Der Boden schwankt leicht unter den Füßen, geradeaus schauen und nicht nach unten sehen – eine wahre Herausforderung bei einem fast einen halben Kilometer langen Spaziergang in luftiger Höhe. Der Gedanke, dass die Hängebrücke eine sichere Stahlkonstruktion ist und die Baumkronen, die zum Greifen nah sind, trösten.
Die Unsicherheit verfliegt schnell und schwenkt in Begeisterung um, sobald die Natur ins Spiel kommt. Zwischen Blättern und Nadeln erhascht man einen Blick auf die tiefgrüne Szenerie und ein paar Meter weiter reicht die Sicht bis zu den Alpen. Und eine Zugabe gibt es obendrauf: In der Ferne fährt ein Zeppelin über den Bodensee.
Beim Baumwipfelpfad im Kneipp- und Kurort Scheidegg im bayerischen Westallgäu geht es auf einer 540 Meter langen Hängebrückenkonstruktion hoch hinaus – dank eines Aufzugs barrierefrei. Damit bietet der 2010 eröffnete Skywalk ein ideales Ausflugsziel für alle. Mit einer kleinen Ausnahme: Nichts für schwache Nerven ist der 40 Meter hohe Aussichtsturm, der ebenfalls mit dem Fahrstuhl zu erreichen ist – oder per Treppe mit mehr als 100 Stufen.
Spielerisch die Natur erleben
Wer sich nicht in die Höhe traut, kann auch auf dem Boden vieles entdecken. Zwei Naturerlebnispfade führen durch den Wald. Kinder können dabei spielerisch mehr über Fuchs, Eichhörnchen und Co. lernen, über Baumstämme balancieren, auf der Spechtwippe schwingen oder sich im Tannenzapfenweitwurf üben.
Eine weitere Attraktion – gerade bei Städtern – ist der Barfußpfad, auf dem Groß und Klein sich über Stock, Kies und Stein tasten. Wem der Magen knurrt, der kann sich im Restaurant mit Allgäuer Spezialitäten stärken oder selbst mitgebrachte Vesper auf der Wiese oder den Bänken verspeisen – mit wunderbaren Panoramablick.
Vor allem im Herbst und Frühjahr ist die Sicht auf die Alpen – dank des Föhns – besonders klar und die Chancen stehen nicht schlecht, dass die Gipfel bereits oder noch weiß sind.
„Sonnigster Ort Deutschlands“
Scheidegg wirbt außerdem damit, mit jährlich mehr als 2.000 Sonnenstunden „sonnigster Ort Deutschlands“ zu sein. Zum Vergleich: In Bremen waren es 2017 nur rund 1.300 Stunden.
Bei diesem Wetter lohnt sich auch ein Ausflug zu den Scheidegger Wasserfällen, wo es mit dem Treppensteigen weitergeht: 237 Stufen geht es hinab zu zwei Aussichtsplattformen, die einen freien Blick auf die zwei untereinander liegenden Wasserfälle bieten.
Festes Schuhwerk ist hierbei ein Muss. Selbst nach dem trockenen Sommer stürzt der Rickenbach immer noch über zwei Stufen mit 18 und 22 Metern Höhe in die bis zu 200 Meter tiefe Rohrachschlucht. Seit 2004 gehören die Wasserfälle laut Umweltministerium zu Bayerns schönsten Geotopen – berechtigt.
Rundweg hinter einem Wasserfall
Wasserfälle entstehen dort, wo sich härtere und weichere Gesteinsschichten abwechseln. Das Wasser trägt mit der Zeit die weichen Schichten ab, wodurch Stufen entstehen. In Scheidegg bestehen die harten Schichten aus Nagelfluhgestein, eine Art Naturbeton aus Flusskies und Schlamm.
Die einzelnen Geröllteile ragen wie Nägelköpfe aus dem Gestein hervor und bilden einen starken Kontrast zu den darunter liegenden glatten Steinschichten.
Nachdem die Treppen wieder erklommen sind, führt ein Rundweg hinter einem kleineren Wasserfall hindurch. Man braucht nur die Hand auszustrecken, um das Wasser über die Hand laufen zu lassen.
Reptilienzoo, Wanderwege und Skigebiete
Noch mehr Kontakt zum nassen Element gibt es auf dem Rückweg beim Wasserspielplatz, wo junge Besucher Staudämme bauen oder ein Wasserrad von ganz nah erleben können.
Der Kurort Scheidegg hat noch weit mehr Attraktionen zu bieten, beispielsweise einen Reptilienzoo, Wanderwege und Skigebiete. Scheideggs Lage lädt außerdem zu einem Ausflug nach Lindenberg, der zweitgrößten Stadt im Landkreis Lindau, sowie zum Bodensee ein.
Weitere Infos unter scheidegg.de und unter skywalk-allgaeu.de im Internet.