Bürgermeister Carsten Sieling im Gespräch mit der Redaktion des Weser Reports. Foto: Schlie Bürgermeister Carsten Sieling im Gespräch mit der Redaktion des Weser Reports. Foto: Schlie
Interview

Carsten Sieling: Bremen soll sauberer werden

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Bremen muss sein Image polieren: Im Gespräch mit der Redaktion des Weser Reports erklärt Bürgermeister Carsten Sieling, was die Stadt jetzt anpacken muss, um wieder zu glänzen, und wie sie im Jahr 2035 aussehen wird.

Weser Report: Herr Sieling, Bremen hat nicht den besten Ruf. Schon klagen Unternehmen, es sei schwierig, Fachkräfte nach Bremen zu locken. Was können Sie tun?

Carsten Sieling: Wir müssen natürlich an der Außendarstellung arbeiten, damit sich die Negativ-Botschaften erledigen. Bremen ist eine tolle Stadt! Aufgrund des Spardrucks haben wir in den letzten Jahren hier aber nicht mehr die Anstrengungen unternehmen können, die notwendig gewesen wären. Das bauen wir jetzt um und wieder auf. Im Übrigen bin ich auch selbst regelmäßig mit Unternehmen im Gespräch. Und natürlich arbeiten wir mit Hochdruck an den zentralen Themen wie der Verbesserung der Bildung. Im Haushalt haben wir die Mittel für den Bildungsbereich enorm verstärkt. Und auch was das Stadtbild anbelangt, geht es voran. Wir stellen die Stadtreinigung neu auf. Stichwort: saubere Stadt…

…der Bahnhofsvorplatz wirkt ja nicht gerade einladend.

Wenn erst einmal der Bauzaun weg und das Gebäude gegenüber dem Bahnhof fertig ist, im Erdgeschoss Geschäfte einziehen, wird der Bahnhofsvorplatz ein anderes Gesicht haben. Außerdem ist mit der Stadtreinigung vereinbart, dass sie dort mehr macht als bisher. Es wird mehr Papierkörbe und auch weitere digitale Papierkörbe geben. Die melden sich, wenn sie voll sind und werden dann geleert. Auch in der Frage der Sicherheit kommen wir weiter. Schon heute sind am Bahnhof mehr Polizisten unterwegs und die Videoüberwachung wird ausgebaut. Der Innensenator ist auch mit der BSAG in guten Gesprächen, damit in Bus, Bahn und Haltestellen die Sicherheit erhöht wird.

Bremen baut jetzt einen Ordnungsdienst auf mit 23 Mitarbeitern. Vergleichbare Städte haben größere Dienste.

Wir werden den Ordnungsdienst Schritt für Schritt aufbauen. Wir brauchen ja nicht nur Menschen mit der entsprechenden Qualifikation, sondern sie müssen auch eine Persönlichkeit haben, um zum Beispiel in Konfliktfällen angemessen zu reagieren. Die jetzt beschlossene Größenordnung wird nicht das Ende sein. Darüber hinaus werden wir auch Quartiersdienste einführen.

Für jedes Quartier?

Es wird nicht für jedes Quartier gleich einen eigenen Dienst geben, sondern zunächst einmal dort, wo es besonders drängt, wie zum Beispiel in Gröpelingen. Das läuft dann auch mit unseren Initiativen für Langzeitarbeitslose, mit dem Lazlo-Programm und dem Programm „Perspektive Arbeit Saubere Stadt“ zusammen. Damit wollen wir Menschen, die länger ohne Arbeit sind, einen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben ermöglichen.

Wann geht es los?

Der Quartiersdienst ist im Aufbau. Er soll für mehr Sauberkeit sorgen und wird mit dem Ordnungsdienst zusammenarbeiten. Im Gegensatz zum Ordnungsdienst darf der Quartiersdienst aber zum Beispiel keine Verwarnungen aussprechen.

Sie propagieren Bremen als wachsende Stadt, doch viele Familien ziehen ins Umland.

Bremen wächst auch! Deshalb müssen wir ja den Wohnungsbau weiter vorantreiben. Wir sind jetzt schon in einer Größenordnung von 2.000 neuen Wohnungen pro Jahr. Projekte wie das Rennbahnquartier, Gartenstadt Werder See oder die Überseestadt sind dafür wichtig. Bald kommt auch das Hulsberg-Quartier auf den Markt. In der nächsten Legislaturperiode werden wir sicher auch Flächen in der Osterholzer Feldmark entwickeln. Die Lage ist gut und eine Alternative zum Wohnen in den Nachbargemeinden.

Sie haben die Zukunftskommission Bremen 2035 ins Leben gerufen. Wie sieht Bremen 2035 aus?

Wir werden ein Bundesland sein mit einer sehr starken Wirtschaft, guten Schulen, einer niedrigen Arbeitslosigkeit und mit mehr Einwohnern, die unseren großen sozialen Zusammenhalt schätzen. Und Bremen wird eine ganz neue und moderne Innenstadt haben. Es gibt in Deutschland nur wenige Städte, die vor einem so großen Wandel stehen wie Bremen.

Was macht Sie zuversichtlich, dass die vielen jetzt vorgelegten Pläne realisiert werden?

Anders als noch vor einigen Jahren haben wir nicht einen großen Investor, der alles macht, sondern wir haben viele. Offensichtlich sehen Investoren, die an vielen Orten in Deutschland und Europa tätig sind, dass Bremen gute Chancen bietet und es sich lohnt, hier zu investieren.

Das Parkhaus Mitte soll abgerissen werden. Und dann?

Es wird sicher 2019 noch stehen und wahrscheinlich auch noch 2020. Und natürlich wird schon jetzt geplant, wo dann geparkt werden kann, damit man auch weiter mit dem Auto in die Innenstadt kann. Wir arbeiten ebenso daran, Bus und Straßenbahn zu verstärken. Vor allem müssen wir uns aber über künftige Logistikkonzepte Gedanken machen: Wenn ich in der Innenstadt einkaufe, will ich die Waren nicht zum Auto schleppen, sondern sie nach Hause geliefert bekommen. So funktioniert das in Zukunft.

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