Mit linearen schwarz-weißen Zeichnungen vermag es der Crossover-Künstler, dem Besucher Strich für Strich ein Schmunzeln zu entlocken. Seine Schau „Memory Palace“ birgt aber auch noch etwas ganz anderes, wie der Titel vermuten lässt: eine Fülle von Erinnerungen.
Ebendiese legt der Künstler in etlichen Suhrkamp Notizbüchern visuell ab – überwiegend in cartoonartiger Form, teilweise aber auch mit kurzen schriftlichen Statements versehen.
Stefan Marx zeichnet wo er geht und steht, sein Fundus an Notizen wächst und wächst. Zu seinen Motiven gehören unter anderem Mitreisende in der New Yorker U-Bahn, weite Landschaften, Blumenvasen, Flugzeuge, Frösche und Hunde. Viele seiner Zeichnungen tangieren seinen privaten Raum, sind in jedem Fall biografisch und entfalten ihre Bedeutsamkeit manchmal auch nur im Kontext anderer Zeichnungen aus einem Notizbuch – wie eines mit dem Titel G20.
Haus Coburg wird zum „Memory Palace“
Für die Ausstellung arbeitet Stefan Marx mit Poster-Editionen, die er in einem „Gedächtnis-Palast“, in diesem Fall im Haus Coburg, einem „gedrungenen Palast“, wie er es nennt, ablegt. Ähnlich wie bei der Memorierungsmethode verbindet er auf diese Weise Erinnerungen mit Orten, um sie später wieder abrufen zu können.
Seinen „visuellen Notizen“ haucht Stefan Marx stets Leben ein, lässt sie zu Beobachtern der Beobachter werden. Und so fühlt man sich, genau wie der Frosch, der unter einer wachsamen Kaktee inmitten der Prärie hockt, auch als Besucher auf subtile Art beobachtet. Gleich in der Nähe schaut aus einer Blumenvase ein Augenpaar, dem nichts zu entgehen scheint.
Auf vielfältigen „Plattformen“ trägt er seine Zeichnungen in die Welt
In der Remise der Städtischen Galerie wird dann deutlich, wie vielfältig die „Plattformen“ sind, die der Künstler dafür nutzt, um seine Zeichnungen in die Welt zu tragen. Er zeigt Stoffdesigns für sein T-Shirt-Label „Lousy Living Company“, entwirft Motive für Skateboards, Caps, Sticker, Taschen und Vasen. Er publiziert Künstlerbücher und entwirft Plattencover für das Hamburger Label „Smallville“.
Ein Highlight der Ausstellung ist die Reihe „Sundays“ in der Remise. Auf diesen Zeichnungen durchlebt ein geschlechtsloser Hund unterschiedliche Sonntags-Szenen. Ursprünglich als digitale Kolumne auf Instagram erschienen, wird der smarte Vierbeiner mit den langen Ohren großformatig auf Papier gezeigt. Insgesamt 52 Blätter gibt es von der „Sundays“-Edition, die Stefan Marx als Kalender konzipiert hat, um sie aus dem digitalen Raum zu holen.
Notizbuch mit Zeichnungen des Künstlers
Die Schau konnte durch die Förderallianz der Volksbank Delmenhorst-Schierbrok, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Oldenburgischen Landschaft und dem Freundeskreis Haus Coburg ermöglicht werden.
Flankiert wird die Ausstellung „Memory Palace“ von einem umfangreichen Begleitprogramm und einem Programm der jungen Kunstinitiative Copartikel. Auch ein „Notizbuch“ mit Zeichnungen des Künstlers ist erschienen und für 12 Euro im Museumshop erhältlich. Die Ausstellung endet am 26. August.