Laura Jacobs, 31, ist seit Januar neue GiB-Koordinatorin in Bremen-Mitte. Foto: lod
Interview

Über Veränderungen in der Flüchtlingshilfe

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Seit Anfang des Jahres ist Laura Jacobs als Koordinatorin für die Flüchtlingshilfe bei „Gemeinsam in Bremen“ im Bereich Bremen-Mitte tätig. Im Interview spricht sie über Engagement, neue Aufgaben und Berufung.

Weser Report: Frau Jacobs, was ist eigentlich Ihr Job?

Laura Jacobs: Ich bringe Leute, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren wollen, mit denen zusammen, die Hilfe brauchen. Erst mal schau ich, was für Hobbys und auch, wieviel Zeit die möglichen Ehrenamtlichen haben – und stelle dann den Kontakt zu Flüchtlingsheimen her. Auch wenn Bremer etwas abzugeben haben, ermittele ich, wo es Bedarf gibt. Ich nehme die Spenden allerdings nicht selber an. Und bei Fragen, wie man an Räumlichkeiten für eigene Angebote kommt, oder wie man Anträge stellt, helfe ich ebenfalls.

Seit 2015 hat sich viel getan. Wird noch Hilfe benötigt?

Ich höre immer wieder Sätze in diesem Tenor: „Es kommen ja gar keine Flüchtlinge mehr…“ Aber es sind immer noch Menschen in den Heimen – und Flüchtlinge brauchen auch danach noch Unterstützung. Die Bedarfe haben sich vielleicht nur ein bisschen verändert.

Inwiefern das?

Sprachkurse von Ehrenamtlern sind zum Beispiel nicht mehr so voll, wie in der Anfangszeit, weil es jetzt auch genug offizielle Kurse gibt. Es geht jetzt mehr um den persönlichen Kontakt mit Deutschen – die wenigen Teilnehmer lernen dort, sich richtig zu unterhalten. Außerdem haben viele Menschen gerade dann Unterstützungsbedarf, wenn sie in der eigenen Wohnung angekommen sind. Was tu ich mit meiner Behördenpost, wo kann ich was unternehmen, solche Sachen.

Bis vor Kurzem haben Sie in einem Flüchtlingsheim in Huckelriede gearbeitet.

Ja, ich habe in den ersten Wochen hier sehr viel Zeit damit verbracht, die Strukturen in Bremens Mitte kennenzulernen. Bestimmt kenne ich immer noch nicht alle Projekte.

Sind die Engagierten in Mitte anders als in Huckelriede?

Nein. Aber die Infrastruktur ist hier besser: Im Bremer Süden sind die Angebote vielfach überlaufen.

Warum engagieren sich Menschen, was ist Ihre Erfahrung?

Vielen geht die Situation der Geflüchteten ans Herz. So habe auch ich 2015 angefangen, bevor ich hauptberuflich in die Flüchtlingshilfe gerutscht bin. Oft entwickeln sich aus dem Engagement persönliche Beziehungen. Ich denke da etwa an den Fall einer älteren, alleinstehenden Frau. Die hat über ihr Ehrenamt jetzt praktisch Enkel, eine Familie bekommen. Vielfach engagieren sich mittlerweile übrigens auch Flüchtlinge selbst, vor allem als Dolmetscher und bei Behördengängen. Ich habe da immer wieder die Begründung gehört, dass man etwas zurückgeben will.

Bevor Sie in die Flüchtlingshilfe gekommen sind, haben Sie lange in einem Tonstudio gearbeitet. Führt ein Weg dahin zurück?

Noch einmal: Ich glaube, die Integration fängt jetzt erst an – es gibt also noch lange was zu tun. Zurück geht es für mich persönlich eher nicht: Ich habe meinen Platz gefunden, ich kenne jetzt den Unterschied zwischen Beruf und Berufung.

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