Der Hemelinger Kaufmann Ludwig Jakob Vogt hatte mehrere Reisen nach England und Frankreich unternommen, um sich dort in großen Fabriken umzusehen und Kenntnisse über die industrielle Produktion von Gütern zu sammeln.
Besonders die Verarbeitung des Jutehanfs, einer in Ostindien auf riesigen Flächen angebauten Faserpflanze, hatte dabei sein Interesse geweckt und ihn fasziniert. Aus dem aus der Jute gesponnenen Garn konnte ein äußerst strapazierfähiges Gewebe hergestellt werden, aus dem sich unter anderem Säcke für den Transport und Umschlag von Kaffee, Zucker und Salz nähen ließen. Gefärbt eignete sich das Garn zur Fertigung von Läufern und Teppichen, mit Flachs oder Baumwolle gemischt konnte man es zu Drell und Gurten verarbeiten.
Vogt war davon überzeugt, dass mit der Jute auch in Deutschland Geld zu verdienen war. Da die Rohjute von Kalkutta aus per Schiff transportiert wurde, musste eine Fabrik in der Nähe eines Hafens besonders von Vorteil sein. Bremen schied als Standort dabei allerdings aus, weil es dem Deutschen Zollverein nicht angehörte.
Alle Fertigwaren, die von Bremen in das Gebiet des Zollvereins eingeführt wurden, mussten verzollt werden, was zu ihrer Verteuerung führte und mögliche Gewinnspannen schrumpfen ließ. Für Rohstoffe war außerdem ein erheblich geringerer Zollsatz zu entrichten. So war die Gründung einer Fabrik unweit des Bremer Hafens im Zollinland die wohl beste Lösung.
Seit Eröffnung der Bahnlinie Oldenburg-Bremen im Jahr 1867 nutzte Vogt sie mehrfach, um in Delmenhorst Verwandte zu besuchen. Sein Augenmerk war dabei auf das Weideland nördlich des Bahnhofs gefallen, das ihm für die beabsichtigte Gründung seiner Fabrik ideal erschien. Er tat sich mit Adolph Wex aus Bielefeld und einigen Bremer Kaufleuten zusammen und realisierte seinen Plan.
Mit ihrem Gesuch vom 15. April 1870 setzte die Firma Vogt, Wex und Co. das Amt Delmenhorst von ihrer Absicht in Kenntnis, „auf dem zu diesem Zwecke erworbenen, früher im Besitz der Familie Alfken gewesenen, dem Bahnhofe gegenüber liegenden Grundstücke, eine Jute-Spinnerei & Weberei verbunden mit Sackfabrik zu errichten.“
Schon im Februar 1871 konnte nach dem zügigen Bau der Produktionsanlagen der Betrieb mit 650 Feinspindeln und 30 Webstühlen aufgenommen werden. Die erste große mit Bremer Kapital finanzierte Fabrik außerhalb des Bremer Staatsgebietes und Keimzelle der späteren Jute-Spinnerei und Weberei AG war entstanden.
Nur vier Jahre später hatte sich die Anlage schon auf 1340 Spindeln und 70 Webstühle ausgedehnt, und die Belegschaft war von anfänglich 130 auf 300 Arbeiter gewachsen.