Weser Report: Herr Meyer-Heder, was haben Sie den Bremer Christdemokraten voraus, dass die Sie als Spitzenkandidaten aufstellen, obwohl Sie sich bisher nie politisch engagiert haben, nicht einmal in der Partei waren?
Carsten Meyer-Heder: Wir versuchen, eine Aufbruchsstimmung in Bremen zu erzeugen. Dafür braucht es neue Gesichter. Ich glaube, dass ich aufgrund meiner unternehmerischen Laufbahn auch ganz andere Leute abholen kann. Im März bin ich aus voller Überzeugung in die CDU eingetreten.
Aber in Bremen sind Sie kein neues Gesicht?
Nein, ich bin hier geboren und hier sehr verwurzelt. Mein Unternehmen ist hier, und das wird auch hier bleiben. Aber wir müssen Bremen voranbringen.
Wie gehen Sie das an?
Ich habe die Chance, anders an Sachen heranzugehen. Ich stehe auch für einen anderen Führungsstil, den wir auch im Unternehmen praktizieren. Wir arbeiten dort teamorientiert. Mit der Erfahrung kann ich in Bremen Akzente setzen. Denn Bremen wird schlecht gemanagt.
Was packen Sie als Erstes an?
Wir müssen an die Bildung ran. An den Schulen fehlt es an Qualität, deshalb müssen wir eine Qualitätsoffensive starten. Wir müssen zum Bespiel von Hamburg lernen. Da gibt es vor der Einschulung eine Sprachprüfung für jedes Kind, und Hamburg hat ein Qualitätsinstitut, das den Lernerfolg dokumentiert. Solch ein Institut sollte es auch in Bremen geben.
Was muss sich in den Schulen selbst ändern?
Das Hauptproblem ist es, genügend Lehrer zu bekommen. Bremen hat leider ein schlechtes Image. Eine gute personelle und materielle Ausstattung ist das A und O.
Schreckt Bremens Image ab, wenn Ihr Unternehmen Mitarbeiter sucht?
Wir haben keine Bewerbungen aus anderen Großstädten, viele Bewerbungen kommen aus dem Umland und viele Mitarbeiter von den Bremer Unis und Hochschulen.
Dann können die ja nicht so schlecht sein.
Nein. Die Universität hat sich toll entwickelt. Leider hat sie den Exzellenz-Status verloren. Die Politik muss alles dafür tun, dass die Uni wieder diese Auszeichnung erhält.
Ein wichtiges Thema ist auch der Wohnungsbau. Einige CDU-Abgeordnete wollen im Neustädter Hafen Wohnungen bauen. Ein Plan, der in der Partei umstritten ist.
Das ist ein Thema, über das man sprechen muss. Man muss natürlich mit der Wirtschaft dort reden. Aber ich bin mir sicher, dass wir da eine Lösung finden.
Was hat Sie auf Ihrer Vorstellungstour in der CDU am meisten überrascht?
Dass die Bremer CDU nicht im klassischen Sinne konservativ ist. Ihre Mitglieder kommen aus allen Bevölkerungsschichten. Aber wir müssen mehr junge Leute in die Partei holen.
Wie sieht Ihr Wahlkampfteam aus? Wie Ihr Schattensenat?
Dafür ist es noch zu früh. Aber es gibt jetzt schon viele, die ihre Unterstützung zugesagt haben. Auch Leute außerhalb der Partei sagen: 2019 ist es Zeit für einen Wechsel.
Wer übernimmt Ihre Arbeit in Ihrem Unternehmen, wenn Sie gewählt werden?
Im operativen Geschäft bin ich schon längst dabei, in die zweite Reihe zu treten, damit jüngere Leute nachrücken können. Und am 7. Mai übernimmt langsam Heinz Kirchhoff meine Rolle im Unternehmen. Der kommt von außen, aber aus der Branche, und wir kennen uns schon seit 15 Jahren.
Falls es nicht zum Bürgermeister reicht, werden Sie dann Oppositionsführer?
Ich werde mich auf jeden Fall weiterhin politisch engagieren – wenn nicht als Bürgermeister, dann als Abgeordneter. In welcher Rolle das sein wird, das kann ich jetzt nicht sagen.
Mit welchem Motto gehen Sie in den Wahlkampf?
Aufbruch ist ein Signalwort. Und wir brauchen Pragmatismus. Wir müssen die Probleme unabhängig von Parteigrenzen lösen. Wenn ein Grüner die gleiche Idee hat wie ich, dann sage ich: Lass uns das gemeinsam angehen.
Noch haben Sie keine große politische Rede gehalten.
Nein, aber auf dem Parteitag am 26. Mai muss ich ran.
Na prima, weiter so! Zum Beispiel, wenn ich etwas anraten darf: Auf dem erwähnten Parteitag der Bremer CDU am 26. Mai wird ein Foto gemacht, das Carsten Meyer-Heder als den Spitzenkandidaten der CDU zur nächsten Bürgerschaftswahl 2019 zeigt. Er ist umringt von Rita Mohr-Lüllmann, Gabriela Piontkowski und Carl Kau. Der Parteitag ernannte sie just zu Ehrenmitgliedern der CDU.
Auf dem Bild gibt Carsten Meyer-Heder seinem Parteifreund Jens Eckhoff die Hand. Hinter Eckhoff stehen Jörg Kastendiek, Thomas Röwekamp und weitere altgediente CDU-MdBBs. Ihnen allen dankt Carsten Meyer-Heder für ihre jahrzehntelange Arbeit. Sie treten diesmal nicht mehr an.
Links vorne im Bild sieht man Oğuzhan Yazıcı, MdBB, und Sina Dertwinkel, MdBB. Beide haben gerade alle Bürgerinnen und Bürger von Bremen und Bremerhaven dazu aufgerufen und eingeladen, sich um einen Platz auf der Liste der CDU zur nächsten Bürgerschaftswahl bzw. zur Wahl der nächsten Stadtverordnetenversammlung zu bewerben. Die CDU werde diesmal dazu ein öffentliches Auswahlverfahren veranstalten – nach den Sommerferien jeweils an einem Wochenende im Theater am Goetheplatz bzw. im Stadttheater Bremerhaven. Nach den Herbstferien werde ein solches „Casting“ auch für die Wahlen zu den Ortsbeiräten stattfinden, geleitet von Sigrid Grönert und Sascha Lucht, beide MdBB, auch aus Bremen bzw. aus Bremerhaven.
Das fände ich gut.
Martin Korol, Bremen