Weser Report: Frau Salziger, räumt die Kleiderschränke aus, leert die Keller – so hat das Rote Kreuz schon mal zu Spenden für den traditionellen DRK-Weihnachtsmarkt in der Unteren Rathaushalle aufgerufen. Manche Spender nahmen das wörtlich. Von diesem Montag an sammeln Sie wieder Spenden für den Weihnachtsmarkt. Was befürchten Sie?
Doris Salziger: Wir bekommen jedes Jahr ganz viele und sehr tolle Sachen, bei uns werden aber auch Spenden abgegeben, die wir leider sofort auf die Mülldeponie bringen müssen, etwa völlig verschmutzte Dinge bis hin zu kotverschmierten Kleidern. Es macht auch keinen Sinn, ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel abzugeben, bei dem Figürchen fehlen, oder uns Bücher zu überlassen, die schon auseinanderfallen. Wir können auf dem Weihnachtsmarkt auch kein angeschlagenes Porzellan anbieten. Für die Entsorgung solcher Sachen ist das Rote Kreuz nicht zuständig.
Trotzdem bleibt die Entsorgung dann am Roten Kreuz hängen, weil Sie ja nicht jedes Kleid und jedes Buch sofort prüfen können, wenn Sie es annehmen. Welche Kosten entstehen Ihnen durch die Entsorgung?
Wir haben in diesem Jahr ein Angebot vorliegen für das Bereitstellen von Containern für 2.000 Euro. Das ist für uns zu viel Geld.
Wie viele Kleiderspenden erhalten Sie für den Weihnachtsmarkt?
Wir zählen die einzelnen Stücke nicht. Aber alle Kleider zusammen wiegen rund 500 bis 750 Kilogramm. Außerdem sammeln wir Bilder, Spielzeug und Medien von der Schallplatte bis zur Spielekonsole. Eine Gruppe vornehmlich älterer Damen sortiert die Spenden dann in einer Halle. Manche sind schon 70 oder 80 Jahre alt. Wir brauchen dringend Nachwuchs – und eine neue Halle. Für die nächsten Jahre suchen wir dringend jemanden, der uns rund 200 Quadratmeter in einer möglichst beheizbaren Halle überlassen kann.
Sie bieten auf dem Weihnachtsmarkt nicht nur gespendete Produkte an.
Eine Gruppe bastelt, andere backen, nähen und stricken das ganze Jahr über für den Weihnachtsmarkt. Sehr beliebt ist unsere selbst gekochte Marmelade.
Warum nehmen Sie keine Elektrogeräte an?
Wegen des Gewährleistungsrechts. Stellt ein Besucher fest, dass er auf dem Weihnachtsmarkt ein defektes Gerät gekauft hat, müssten wir es zurücknehmen. Und vorher prüfen könnten wir die Geräte nicht. Der Aufwand wäre zu groß.
Wie legen Sie die Preise für die gespendeten Artikel fest?
Das sind Erfahrungswerte der Damen, die schon seit Jahren die Spenden sortieren.
Sie verkaufen auf dem Weihnachtsmarkt auch Lose. Woher kommen die Gewinne für die Tombola?
Wir verlosen keine Sachen, die uns die Bremer Bürger gespendet haben. Aber wir schreiben Unternehmen an und bekommen so Waren und Gutscheine gespendet. Der Hauptpreis ist in diesem Jahr ein Rotkreuz-Fahrrad.
Wohin fließen die Einnahmen?
Alle Erlöse, im vergangenen Jahr waren es rund 35.000 Euro, bleiben in Bremen. Im Großen und Ganzen fließt das Geld in den ehrenamtlichen Bereich des Roten Kreuzes in Bremen und Bremerhaven. Insgesamt haben wir im Land Bremen 1.759 Ehrenamtliche. Und denen helfen wir, damit sie anderen helfen können.