Weser Report: Herr Ossmann, das Schuljahr nähert sich dem Ende. Noch haben nicht alle Schulabgänger einen Ausbildungsplatz. Was tun?
Joachim Ossmann: Aktuell sind die Chancen noch gut, eine Stelle zu finden. Im Bezirk unserer Agentur für Arbeit haben wir noch mehr als 2.500 freie Ausbildungsplätze. Diese Zahl wird sich in den nächsten Monaten deutlich reduzieren. Ich möchte an die Jugendliche appellieren, zu unserer Berufsberatung zu kommen. Unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 4 5555 00 können sie einen Termin bekommen.
Nicht jeder Schulabgänger ist fit für eine Ausbildung. Wie helfen sie dem?
Es gibt Jugendliche, die haben schulische Defizite. Oft sind es keine Defizite in der Praxis, sondern in der Theorie. Diese Jugendlichen können wir mit einer Art organisiertem Nachhilfeunterricht unterstützen. Wer dann trotzdem keinen Ausbildungsplatz findet, für den gibt es Berufsvorbereitungsmaßnahmen. Hier arbeiten die Behörden für Soziales, Arbeit und Bildung eng mit uns und den Jobcentern zusammen.
Wäre solch eine Hilfe nicht Aufgabe der Schulen?
Ja, während des Schulbesuchs ist das eine Angelegenheit der Schulen. Wir unterstützen sie mit unserer Berufseinstiegsbegleitung für lernschwache Schüler in den Abschlussklassen. Diese Maßnahme finanzieren wir auch.
Wie unterstützen Sie Betriebe, in denen Auszubildende ihre Ausbildung abbrechen?
Der Arbeitgeberservice berät die Betriebe bei der Suche nach Alternativen. Das Gleiche gilt auch bei einem Bedarf an Fachkräften.
Wie gelingt in Bremen die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt?
Im Jahr 2016 haben wir im Land Bremen 473 Arbeitslose aus den Asylherkunftsländern in den Arbeitsmarkt eingegliedert, im Jahr 2017 waren es 771. In den ersten drei Monaten dieses Jahres 220. Hochgerechnet auf das Jahr setzt sich der positive Trend fort. In diesem Jahr werden 815 Flüchtlinge die Schule verlassen und auf den Arbeitsmarkt strömen. Für sie haben Arbeitsagentur, Jobcenter und die senatorischen Behörden ein Konzept erarbeitet.
Sie arbeiten erst seit 1. April in Bremen, waren vorher viele Jahre für Arbeitsagenturen in Bayern tätig. Welche Vorteile bringen Sie als Zugezogener mit?
Ich will mich jetzt nicht mit einem Bremer vergleichen. Meine Erfahrung bezieht sich auf die Arbeit in einer großstädtischen Arbeitsagentur wie in Nürnberg. Die Stadt ist von der Größe her mit Bremen vergleichbar. Und ich bringe Erfahrungen aus Ostbayern mit aus einem ländlich strukturierten, sehr benachteiligten Gebiet. Beide Regionen hatten wirtschaftliche Umbrüche zu verkraften. In Nürnberg habe ich die Folgen des Wegbrechens von AEG, Grundig und Quelle erlebt.
Bremen hat eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote und einen sehr hohen Anteil an Langzeitarbeitslosen. Wie wollen Sie für die einen Arbeitsplatz finden?
Es geht darum, das Selbstbewusstsein zu stärken, es geht um eine Gesundheitsförderung. Außerdem gibt es unterschiedliche Gruppen von Langzeitarbeitslosen: Ungelernte, Ältere und Alleinerziehende. Für jede Gruppe muss man ein eigenes Konzept entwickeln. Gelingen kann das nur, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen. Nach meinen ersten Kontakten bin ich für Bremen und Bremerhaven da optimistisch.
Welche Alternativen bieten Sie denen, die es nicht in den ersten Arbeitsmarkt schaffen?
Die Bundesregierung hat sich entschlossen, in dieser Legislaturperiode vier Milliarden Euro für einen sozialen Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen. Im Sommer soll das Gesetzgebungsverfahren abgeschlossen sein. Aber ich kenne noch keine Details. Aufgabe könnte es sein, in den Quartieren auf Sauberkeit zu achten, Dinge zu machen, um die sich sonst niemand kümmert.