Von Insa Lohmann
Wenn Arnold Mayer die Tür seines Wohnhauses an der Rablinghauser Landstraße öffnet, steigt einem sofort der Geruch von frischer Schokolade in die Nase. Hier befindet sich nämlich die Fabrikationsstätte von Mayer Junior, die seit fast 100 Jahren nach einem alten Familienrezept Schokoküsse herstellt und in die ganze Welt verschickt.
Wilhelm Mayer, ein Konditor aus Schwaben, soll das Rezept für die süße Versuchung einst von seiner Wanderschaft mitgebracht haben. Er eröffnete zunächst in der Bremer Neustadt eine kleine Manufaktur, wo die Ware noch mit dem Handkarren ausgefahren wurde. Das Rezept ist auch fast das einzige, was den Mayers aus den Gründungstagen geblieben ist.
Produktionsbeginn um fünf Uhr
Für Urenkel Arnold Mayer, der den Betrieb in Rablinghausen heute führt, die wichtigste Überlieferung, die auf keinem Blatt Papier steht. Seit 1920 hat sich an der Rezeptur der Bremer Schokoküsse nichts geändert und darauf ist Mayer stolz. Im Laufe der Jahre hat der Unternehmer seine Produktpalette um Marzipanbrote, Pfefferminzkissen, Kokosstangen, Trüffel und Tafelschokolade ergänzt.
An Wochentagen steht der Unternehmer, der den früheren Flachdachbau des Werks für seine Familie ausgebaut hat, oft schon morgens um fünf in der Produktion. Obwohl er in Hochzeiten zehn bis zwölf Stunden mit der Herstellung seiner Süßwaren verbringt, ist es sein Traumberuf.
Keine Konservierungsstoffe
„Das war für mich schon als Kind klar“, erzählt Mayer, der seinem Vater als Sprössling häufig über die Schulter schaute. An einem normalen Produktionstag brauche er eine Handvoll Personen, um die Schokoküsse herzustellen. Arnold Mayer kümmert sich dabei um die Schaummasse, das Herzstück der süßen Erfindung. Die Rezeptur der Mayer Junior-Schokoküsse sei zwar nicht geheim, aber so schnell mache ihm die trotzdem keiner nach, da ist sich der Süßwarenproduzent sicher.
Der Geschäftsführer des Bremer Familienbetriebs legt großen Wert auf hochwertige Schokolade und Frische – und verzichtet dabei gänzlich auf Konservierungsstoffe. Im Gegensatz zu vielen industriellen Erzeugnissen wird in Rablinghausen nur so viel produziert, wie täglich verbraucht wird.
Wie der Vater, so der Sohn
Heute wird ein Großteil der Produktion maschinell gefertigt, die Maschinen dafür stammen zum Teil aus den 1950er Jahren und sind inzwischen nicht mehr erhältlich. „Die laufen nach wie vor einwandfrei“, sagt Mayer. Seit ein paar Jahren wird der Unternehmer von seinem 28-jährigen Sohn, der wie sein Vater und Großvater den Vornamen Arnold trägt, in der Produktion unterstützt.
Der Junior kann sich ebenfalls für das Geschäft mit den Schokoküssen begeistern und möchte den Familienbetrieb eines Tages übernehmen. Ob da noch was für den Verkauf bleibt? „Mein Sohn ist manchmal selbst unser bester Kunde“, schmunzelt Vater Arnold Mayer.