Jesus_Christ_Theaterhafen Foto: Walzl Paul Brady (rechts) verspottet als Herodes den gefangenen Jesus (Oedo Kuipers). Foto: Stephan Walzl
Rezension

Jesus feiert seine Auferstehung am Theaterhafen

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Mit dem vorübergehenden Umzug des Oldenburgischen Staatstheaters an den Theaterhafen befinden sich die Darsteller von Jesus Christ Superstar nicht mehr nur auf der Bühne. Das hat Nach- aber besonders auch Vorteile.

Die Schauspieler spielen zusätzlich, dank eines rundlaufenden Weges, im Publikum oder auf einer Erhöhung direkt vor den vorderen Reihen. Der Zuschauer ist viel näher am Geschehen, was besonders während der Szenen, in denen die Massen Jesus begeistert feiern, dafür sorgt, dass die Stimmung sehr schnell auf das Publikum überspringt.

Szenen, die in Erinnerung bleiben

Dem ein oder anderen war diese Nähe aber vielleicht zu viel, als Judas, gespielt von Rupert Markthaler, während seiner Selbstmordszene voller Verzweiflung zunächst mit der Pistole statt auf sich selbst auf einige Zuschauer zielte.

Ein starker Moment, der aufgrund der Intensität der Darstellung in Erinnerung bleibt. Diese Intensität Markthalers wird nur noch von seiner gesanglichen Leistung übertroffen. Gerade wenn man denkt, mehr geht nicht, legt er nochmal nach. Das Publikum belohnte ihn dafür auch während der Lieder mit Applaus.

Unmöglich, still sitzen zu bleiben

Oedo Kuipers stellte glaubhaft dar, wie Jesus durch die steigenden Erwartungen seiner Anhänger mehr und mehr überfordert ist. Dem eigenen Zweifel an der von Gott übertragenen Rolle sowie seiner Wut verleiht er schließlich während „Gethsemane“ Ausdruck.

Großartig und mitreißend ist Paul Brady als Herodes, der Jesus in seinem Song zynisch verspottet, zusammen mit der Choreographie von Yoko El Edrisi, ist es unmöglich, still sitzen zu bleiben. Mark Weigel überzeugte schauspielerisch und gesanglich als zwiegespaltener Pontius Pilatus.

Nachteile eines Zelts und einer Verzehrerlaubnis im Zuschauerraum

Die Nachteile eines Theaterzelts zeigten sich ausgerechnet während der finalen Szene. Jesus, sein Leben bereits ausgehaucht, hängt mahnend am Kreuz, begleitet nur von einer ruhigen Instrumentalnummer und dem Knattern eines Motorrads draußen vor dem Gelände.

Da kann niemandem ein Vorwurf gemacht werden. Wenn wenige Sekunden später aber Glasflaschen im Publikum rumkullern, kann das die Stimmung dieser bedrückenden Szene leider ruinieren.

Jesus Christ Superstar wird noch bis zum 1. Juli am Theaterhafen gespielt. Oedo Kuipers gibt zusätzlich am 30. Juni ein Solo-Konzert.

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