäftsführer einer großen Reederei. Jetzt managen wir 100 Schiffe, darunter auch viele Containerschiffe, fast alle sind verschartert. Lediglich sechs Mehrzweckfrachter, die Multipurpose Carrier, gehören uns selbst.
Wie sieht die Zech Group in zehn Jahren aus?
Schon in den nächsten fünf Jahren werden wir deutlich wachsen. Ich gehe davon aus, dass wir 2020 einen Umsatz von drei Milliarden Euro erwirtschaften. Derzeit sind wir bei 1,6 Milliarden Euro. Die umsatzstärksten Bereiche sind momentan Bau und Immobilien. Aufgrund der Digitalisierung und der Prozessoptimierung werden wir vieles auf den Kopf stellen. Wer damit rechtzeitig beginnt, kann sich von den anderen absetzen und auch in zehn Jahren vorne sein.
Zu Person und Unternehmen:
Den Grundstein für die Zech Group legte Gustav Zech. 1909 gründete er in der Nähe von Breslau ein Bauunternehmen. Nach dem Zweiten Weltkrief zog die Familie nach Bremen und errichtete erneut einen Betrieb. Kurt Zech übernahm das Unternehmen 1978 von seinem Vater Kurt Zech senior und baute es zum internationalen Konzern aus. Heute beschäftigen Zech Group und Zech Stiftung 9.363 Mitarbeiter, davon 7.535 in Deutschland. Unter dem Dach der Zech Group arbeiten sechs Geschäftsbereiche mit ihren jeweiligen Gesellschaften. Zech ist nicht nur im Bau- und Immobilienbereich aktiv, sondern auch in der Hotelbranche, in der Schifffahrt, der Logistik und der Landwirtschaft.