„Auf dem Dach ist gar nichts mehr, und es wurden Netze gespannt, so dass kein Vogel mehr darauf landen kann“, sagt Torben Reininghaus vom Nabu, der sich vor Ort selbst ein Bild von der Situation gemacht hatte.
Er habe bei der Umweltbehörde angerufen, die ihn informierte, dass für dieses Vorgehen keine Genehmigung vorgelegen habe. „In der Schon- und Setzzeit ist es grundsätzlich verboten, die Tiere in irgendeiner Weise zu stören“, sagt er.
„Völlig von der Rolle“
Auf dem Dach hätten zwischen 30 und 50 Paare gebrütet, was 15 bis 20 Prozent der brütenden Sturmmöwen in Bremen entspricht. Ohne die Kolonie hätten die meisten Küken keine Chance zu überleben und seien nun dem Tode geweiht.
„Die kleinen Flauschkugeln sind völlig von der Rolle. Aus ihrem Leben gerissen laufen sie planlos vor Autos und Lkw oder werden von Räubern gefressen. Einige rufen vielleicht noch nach ihren Eltern“, so Reininghaus.
Tierschutz und Veterinärdienst ermittelt
Nils Matthiesen von der Polizei berichtet, dass es vor Ort einen Einsatz gab, aber es zu keiner Anzeige kam. Der Tierschutz und Veterinärdienst Bremen werde weiter ermitteln. Christina Selzer vom Gesundheitsressort erklärte, dass bislang nicht klar sei, wer die Räumung veranlasst habe.
Der Veterinärdienst versuche nun den Verursacher ausfindig zu machen. „Der Verantwortliche muss zur Rechenschaft gezogen werden und der Vorfall darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden“, sagt Maike Schäfer, Umweltsprecherin und Vorsitzende der Bürgerschaftsfraktion der Grünen.
Der Vorfall sei ein Skandal
Und weiter: „Es muss Aufklärung betrieben werden, zumal die Firma, wo die Räumung stattgefunden hat sagt, dass es sich nicht um ihr Dach handele.“ Sie habe die Thematik bereits in einer Senatorenrunde angesprochen und einen Bericht angefordert. Der Vorfall sei ein Skandal.
„Die Vögel brüten bereits seit 15 Jahren auf dem Dach“, erzählt Reininghaus. Er vermute, dass der Grund für die plötzliche Entscheidung, das Dach zu räumen, der ist, dass die Vögel sich gerne auf die Lüftungsklappen des Gebäudes setzen und es möglicherweise dadurch zu Störungen gekommen ist.