Dass sein elektrischer Rollstuhl einmal zu einer tödlichen Waffe werden könnte, damit hat Erwin Storz nicht gerechnet. Nun ist es passiert, besonders traurig ist der Rentner nicht. Mit seinem Rollstuhl hat er eine Ratte überfahren, das Tier lief unvermittelt von der Seite quer über den Weg.
„Die war sofort tot“, sagt Storz, der seit 30 Jahren im großen roten Backsteinbau an der Bismarckstraße wohnt. Ihn ärgert etwas anderes: Im Vorgarten des gegenüberliegenden Hauses entdeckte er nicht nur ein, zwei Ratten. „Man sieht oft zehn oder 15 Ratten gleichzeitig, beschwert sich der Rentner. „Sie rennen über die Wiese und zwischen den Sträuchern herum, klettern die Bäume hoch und sitzen in den Ästen.“ Nachbar Dieter Rose und dessen Frau Alba-Lucia bestätigen das.
So viele Ratten wie Menschen
Auch das Gesundheitsamt ist alarmiert, nicht nur weil in Sichtweite das Klinikum Mitte liegt. „Eigentlich sind Ratten menschenscheu und meiden das Tageslicht“, sagt Edmund Wojciechowski vom Gesundheitsamt. „Dass sie hier tagsüber so beobachtet wurden ist untypisch“, erklärt er.
Dass in Bremen überhaupt Ratten leben, wundert ihn nicht. Schätzungen zufolgen existieren in der Hansestadt fast 600.000 Ratten. Denn eine Faustregel besagt Experten zufolge, dass in jeder größeren Stadt mindestens so viele Ratten leben wie Menschen. Tendenz steigend.
„Da muss schnell etwas geschehen“
Der Grund ist schnell geklärt: „Weil sehr viel Essen weggeworfen wird. Wenn dann Mülleimer oder auch Müllcontainer vor Lokalen nicht richtig geschlossen sind, finden die Ratten ständig ihre Nahrung“, sagt Experte Wojciechowski, der die Tiere als extrem clever und geschickt beschreibt. Nur die Gefahr von Elektrorollstühlen haben sie bislang scheinbar unterschätzt.
Angesichts der vielen Höhleneingänge auf wenigen Quadratmetern im Vorgarten an der Bismarckstraße, ist Wojciechowski sofort klar, dass dort unter der Erde viele Ratten leben. „Da muss schnell etwas geschehen“, sagt der Experte.
Rattenbekämpfung bislang erfolglos
Tummelten sich die Ratten auf einem öffentlichen Grundstück , etwa einer städtischen Grünanlage, würde er selbst sofort eine Schädlingsbekämpfungsfirma beauftragen. Doch der Vorgarten in der Bismarckstraße ist Privateigentum.
Deshalb ist der Besitzer verpflichtet, gegen die Ratten vorzugehen. Die Hausverwaltung versichert zwar, sie habe ein Unternehmen zur Bekämpfung der Ratten beauftragt, aber bisher wohl erfolglos. Nun klemmt sich das Gesundheitsamt dahinter.