Während sich die Rheinländer mitten im Faschingstrubel befinden, nehmen die Bremer höchstens zur Kenntnis, dass der Samba-Karneval ansteht.
In vielen Regionen Deutschlands gilt die Zeit vom 11.11. ab 11.11 Uhr bis Aschermittwoch als fünfte Jahreszeit. Doch in Bremen ist der Freimarkt das Ereignis des Jahres. Fastnacht spielt hier im Norden eine untergeordnete Rolle. Inmitten der Faschingsmuffel haben sich jedoch zwei Hochburgen etabliert.
„Man kann nicht sagen, dass alle Bremer stur sind“, sagt Christa Kunz, die Präsidentin der Carneval Gesellschaft Nordlichter Bremen. „Bremer sind keine Muffel. Fasching wird hier nur nicht so gefeiert wie in Köln“, stimmt Ronalt Bachmann von der Gemeinschaft Ganderkeseer Vereine (GGV) zu.
Vom Radschlag bis in den Spagat
Seit über fünfzig Jahren existiert die Gemeinschaft und verwandelt den Ort Ganderkesee in eine Faschings-Hochburg des Nordens. Die Carneval-Gesellschaft in Bremen feierte 2017 ihr 22-jähriges Bestehen. „Beim Karneval feiern wir die ungeraden Zahlen“, sagt Kunz. Der Zulauf stockt allerdings. „Es ist die Jugend, die fehlt. Wie bei allen Vereinen“, sagt sie.
In Ganderkesee ist ein steigendes Interesse laut Bachmann leicht zu erkennen. Bei gutem Wetter feiern bis zu 40.000 Menschen mit der GGV. „In dieser grauen Jahreszeit ist es ein willkommenes Fest, um sich zu kostümieren und zu feiern“, sagt Bachmann. Anders als in anderen Regionen stände nicht die Politik oder Religion im Fokus, sondern die Gemeinschaft.
Das Vorbild in Bremen ist der rheinische Karneval. Nicht der Fasching. „In Bremen heißt es Karneval“, stellt Kunz klar. Den Kern bilden Uniformen und Garde-Mädchen. „Sie üben einmal in der Woche, vom Radschlag bis in den Spagat. Das ist Leistungssport“, sagt die Präsidentin.
Empfang bei der Bundeskanzlerin
Jedes Wochenende sind die Nordlichter unterwegs, um befreundete Vereine zu besuchen. „Der Höhepunkt dieser Session war unser Ausflug nach Berlin, bei dem Bundeskanzlerin Angela Merkel uns empfing“, erzählt Kunz.
Beim Freimarktsumzug sind sie ebenfalls zu sehen und ihre Redner für die Büttenabende kommen auch aus Köln. „Bremen ist nicht die Hochburg, das ist klar“, sagt Kunz. „Aber was wir auf die Beine gestellt haben, ist sagenhaft.“
„Verrückt nach Fasching“
Sehen lassen kann sich auch der Umzug in Ganderkesee. Über 100 Gruppen laufen mit, einige auch aus Nordrhein-Westfalen. Mittendrin unter den Feiernden sind viele Bremer. „Die Zugverbindung ist ideal. Sie steigen in Bremen ein und im Ortskern Ganderkesee aus“, sagt Bachmann.
Manche kämen nur für den Umzug, andere für die Büttenabende und Partys. In Ganderkesee und bei der Carneval Gesellschaft ist Fasching/Karneval definitiv die fünfte Jahreszeit. Nicht der Freimarkt. „Wir sind hier verrückt nach Fasching“, sagt Bachmann.
Samba-Karneval in Bremen
Und dann gibt es in Bremen ja auch noch den Samba-Karneval. Beginn ist am Samstag, 3. Februar, 12 Uhr. Der große Festumzug in Ganderkesee beginnt am Samstag, 10. Februar, um 14 Uhr. Der Ortskern ist von 11.30 bis 19 Uhr gesperrt. Anschließend ist bis einschließlich Rosenmontag Programm.