Concettina Michaelis beim Schneiden auf dem Bahnhofsvorplatz. Die 50-Jährige hat in Bremen den ersten Ableger der Barber Angels gegründet. Foto: Raddatz
Nächstenliebe

Die Bremer Friseur-Engel: Schneiden in der Not

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Sie nennen sich Barber Angels, sind dick eingepackt in schwarze Lederkutten und hantieren gerne mit einem Satz Klingen. Doch nicht etwa Messern - sondern Scheren. Die Friseur-Engel frisieren in Not geratene Menschen.

Wo Concettina Michaelis mit den Scheren schwingt, fliegen die Haare, zaubert sie Lächeln in Gesichter.  So wie am Montagnachmittag auf dem Bahnhofsvorplatz: Da ist Michaelis mit sechs anderen Friseuren bei der Bremer Bürgermahl-Aktion „Brücken bauen“ im Einsatz. 

Zusammen sind sie als Barber Angels Brotherhood vor Ort, ein Zusammenschluss von Friseuren aus ganz Europa. Sie schneiden Haare und Bärte von Wohnungslosen und Bedürftigen – kostenlos. Die Schlange vor dem Zelt ist lang. Mit 200 Leuten rechnen sie im Laufe des Tages. 

„Alles außer Färben“ 

„Es geht darum, Lebensgefühl wiederzugeben“, sagt Concettina Michaelis Mann, Manfred. Er selber ist kein Friseur, gehört aber dem Verein an. „Wir machen hier alles außer Färben“, sagt er. Die Frauen erhalten auf Wunsch auch eine Schmink-Session. „Das Lächeln der älteren Damen, die sich so etwas sonst nicht leisten können, ist toll.“  

Seine Frau hat den ersten Bremer Ableger der Friseur-Engel gegründet. Fünf Friseure zählen sie mittlerweile. Alle acht Wochen bieten sie ihre Dienste in der Christuskirche in Vegesack an. Sie wollen mehr werden, sagt Concettina Michaelis. 

Ein älterer Herr kommt auf sie zu, drückt ihr ein bisschen Kleingeld in die Hand. „Damit Sie überhaupt etwas bekommen“, sagt der Mann und bedankt sich. Die 50-Jährige nimmt an, lächelt, und wendet sich der nächsten Person auf dem improvisierten Friseur-Schemel zu.

 

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