Von der großen Bühne auf die Anklagebank: Nach gut zwei Jahren Prozess wurde im Landgericht Bremen das Urteil gegen Niels Stolberg verkündet. Archivfoto: Schlie
Haftstrafe

Urteil im Beluga-Prozess gefallen

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Im Saal 218 war Schluss. Dort endet am Donnerstagnachmittag der Prozess gegen den Mann, dem einst die ganze Stadt gehuldigt hat. Nun wurde Niels Stolberg wegen Untreue und Kreditbetrugs vom Landgericht verurteilt.

Seine Karriere glich einem Traum – anfangs. Die Seefahrt zog ihn schon als Jugendlichen an. Er ging zur Marine, studierte später Nautik und machte das große Kapitänspatent. 1995 gründe er sein Unternehmen: Beluga Shipping, benannt nach dem Wal, der bis zu sechs Meter lang und bis zu einer Tonne schwer werden kann.

Nur zwei Jahre später, 1997, kaufte er sich seinen ersten Schwergutfrachter, 2005 besaß er knapp 40 Schiffe. Er förderte den Martinsclub, das Kinderhospiz Jona, sponserte Werder und wurde Schaffer.

Als der Traum zum Albtraum wurde

Doch 2011, zwei Jahre nach dem Ausbruch der Schifffahrtskrise, wandelte sich der Traum in einen Albtraum. Das Unternehmen musste Insolvenz anmelden, Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten gegen Stolberg.

Im Januar 2016 begann der Prozess, seither stand Stolberg an mehr als 60 Verhandlungstagen vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Banken bei der Finanzierung von Schiffen getäuscht, außerdem Rechnungen gefälscht und Aufträge vorgetäuscht zu haben.

Urteilsverkündung

Sie fordert für den 57-Jährigen eine Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten, sein Anwalt plädiert auf eine Bewährungsstrafe. Bei ihrer Urteilsverkündung am Donnerstag orientieren sich die Richter eher an der Forderung der Staatsanwaltschaft, auch wenn das Strafmaß geringer ausfiel: Drei Jahre und sechs Monate Haft hieß es am Ende für Stolberg im Saal 218. 

Drei ehemalige Mitarbeiter Stolbergs kamen mit Bewährungsstrafen davon: Sie erhielten jeweils ein Jahr und sieben Monate, ein Jahr und zwei Monate sowie acht Monate. Rund eine Woche später gab das Bremer Landgericht bekannt, dass Niels Stolberg gegen das Urteil Revision eingelegt habe. Der Fall wird nun vor den Bundesgerichtshof wandern. 

 

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