Lilienthal dürfe sich nicht länger aus der Verantwortung für die Kinderbetreuung stehlen, rief Christiane Durke ins Mikrophon. Als alleinerziehende Mutter fordere sie, dass zum Slogan der Gemeinde, „lebendige Vielfalt“, zwingend der Zusatz „Familienfreundlichkeit“, angefügt gehöre. Dienstagnachmittag demonstrierten rund 150 Menschen für mehr Krippen-, Kita- und Hortplätze.
Dass die Gemeinde wachse und nicht ausreichend für Kinderbetreuungsplätze sorge, dürfe nicht einfach zum Problem der Hinzugezogenen erklärt werden. Statt einer „Hinhaltepolitik“ müsse der Bürgermeister das Thema endlich zur „Chefsache“ machen, so Christian Wechselbaum, betroffener Vater, bei der Abschlusskundgebung vor dem Rathaus.
Verwaltungsausschuss unterbricht Sitzung
Dort tagte gerade der Verwaltungsausschuss. Rathauschef Kristian W. Tangermann ließ die Sitzung unterbrechen und stellte sich den Demonstranten. Niemand im Gemeinderat würde die Bedeutung der beschriebenen Probleme leugnen. Es entständen am Standort der ehemaligen Christoph-Tornée-Schule bis Jahresende zusätzlich zu den vier weiterzuführenden Gruppen der „Schatzkiste“ noch sieben neue Kita-Gruppen.
Aufgerufen zum Demozug hatte das Lokale Bündnis für Familie. „Wir wollen ein Zeichen setzen“, so Wiebke Hammermann. Das Vorstandsmitglied des Gemeindeelternrates für Kindertagesstätten fordert eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung vom Krippenbereich über die Kita-Zeit bis zur Grundschule. In Lilienthal sei bisher noch nicht einmal der konkrete Bedarf ermittelt worden, so ihr Vorwurf an Politik und Verwaltung. Die Eltern wollten auch nicht mehr warten, so Hammermann, „wir wollen Betreuung – jetzt!“ Und dabei hätten sie das Gesetz im Rücken, Hammermann überreichte Bürgermeister Tangermann den entsprechenden Passus aus dem Sozialgesetzbuch, eingerahmt für seinen Schreibtisch. Der wollte schnell zurück in seine Sitzung. Draussen schickten Kinder ihre Wünsche an Luftballons aufgehängt in die Lüfte.
Elterninitiative will weiter Druck machen
„Wir sind zufrieden mit dem Verlauf dieser Aktion, die im Zusammenhang mit dem bundesweiten Aktionstag der Initiative ‚Lokale Bündnisse für Familie‘ steht“, so Hammermann. Die Eltern rief sie auf wiederzukommen, am Donnerstag, 17. Mai, tage ab 18 Uhr im Ratssaal der Gemeinderat. Auf der Tagesordnung stehe die Verabschiedung eines Nachtragshaushaltes für 2018, man wolle den Kommunalpolitikern weiter Druck machen.